Kann
man mit der filmischen Apparatur, mit Kamera, Tongerät und Projektion, zu
autobiografischer Wahrheit vorstoßen, auch wenn Ich und Ich-Erzählung rein
fiktiv sind? Seit Jim McBrides fingiertem Filmtagebuch „David Holzman’s Diary“
(1967), die eine bis heute anhaltende Diskussion über das Verhältnis von
Wirklichkeit und Bildproduktion auslöste, wird diese Frage in verschiedensten
filmischen Formen gestellt. In jüngerer Zeit hinterfragen „falsche
Autobiografien" wie „Das unmögliche Bild“ (2016) von Sandra Wollner und
„My Mexican Bretzel“ (2019) von Nuria Giménez Lorang den „autobiografischen
Pakt“ zusätzlich aus einer dezidiert weiblichen Perspektive.
Am 14. Juli 1967 beginnt
David Holzman sich selbst zu dokumentieren. Er ist so angefixt von seinem
Vorhaben, dass er noch im Laden, wo er sich ein tragbares Tongerät und eine 16mm
Éclair-Kamera kauft, zu filmen beginnt. Holzman ist einer der ersten, die ihr
Leben in Form eines Diary aufzeichnen. Das Aufkommen einer billigen und leicht
handhabbaren Technik eröffnet ganz neue Möglichkeiten; außerdem kommt das
filmische Medium dem ausgeprägten Narzissmus des Künstlers sehr entgegen.