Abenteuer | Japan 2022 | 100 Minuten

Regie: Tetsurô Araki

Nachdem es in Tokio geheimnisvolle Wasserblasen geregnet hat, kommt es zu einer Überschwemmung, die fast nur Jugendliche überleben. Fünf Jahre später liefern sich in der isolierten Ruinenstadt die jungen Bewohner Parkour-Wettbewerbe um die Nahrung. Als dabei ein besonders geschickter Einzelgänger verunglückt, rettet ihn ein Mädchen mit magischen Kräften. Detailfreudig und wirklichkeitsnah gestalteter Anime, das sich grob an dem Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ orientiert und mit Versatzstücken aus Endzeit- und Science-Fiction-Filmen spielt. Die eigentliche Attraktion sind die spektakulären Parkour-Szenen und die Darstellung einer ersten Liebe mit buchstäblich welterschütternder Intensität. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BUBBLE
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
WIT Studios
Regie
Tetsurô Araki
Buch
Gen Urobuchi
Musik
Hiroyuki Sawano
Länge
100 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Abenteuer | Anime | Science-Fiction

Detailfreudiges Science-Fiction-Anime über einen Parkour-Virtuosen und ein Mädchen mit magischen Kräften, die nach einer Katastrophe in einem postapokalyptischen Tokio leben.

Diskussion

Eines Tages regnete es geheimnisvolle, türkis funkelnde Wasserblasen vom Himmel. Die Schönheit dieses unwirklichen Moments täuschte allerdings darüber hinweg, dass es eigentlich der Beginn einer Katastrophe war. Wenn die Handlung des Science-Fiction-Animes „Bubble“ fünf Jahre später einsetzt, hat sich Tokio längst in eine überschwemmte Ruinenstadt verwandelt, die durch eine Kuppel vom restlichen Japan abgeschirmt ist. Auf den brüchigen Wolkenkratzern wächst mittlerweile Gras; vereinzelt in der Luft schwebende Felsbrocken strotzen der Schwerkraft. Faszination und Schrecken stecken dabei gleichermaßen in der detailfreudig und wirklichkeitsnah in 3D animierten Stadt, über der oft ein unwirklicher weißer Schimmer liegt.

Der unter anderem durch die „Death-Note“- und „Attack-on-Titan“-Reihe bekannt gewordene Animationsregisseur Tetsurô Araki hat in „Bubble“ einen postapokalyptischen Abenteuerspielplatz geschaffen. Das Unglück von einst haben fast nur Jugendliche überlebt, die sich regelmäßig im „Parkour“-Hindernislauf miteinander messen. In diesen gefährlichen Wettbewerben verbinden sich Spieltrieb und existenzieller Ernst: Wer es als erster schafft, in schwindelerregender Höhe eine Fahne zu erreichen, bekommt eine rare Ration Essen. Besonders gefürchtet ist eine maskierte Gang mit Zauberschuhen und hoher Social-Media-Präsenz.

Die Welt Kopf sehen lassen

Das Aufregendste an „Bubble“ ist sein Bewegungsdrang, dem der Film in spektakulären Actionszenen immer wieder freien Lauf lässt. Gemeinsam mit dem wortkargen Einzelgänger Hibiki, der mit seiner „Blue Blaze“-Mannschaft auf dem Dach eines Hochhauses lebt und sich gegen die Masken-Gang behaupten muss, wirbelt man durch das dystopische Wunderland. Geschickt springt der große, hagere Junge über die elastischen Blasen, hangelt sich an Baukränen entlang, schwingt sich durch U-Bahn-Wracks und dreht dabei souverän Pirouetten in der Luft. Als Zuschauer sitzt man ihm dabei stets im Nacken und teilt das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und die Welt Kopf stehen zu lassen.

Die Geschichte, die um diese Momente gebaut ist, versucht die Traurigkeit hinter Hibikis ernstem Gesicht zu ergründen und setzt auf eine Liebesgeschichte. Als der Junge während eines Wettkampfs ins Wasser stürzt, rettet ihn die sich plötzlich aus Blasen formende Uta das Leben. Das etwas ungeschickte Mädchen mit den blauen Haaren und den großen, glänzenden Kulleraugen wirkt zunächst wie eine Frontalattacke im Namen der Niedlichkeit. Während sie am Alltag der wagemutigen Blue-Blaze-Truppe teilnimmt, staunt sie kindlich fasziniert über Alltäglichkeiten wie ein Spiegelei, offenbart im entscheidenden Augenblick aber besondere Kräfte.

Bis die nächste Katastrophe heranrauscht

Mit Hibiki teilt Uta eine innere Verbundenheit, die sich vor allem in einer naiven Melodie ausdrückt, die nur die beiden hören können. Wie sich die Beziehung zwischen ihnen entwickelt, deutet sich bereits an, als das Mädchen „Die kleine Meerjungfrau“ aus dem Bücherregal zieht. „Bubble“ bedient sich aber nicht nur bei dem Märchen von Hans Christian Andersen, sondern setzt auch auf andere bekannte Motive aus Endzeit- und Science-Fiction-Filmen. Das Drehbuch von Gen Urobuchi ist nicht auf Einzigartigkeit angelegt, sondern bildet in erster Linie ein solides Grundgerüst für akrobatische Eskapaden und eine im wahrsten Sinne des Wortes welterschütternde erste Liebe. Denn je näher sich das junge Paar kommt, desto mehr gerät ein spiralenförmiges Kraftfeld im Tokyo Tower außer Kontrolle und lässt die nächste Katastrophe heranrauschen.

Virtuos spinnt der Film dabei das Blasenmotiv weiter. Trotz offensichtlicher Unterschiede teilen Uta und Hibiki das Gefühl, nicht so richtig in diese Welt zu passen. So wie sich der Junge bereits am Anfang mit großen Kopfhörern von seinem Umfeld abkapselt, gleicht auch die aufkeimende Liebe einer Wasserblase: luftdicht abgeschirmt von äußeren Einflüssen und durch ihre dünne Schicht zugleich jederzeit im Begriff zu platzen.

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