Mit dem analogen Kino verschwinden seine Artefakte –
all die Schrammen, Laufstreifen und sonstigen Fehler, die eigentlich keine
Fehler sind, sondern Gebrauchsspuren. Beziehungsweise Verbrauchsspuren. Einen
Film vorführen heißt, ihn zu zerstören. Wie Narben auf dem Körper eines
Soldaten verweisen die Artefakte des analogen Bilds auf vergangene Einsätze.
Und wie die Narben des menschlichen, können auch die des filmischen Körpers
schön sein. Vielleicht könnte man sogar sagen: Wenn man sich lange genug mit
den Narben des analogen Kinos beschäftigt, werden sie fast alle schön. Klar:
manche mehr, manche weniger. Ein dicker Laufstreifen im Zentrum des Bildes
sicherlich eher weniger; da überträgt sich der Akt der Aggression, dem der
Filmstreifen einst anheimgefallen war, fast ungefiltert auf die Zuschauer.
Das schönste Artefakt auf dem diesjährigen 18.
außerordentlichen Kongress des Hofbauer-Kommandos, einem der analogen
Filmprojektion verpflichteten Off-Festival im Kommkino Nürnberg, ist dezenter,
es ziert ein paar Minuten des atmosphärischen, dabei weniger hypnotischen als
selbst etwas schläfrigen Exorzistenfilms