© Piffl Medien/Agata Kubis ("The Green Border")

Neuer Kinotipp: „Green Border“

Agnieszka Hollands Drama „Green Border“ über das Leid von Geflüchteten an der polnisch-belarussischen Grenze ist neuer „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“

Veröffentlicht am
06. Februar 2024
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Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland wirft in ihrem Drama „Green Border“ bedrängende Schlaglichter auf die Situation an der „grünen Grenze“ zwischen Polen und Belarus, über die Geflüchtete in die EU gelangen wollen. Die Jury der Katholischen Filmkritik kürte den Film, der am 1. Februar in die deutschen Kinos kommt, zum Kinotipp.


Der neue Film der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland erzählt zwar von fiktiven Figuren, wurzelt aber tief in einer grauenhaften Realität, die sich direkt an den Grenzen der EU abspielt. In schwarz-weißen Bildern wirft „Green Border“ Schlaglichter auf das, was seit Jahren an der Grenze zwischen Belarus und Polen passiert. Migranten aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern versuchen hier, ermutigt durch die belarussische Regierung unter Alexander Lukaschenko, anstelle der Route über das Mittelmeer in die Europäische Union zu gelangen. Auf der polnischen Seite wird darauf jedoch mit einer brutalen „Push back“-Praxis reagiert. Was diese Situation für die Menschen bedeutet, die ihr ausgesetzt sind, vermittelt das Drama „Green Border“ so eindringlich, dass die Jury der Katholischen Filmkritik den Film zum neuen Kinotipp kürte.

Agnieszka Holland beleuchtet die Lage aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Das erste Kapitel folgt einer syrischen Familie sowie einer Frau aus Afghanistan bei der zunächst hoffnungsvollen, dann aber immer mehr zur grotesken Höllenfahrt werdenden Reise, die im ewigen Hin und Her zwischen beiden Ländern zu scheitern droht. Denn belarussische Soldaten jagen die Migranten nach Polen, wo sie umgehend und im Zweifelsfall mit brutaler Gewalt wieder hinter die Stacheldrahtbarrikaden nach Belarus geknüppelt werden. Das zweite Kapitel nimmt einen polnischen Grenzschützer genauer in den Blick; das dritte stellt eine Gruppe von Aktivisten und Aktivistinnen ins Zentrum, die mit zivilgesellschaftlichem Widerstand gegen das Unrecht kämpfen, womit der Film, bei aller Härte, dann doch auf einem hoffnungsvollen Akkord endet.

Hin und her getrieben: "Green Border" von Agnieszka Holland (Piffl Medien/Agata K)
Hin und her getrieben: "Green Border" von Agnieszka Holland (© Piffl Medien/Agata Kubis)

Das Drama ist auf die Vorgänge in den Wäldern entlang der Grenze konzentriert und zeichnet die Aushöhlung der Menschenrechte mit aller Deutlichkeit nach - eine „notwendige Konfrontation mit der Realität“, wie die Jury befand: „Gewalt und perfide Brutalität sind hier keine Effekthascherei, kein Aufblähen zu einem Drama, sondern genaue Recherche.“

Auch wenn auf größere geopolitische Kontextualisierungen verzichtet wird, um nahe bei den Protagonisten zu bleiben, liefert der multiperspektivische Ansatz ein höchst differenziertes Bild der Situation. An vielen Stellen macht der Film deutlich, so die Jury, dass es sich bei dem Flüchtlingsdrama nicht um ein polnisches Problem, sondern um ein europäisches handelt. Agnieszka Holland bietet mit ihrem Film zwar keine einfachen Lösungen; sie stelle aber „die radikale Frage, wie weit wir zu gehen bereit sind bei der Abwehr von Menschen, deren Interesse ein besseres Leben oder das Überleben ist.“ Zugleich erinnert „Green Border“ an die Handlungsspielräume jedes Einzelnen - gerade auch in einer Dilemma-Situation. „Die Bewahrung der eigenen Menschlichkeit - das ist die tröstliche, Hoffnung stiftende, zugleich aber auch fordernde Botschaft - ist immer möglich.“


"Green Border" ist ab 1. Februar im Kino zu sehen
"Green Border" ist ab 1. Februar im Kino zu sehen


Hinweis

Der Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ ist ein Qualitätssiegel, mit dem Filme hervorgehoben werden, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen, Antworten auf existenzielle Fragen formulieren oder gegen den Status quo einer selbstzufriedenen Welt aufbegehren.

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