Die Schwere und Komplexität eines Dramas fast ganz ins Gesicht eines einzelnen Menschen legen zu können, ist ein Privileg des Kinos mit seiner Fähigkeit zur Vergrößerung. Selten wird das aber so deutlich wie in „Small Things Like These“ von Tim Mielants. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Claire Keegan lebt zu einem Großteil vom regengrauen Blick des Hauptdarstellers Cillian Murphy und vom Widerstreit seiner Züge. Die weichen, fast kindlichen Linien von Mund und Augen sind eingebettet in die scharfkantige Knochigkeit von Wangen, Stirn und Kinn, als lägen in diesem Gesicht Tod und Verjüngung ständig miteinander im unentschiedenen Kampf.
Als dieser Film 2024 die Berlinale eröffnete, hielten ihm manche genau das vor: dass Murphys Schmerzensmann-Porträt bei der Darstellung des Kohlenhändlers Bill Furlong zu viel Raum einnehme. Dieser Fokus führe zu weit weg vom „eigentlichen“ Geschehen, vom „eigentlichen“ Leid, also von den Opfern der Geschichte: jungen, „gefallenen“ Frauen, die im katholischen Irland bis in die 1990er-Jahre hinein zu Tausenden in sogenannten „Magdalenenheimen“ psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt waren. Im Gegensatz etwa zu „