Action | USA 2023 | (fünf Folgen) Minuten

Regie: Catriona McKenzie

Spin-off-Serie aus dem Marvel Cinematic Universe um die Figur Maya Lopez alias Echo aus der Serie „Hawkeye“. Nach ihrem gewalttätigen Bruch mit dem Schurken Kingpin begibt sich die hörbehinderte Kriegerin zurück zu ihren familiären indigenen Wurzeln, aufs Gebiet der Choctaw Nation of Oklahoma. Von dort aus will sie den Kampf gegen Kingpins Vasallen aufnehmen, muss sich aber auch mit ihrer Vergangenheit, ihrer Familie und ihrem kulturellen Erbe auseinandersetzen. Die Serie positioniert die bisher nur als Nebenfigur auftretende Echo als starke Heldin und verwendet viel Zeit darauf, um jenseits des Gangster-Plots rund um ihre Selbstbehauptung gegenüber Kingpins Netzwerk ihre Herkunft zu beleuchten, nicht zuletzt mit Rückblenden. Spannungsdramaturgisch tut sich die Inszenierung allerdings etwas schwer damit, den Action-Plot und die Hommage auf die indigene Kultur flüssig zu verknüpfen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
ECHO
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
20th Television/Disney+/Marvel Studios/Walt Disney Pict.
Regie
Catriona McKenzie · Sydney Freeland
Buch
Marion Dayre · Amy Rardin
Kamera
Kira Kelly · Magdalena Gorka
Musik
Mato Standing Soldier
Darsteller
Alaqua Cox (Maya Lopez/Echo) · Vincent D'Onofrio (Wilson Fisk/Kingpin) · Zahn McClarnon (William Lopez) · Tantoo Cardinal (Chula, Mayas Großmutter) · Graham Greene (Skully)
Länge
(fünf Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Action | Comicverfilmung | Fantasy | Serie
Externe Links
IMDb | JustWatch

Spin-off-Serie aus dem Marvel Cinematic Universe um die Figur Maya Lopez alias Echo, die bereits in der Serie "Hawkeye" auftrat. Nach ihrem Bruch mit dem Schurken Kingpin muss die hörbehinderte Kämpferin sich nun mit ihrer Herkunft auseinandersetzen und ihren Weg neu finden.

Diskussion

Der König ist tot … oder doch nicht? Im Finale der Serie „Hawkeye“ sah es so aus, als würde Super-Gangster Wilson Fisk alias Kingpin (wie schon in „Daredevil“ charismatisch verkörpert von Vincent D’Onofrio), kaum nachdem er als Hintermann endlich in den Vordergrund getreten war, auch schon wieder eliminiert: Seine Ziehtochter und Frau fürs Grobe, Maya Lopez alias Echo (Alaqua Cox), wendete sich gegen ihn. Hawkeye selbst hatte der jungen Frau, die wie er selbst taub ist, die Augen darüber geöffnet, dass die Tötung ihres leiblichen Vaters William Lopez einst auf Betreiben ihres angeblichen Mentors Kingpin selbst geschehen war. Ein Schuss fiel – doch hat er dem Gangster-Koloss wirklich das Licht ausgeblasen? Und wie geht es nun mit Maya Lopez weiter, nachdem sie es gewagt hat, es auf eine offene Konfrontation mit dem mächtigsten Mann der Unterwelt und damit auch mit seinem weitverzweigten Netzwerk an Vasallen ankommen zu lassen?

Eine Heldin der Choctaw Nation

Die fünf Episoden der ersten Staffel von „Echo“ versprechen darauf eine Antwort. Fans, die hoffen, schnell mehr über den ikonischen Schurken zu erfahren, dürften indes enttäuscht sein: Zwar offenbart sich recht zügig, dass Kingpin tatsächlich überlebt hat; bis er aktiv wieder mitzumischen beginnt, muss man sich indes etwas gedulden. Und auch die Erwartung, dass sich die Serie etwas mehr als „Hawkeye“ Richtung „Daredevil“ bewegen könnte, erfüllt sich erstmal nicht, auch wenn der blinde Superheld in der ersten Folge einen schönen, knallhart-actionreichen Auftritt hinlegt. Stattdessen macht „Echo“ erstmal dem Titel alle Ehre und konzentriert sich ganz auf die weibliche Hauptfigur und das Ausloten ihrer Hintergründe. Zum Auftakt bekommt das Publikum eine Art Origin Story im Schnelldurchlauf serviert, die den Bogen von der Kindheit der Heldin bis in die Gegenwart schlägt und bei der es nicht zuletzt um Lopez’ Herkunft aus der Choctaw Nation in Oklahoma geht (in den Comics war sie ursprünglich eine Cheyenne). Und auch in den kommenden Folgen werden Lopez’ Familie und das Erbe ihrer indigenen Vorfahr:innen eine wichtige Rolle spielen.

