Still: A Michael J. Fox Movie

Dokumentarfilm | USA 2023 | 95 Minuten

Regie: Davis Guggenheim

Ein Dokumentarfilm über den kanadischen Schauspieler Michael J. Fox, der sich nicht nur mit dessen Karriere auseinandersetzt, sondern vor allem auch mit der Parkinson-Erkrankung, mit der der über 60-Jährige bereits 30 Jahre lang lebt. Dabei gibt der formal schlichte Film vor allem Fox selbst Raum, teilweise mit viel Sarkasmus und Selbstironie seinen Werdegang zu kommentieren. So entsteht das Porträt eines Mannes, der mit Würde, Kampfgeist und Humor gegen sein unheilbares Leiden ankämpft, sich aber nicht zum Helden hochstilisieren lassen will. Bis auf ein paar Ausrutscher in den Kitsch findet die Regie die richtige Mischung aus dokumentarischem Abstand und Szenen, die das Publikum auch emotional treffen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
STILL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Concordia Studios
Regie
Davis Guggenheim
Kamera
Julia Liu · Clair Popkin
Musik
John Powell
Schnitt
Michael Harte
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm | Dokumentarisches Porträt
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Ein dokumentarisches Porträt über „Zurück in die Zukunft“-Star Michael J. Fox, in dem es nicht nur um seine Schauspiel-Karriere geht, sondern vor allem auch um den Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung.

Diskussion

62 Jahre alt ist Schauspieler Michael J. Fox mittlerweile, die Hälfte seines Lebens kämpft er bereits mit einer Krankheit – der gebürtige Kanadier, der einst mit „Zurück in die Zukunft“ zur jugendlichen Kultfigur der 1980er-Jahre wurde, leidet an Parkinson. Die auch Schüttellähmung genannte Krankheit hat Fox inzwischen fest im Griff, dennoch arbeitet der Schauspieler bis heute, wann immer es möglich ist. Der erfahrene Regisseur Davis Guggenheim legt nun eine Dokumentation über Michael J. Fox vor, in dem vor allem einer zu Wort kommt – der Schauspieler selbst.

Dabei setzt Guggenheim nicht auf stilistische Raffinesse, um seinen Film zu erzählen. Ein paar gespielte Szenen mit einem Fox-Double, den er stets nur von hinten zeigt, das ist schon alles, was Guggenheim an Dramatisierung nutzt. Der Rest besteht größtenteils aus Interviews mit dem Schauspieler, teilweise mit der Kamera auf dem Gesicht des 62-Jährigen, teilweise mit Film- und TV-Material unterlegt. Und der Blick, den Fox direkt auf das Publikum richtet, sagt manchmal mehr als die Worte, die Fox hervorbringt – und die oftmals als mühsam zu erkennen sind. Es ist die Intensität dieser Momente, die im Gedächtnis bleibt.

Mehr als Parkinson

Guggenheims Film beginnt, wie er endet. Mit der Krankheit. Wie Fox erzählt, dass sein kleiner Finger nach einer durchzechten Nacht morgens zuckte und nicht zu ihm zu gehören schien, geht unter die Haut. Allerdings entfernt sich der Film dann schnell wieder davon und erzählt mehr als eine halbe Stunde von Fox’ Kindheit und dem Beginn seiner Karriere, bis er schließlich durch die Serie „Familienbande“ zum Durchstarter und durch „Zurück in die Zukunft“ zum Superstar wurde. Das Leben des Michael J. Fox ist mehr als Parkinson, und diese wichtige Botschaft stellt Guggenheim zu Beginn in den Fokus. Allerdings unterscheidet sich die Geschichte des jungen Kanadiers, der als besonders klein gewachsener Jugendlicher noch für die Rollen von Kindern perfekt schien, nicht sonderlich von anderen Erfolgsstorys von Schauspielern. Auch die Geschichte von Fox’ Reise als junger Mann nach Hollywood und davon, wie das Mobiliar in seinem winzigen Apartment ständig weniger wurde, während er auf den Durchbruch wartete, ist zwar so passiert, aber wenig originell. An Wert gewinnt dieser Teil des Films durch Fox’ lakonische Kommentare aus dem Off, der sich mit viel galligem Humor über die eigenen Klischees lustig macht.

Der dunkelste Teil der Dokumentation folgt danach: Als Superstar kommt der Schauspieler mit der beginnenden Krankheit nicht zurecht, Alkohol-Abstürze folgen, obwohl Fox inzwischen glücklich verheiratet und Vater ist. Doch er braucht Jahre, um sich mit seiner Situation zu arrangieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen, um nicht nur seine Ehe, sondern auch sich selbst zu retten. Sehr offen redet Fox über diese Phase, findet klare Worte und auch schöne sprachliche Bilder, die im Kopf bleiben. Und schließlich beginnt der dritte und letzte Teil des Films, in dem die Krankheit die Hauptrolle übernimmt. Und dem Publikum einige harte Wahrheiten offenbart. Fox verschweigt seine ständigen Verletzungen durch Stürze ebenso wenig wie seine Ängste vor der Zukunft. Brüche, blaue Flecke, Verletzungen im Gesicht und das Wissen darum, dass nichts davon je wieder besser wird.

Kampf gegen die Krankheit

Dennoch inszeniert Guggenheim seinen Hauptdarsteller auch als Fighter, denn Aufgeben ist für Michael J. Fox keine Option. Der 62-Jährige trainiert mit Spezialcoaches seine Beweglichkeit, nimmt Hörbücher auf und arbeitet, wenn möglich, noch immer als Synchronsprecher für Animationsfilme und Serien. Auch seine späten Rollen, in denen er wie in „The Good Wife“ einen kranken Anwalt spielt und sich dabei nicht scheut, ein echtes Ekel darzustellen, zeigen die Einstellung des Schauspielers, der alles nutzt, was er hat, um seinen Job so gut es geht zu machen.

Allerdings drückt Guggenheim gegen Ende auch durch die Einbindung von Gattin und erwachsenen Kindern ein wenig zu stark auf die Tränendrüse, was der inszenatorisch durchschnittliche, aber inhaltlich packende Film gar nicht nötig hätte. Denn Michael J. Fox’ Schicksal und die Art und Weise, wie er es annimmt und damit umgeht, braucht keinerlei Verstärkung durch leicht kitschige Spaziergänge am Strand oder gemeinsames Spielen im Wohnzimmer. Doch diese kurzen Szenen verwässern den insgesamt starken Eindruck dieser Dokumentation kaum. Für Fans des Schauspielers dürfte der Film ohnehin ein Pflichttermin sein. Der so würdevolle und harte Kampf des Schauspielers um das, was ihm an Bewegungsmöglichkeiten noch bleibt, ringt Respekt ab. Davis Guggenheim erzählt dieses Leben und Kämpfen über weite Strecken mit einer guten Mischung aus Abstand und emotionalen Momenten, die Nähe erzeugen. Er zeigt den Schauspieler und den an Parkinson leidenden Mann – und legt den Menschen dabei frei. Mehr kann eine Dokumentation kaum leisten.

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