Eine Rückblende entführt den Zuchauer ins Jahr 1991, nach Da Nang in Vietnam. Samuel L. Jackson spielt einen Auftragskiller namens Moody, der in einem Schrank ein kleines Mädchen entdeckt, das eine Pistole in der Hand hält und von Leichen umgeben ist. 30 Jahre später. Aus dem kleinen Mädchen ist unter Anleitung von Moody eine schöne Berufsmörderin geworden, die ebenso cool wie effizient ihr tödliches Handwerk verrichtet: Anna (Maggie Q). Eine Frau mit Geschmack: Sie liebt gutes Essen, schöne Kleider und alte Bücher. Darum führt sie in London ein Antiquariat, das aber auch als Tarnung dient. Ihr neuer Auftrag hat es allerdings in sich: Anna soll jemanden töten, der eigentlich schon seit 30 Jahren tot ist.
Sie bittet deswegen zunächst ihre Kontakte, die Identität und den Aufenthaltsort des Verbrechers festzustellen. Unter neuem Namen und unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit verbirgt er seine kriminellen Machenschaften, so das Ergebnis der Recherche. Doch plötzlich sind Annas Helfer tot, auch Moody liegt erschossen in einer Badewanne. Und dann steht ein Mann namens Michael Rembrandt (Michael Keaton) in ihrem Antiquariat, der vorgibt, ein Kunde zu sein, in Wahrheit aber als kaltblütige zweite Hand des Gangsters arbeitet. Von Beginn an sprühen die Funken zwischen Mann und Frau, eine Attraktion verbindet sie, so leicht, frech und schlagfertig, dass man sich mitunter in einem anderen Film wähnt, einer Screwball Comedy vielleicht. Das ändert allerdings nichts daran, dass beide auf verschiedenen Seiten stehen und Anna ihren Auftrag erfüllen muss.
Rache, Action und Liebe
So ganz ist nicht klar, welche Geschichte Regisseur Martin Campbell, verantwortlich für zwei „James Bond“-Abenteuer („Goldeneye“ und „Casino Royale“), erzählen will. Eine Rachegeschichte, in der es um die Bewältigung eines persönlichen, lange zurückliegenden Traumas geht? Einen Actionfilm mit rasanten Kämpfen und schnellem Tempo, in dem ein eigentlich unmöglicher Auftrag erfüllt wird? Oder eine Liebegeschichte, in der Mann und Frau sich auf Augenhöhe begegnen und sich nichts schenken? Einmal treffen sich Anna und Michael auf einen Drink in der Bar und erkennen schon am Klang die Waffen, mit denen sie sich unter dem Tisch bedrohen. Ein anderes Mal tragen sie in Annas Wohnung einen brutalen Faustkampf aus, der kein Ende nehmen will. „Kill me or fuck me!“, schlägt Michael vor, um der Sache ein Ende zu bereiten.
Der Zweikampf, der pars pro toto auch einen Krieg der Geschlechter meint, ist perfekt choreographiert. Besonders erstaunlich: Michael Keaton, immerhin schon 70 Jahre alt, wirft sich noch mit Verve und Körperbeherrschung ins Getümmel. Darüber hinaus entwirft er mit wenigen Gesten eine furchterregende Bedrohung, die er durch ein Augenzwinkern wieder auffängt. Das eigentliche Zentrum des Films ist aber Maggie Q, die sich im schwarzen Stretch-Einteiler mit einer Horde von Gangstern anlegt und dabei stets die Oberhand behält. Dabei strahlt sie eine weibliche Dominanz aus, die ebenso attraktiv wie gefährlich ist. Man ahnt, dass sie ihren Gegnern auch am Schluss ein Schnippchen schlagen wird.