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Neuer Kinotipp: „Julie - Eine Frau gibt nicht auf“ von Éric Gravel

Das Sozialdrama „Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ ist neuer Kinotipp der Katholischen Filmkritik

Veröffentlicht am
16. März 2024
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Die Jury der Katholischen Filmkritik hat den Film „Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ von Éric Gravel zum neuen Kinotipp gekürt. Das Sozialdrama greift über eine alleinerziehende Frau, die in der Peripherie von Paris lebt und jeden Tag wegen ihrer Arbeit in einem Luxushotel in die Stadt pendeln muss, das halsbrecherische Tempo der modernen Arbeitswelt auf. Unter dem dauerhaften Druck droht die Mitmenschlichkeit an den Rand gedrängt zu werden.


Jeden Tag stehen der Französin Julie Roy (Laure Calamy) zahlreiche Gefechte bevor. Ihre Gegner: sich schließende Bus- und Zugtüren, vorbeifahrende Mitfahrgelegenheiten, versagende Kreditkarten, belastende Telefonate, gestresste Gegenüber. Die Mittvierzigerin lebt mit ihren beiden kleinen Kindern in einem Vorort von Paris. Seit der Trennung von ihrem Mann ist sie alleinerziehend. Ihr Arbeitsplatz ist jedoch ein Luxushotel mitten in der Metropole, was Tag für Tag lange An- und Rückfahrten bedeutet.

Mit einem beispielhaften Tagesablauf steigt der französische Regisseur Éric Gravel in sein Sozialdrama „Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ ein. Die Handlung des Films erstreckt sich über mehrere Tage, bei denen sich das Muster vom haarscharfen Verpassen und Gerade-noch-Erwischen beständig wiederholt. Zur weiteren Belastung wird für die Hauptfigur, dass Paris von Streiks gelähmt wird. Die tägliche Pendelei wird durch Notfahrpläne und mal kaum zu findende, mal überfüllte Ersatzbusse und -bahnen noch schlimmer; in Paris ist der Sprint oft noch die verlässlichste Form der Fortbewegung.

Doch gewisse Standards verteidigt Julie leidenschaftlich und hat auch ihre eigenen Träume noch nicht wegrationalisiert. Vorstellungsgespräche für eine neue Stelle machen es für sie jedoch unumgänglich, Kolleg:innen im Hotel um Deckung zu bitten. Dass diese ihrerseits ihre Jobs riskieren, nimmt Julie dabei in Kauf, genauso wie sie auch ansonsten nicht immer auf die Befindlichkeiten von anderen Rücksicht zu nehmen vermag. Ihre wachsende existenzielle Verzweiflung ist bitteres Resultat eines Systems, in dem die Mitmenschlichkeit an den Rand gedrängt zu werden droht.


Packend, mit klarer sozialpolitischer Botschaft

Die Jury der katholischen Filmkritik zeichnete „Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ als neuen Kinotipp aus und würdigte den Film als packend, mit klarer sozialpolitischer Botschaft. Als Blick auf die erdrückenden und wenig sozialen Formen einer modernen Lebens- und Arbeitswelt, insbesondere auf die Not von alleinerziehenden Frauen, ist der Film sehr gut gelungen. Hervorragend gelingt es ihm, die Zuschauenden in den täglichen Arbeitswahnsinn der Hauptfigur Julie hineinzunehmen.

Julie - Eine Frau gibt nicht auf (© Fugu Filmverleih)
Julie - Eine Frau gibt nicht auf (© Fugu Filmverleih)

Die Jury lobte auch die Leistung von Hauptdarstellerin Laure Calamy und das stimmige Drehbuch. Zusammen mit der treibenden Musik, der Bildsprache und dem Schnitt verleihen sie dem Film eine bedrückende Präsenz und ziehen ins Schicksal von Julie hinein. Man fühlt sich im wahrsten Sinne „mitgenommen“: Julies überfordernder Arbeitstag, angefüllt mit Verpflichtungen und Zwängen, fordert ihr ein permanent hohes Tempo ab. Immer wieder neue Schwierigkeiten verlangen nach Lösungen und gleichzeitig versucht sie dabei, für ihre Kinder verlässlich und geduldig zu sein sowie eine Basis zu schaffen, die ihnen einen guten Start ermöglicht. Man möchte „Stop“ rufen, ohne zu wissen, wie es besser weitergehen kann, so die Jury.

Indem der Film unmittelbar die Zwänge der Figur wiedergibt, fallen tiefergehende Analysen von Art und Ursachen zwar unter den Tisch. Die Jury hob jedoch hervor, dass dies „Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ nichts von der dringlichen Wirkung nimmt. Er setzt sich mit den Lebensbedingungen einer alleinerziehenden Frau auseinander, die verzweifelt versucht, den ihr zugefallenen Platz zu verlassen, und begleitet sie in ihren Nöten, ihrem Streben, ihrem Hoffen und Wünschen. Bei aller Identifikationskraft ist der Film aber kein Heldinnengesang. Dass Julie durchaus auch berechnend, rücksichtslos sein kann, macht die Hauptfigur umso glaubwürdiger und facettenreicher.


Julie – Eine Frau gibt nicht auf“ läuft ab 7. März in den deutschen Kinos.


Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.

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