Dramaturgisch festgemacht wird das daran, dass sich die Titelfigur nach ihrem Fall-out mit Kingpin „back to the roots“ begibt, in den Ort auf dem Gebiet der Choctaw, wo sie einst im Schoß ihres Volkes und ihrer Eltern aufwuchs. Mit dem Tod ihrer Mutter, für den ihre Großmutter Chula (Tantoo Cardinal) ihren in kriminelle Geschäfte verwickelten Vater William (Zahn McClarnon) verantwortlich gemacht hatte, hatte es einen Bruch in der Familie gegeben; der Vater war mit Maya nach New York gezogen. Mayas späte Heimkehr erfolgt nun mit etwas unklarer Agenda: Sie will untertauchen, zugleich aber auch den Kampf gegen Fisks Getreue aufnehmen; sie will ihre Verbindungen in der Heimat nutzen, zugleich aber auch Distanz zu einst geliebten Menschen, etwa zu ihrer Cousine Bonnie (Devery Jacobs), wahren. Und sie entdeckt eine neue, alte Kraft an sich, ohne so recht zu wissen, was sie damit anfangen soll – etwas Mysteriöses, was schon ihren Ahninnen besondere Stärke gab, regt sich auch in ihr.

Zwischen indigenen Wurzeln und kriminellen Verstrickungen

Unterzutauchen gelingt ihr nicht wirklich: Zu viele Leute bekommen schnell mit, wo Maya steckt. Und dazu gehören nicht nur ihr Onkel Henry (Chaske Spencer) und ihr Cousin Biscuits (Cody Lightning), deren Hilfe sie in Anspruch nimmt, sondern auch die gestrenge Großmama, vor der sie ihre Anwesenheit eigentlich geheim halten wollte. Und auch die New Yorker Gangster bekommen Wind von Mayas Aufenthalt. Emotionale Verwicklungen und handfeste Abenteuer und Auseinandersetzungen sind die Folge.

Wirklich packende Fahrt nehmen diese indes (zumindest in den vorab für die Presse verfügbaren drei Folgen) nicht auf: Man merkt „Echo“ an, dass sich das Marvel Cinematic Universe mittlerweile bis zu einem Punkt ausgedehnt hat, an dem es an den Rändern allzu stark zerfranst. Die Serie bedient durchaus routiniert die bewährte Mischung aus Action (die hier u.a. durch ein schönes Sounddesign aufgewertet wird, das mit der Behinderung der Heldin spielt), zwischenmenschlichen Reibungen und einer Portion Humor; deren Anziehungskraft hat sich mit dem allmählichen Ausscheiden der ersten „Avengers“-Garde jedoch langsam abgeschliffen, und die Newcomer-Held:innen tun sich schwer damit, sie zu beleben.

Von Schöpfungsmythen und Stockballspielen

Frischen Reiz soll vor allem der „Diversity“-Faktor bringen: „Echo“ setzt forciert auf die indigene Herkunft seiner Heldin, entwickelt dabei allerdings weniger Dynamik als etwa „Ms. Marvel“. Zwar gehört das Spiel mit Versatzstücken aus Mythologie und Kultur der Choctaw zu den interessantesten Aspekten der Serie – so spielt etwa schon in der Exposition der Schöpfungsmythos des Volks eine Rolle, später wird unter anderem auf die Geschichte der Lighthorsemen, der indigenen Polizeitruppe, und aufs indigene Stockball-Spiel zurückgegriffen. Solche Elemente werden jedoch vor allem mittels Rückblenden eingebunden, die Maya rückkoppeln an ihre Vorfahrinnen, und nicht wirklich flüssig in die gegenwärtige Handlung integriert. In dieser wiederum bleibt nur begrenzt Raum, um die aktuelle Lebenswelt der Choctaw Nation, die den Rahmen abgibt, wirklich plastisch auszumalen, sodass die Serie in beiden Aspekten etwas kurz springt: als Hommage auf die First Nations bleibt sie zu oberflächlich, als Gangster-Story tut sie sich schwer damit, zu einer straffen Spannungsdramaturgie zu finden.

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