Komödie | Norwegen 2022 | 93 Minuten

Regie: Hallvar Witzø

Die Leidenschaft fürs Dynamit hat ein riesenhafter Norweger von seinen Eltern geerbt, die als Widerstandskämpfer gegen die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Brücken in die Luft sprengten. Sie führt ihn als Sprengmeister in die USA, später aber auch ins Gefängnis und lässt ihn zwischendurch seine große Liebe finden. Stets aber kehrt er in seine Heimat auf die kargschöne Insel Frøya zurück, wo er am Ende sein Glück findet. Eine schwarzhumorige Tragikomödie um eine explosive Liebe und das skurrile Leben in der westnorwegischen Provinz. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
ALLE HATER JOHAN
Produktionsland
Norwegen
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Film in Norway/Nordisk Film Prod.
Regie
Hallvar Witzø
Buch
Erlend Loe
Kamera
Karl Erik Brøndbo
Musik
Jørund Fluge Samuelsen
Schnitt
Trude Lirhus
Darsteller
Pål Sverre Hagen (Johan Grande) · Ingrid Bolsø Berdal (Solvor) · Ine F. Jansen (Ella) · Paul-Ottar Haga (Stor-Johan) · John F. Brungot (Postbote Frode)
Länge
93 Minuten
Kinostart
14.03.2024
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
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Schwarzhumorige Tragikomödie um einen riesenhaften Norweger, der von seinen Eltern eine zerstörerische Liebe zum Dynamit geerbt hat.

Diskussion

„Ja, alles bestens, Johan“, ist das Letzte, was der kleine Johan von seiner Mutter hört, ehe seine Eltern beim Versuch, vor der Küste der norwegischen Insel Frøya eine Treibmine zu entschärfen, vor seinen Augen in die Luft gesprengt werden. Von da an wächst Johan bei Tante und Onkel auf. Die Lust an Explosionen aber, die ihm die Eltern gleichsam in die Wiege gelegt haben, als sie ihn während des Zweiten Weltkrieges als Baby mitnahmen, wenn sie Brücken sprengten, um die deutschen Besatzer aufzuhalten, verspürt Johan mehr denn je. Es ist ein unwiderstehlicher Drang, eine Dynamitstange anzuzünden, ein paar Meter wegzuwerfen, sich die Ohren zuzuhalten und zuzusehen, wie sie mit einem lauten Knall ein Loch in die felsige Küstenlandschaft reißt.

Er kann es einfach nicht lassen

Das lässt auch nicht nach, als Johan als junger Mann (Pål Sverre Hagen) mitansehen muss, wie seine Freundin Solvor (Ingrid Bolsø Berdal) bei einem fehlgeschlagenen Sprengversuch so schwer verletzt wird, dass sie ein Auge verliert und fortan an den Rollstuhl gefesselt ist. Und es geht auch dann weiter, als er etlichen Jahren nach seiner Rückkehr aus den USA, wo er als Sprengmeister arbeitete, bei einem Streit mit Solvor eine Dynamitstange aus dem Fenster wirft und dabei versehentlich den Briefträger tötet. Und selbst als er mit fast achtzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, kann er es einfach nicht lassen.

All das könnte erklären, warum auf der Insel (fast) alle Johan hassen. Zumindest spielt es eine Rolle. Der eigentliche Grund aber ist viel simpler. Die Menschen hassen ihn, weil er ein Grande ist. Die Grandes waren die ersten Siedler auf der Insel und besitzen deshalb die besten Grundstücke ganz im Süden, im Fischerdorf Titran, das schon zu Zeiten der Wikinger besiedelt war.

Groß und stark wie ein Wikinger entwickelt sich auch Johan Grande. Kurz nach dem Tod seiner Eltern versucht er, den 150 Kilogramm schweren Grabstein ins Meer zu stoßen, weil der dorthin gehört, ins dunkle Wasser, das seine Eltern so liebten und in dem sie den Tod fanden. Was ihm als Kind nicht gelang, schafft er etliche Jahre später, wenn er zu einem riesenhaften und bärenstarken Mann herangewachsen ist.

Zwischen Elchen und Dachsen

Regisseur Hallvar Witzø erzählt das mit lakonischem schwarzem Humor, untermalt von folkloristischen Klängen vor der schroff-schönen Kulisse der Nordmeerinsel. Witzø, der nach eigenen Angaben zwischen Elchen und Dachsen groß wurde, skizziert in seinem Spielfilmdebüt ein hassliebevolles Porträt einer irrwitzigen Provinzgemeinschaft voller eigenwilliger Charaktere, von denen Johan der mit Abstand seltsamste ist.

„Alle hassen Johan“ erzählt aber auch die tragikomische Geschichte einer lebenslangen Liebe vom ersten schüchternen Kuss bis zum letzten. Diesem romantischen Erzählstrang verdankt der Film seine berührendsten Momente. Den Takt aber gibt der skurrile Lauf eines so absurden wie fabelhaften Lebens vor. An Johans Seite ist dabei stets das Wildpferd „Ella“, das wie Johans Mutter heißt, am Ende 69 Jahre alt ist und damit sieben Jahre älter als das 1822 gestorbene Treidelpferd Old Billy, das angeblich 62 Jahre alt wurde und als das älteste Pferd aller Zeiten gilt. In Johans Welt ist dies allerdings nichts, worüber man sich allzu sehr wundern müsste. Der makabre Humor, die schrägen Figuren und die schrullige Atmosphäre tragen den Film unterhaltsam, beschwingt und sogar leichthändig bis zum Ende, allerdings kaum darüber hinaus.

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