Biopic | Italien 1988 | 108 Minuten

Regie: Leandro Castellani

Leben und Werk des italienischen Priesters und Sozialpädagogen, der im vorigen Jahrhundert fortschrittliche Formen der Jugenderziehung durchsetzte und als Gründer des Salesianerordens heiliggesprochen wurde. Anschaulich erzählt, sorgfältig illustriert, bemerkenswert auch als historisches Zeitbild. - Sehenswert ab 8.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
DON BOSCO
Produktionsland
Italien
Produktionsjahr
1988
Produktionsfirma
Rai Uno/Elle Di Ci/Tiber
Regie
Leandro Castellani
Buch
Ennio de Concini · Franc Secret
Kamera
Renato Tafuri
Musik
Stelvio Cipriani
Schnitt
Leandro Castellani
Darsteller
Ben Gazzara (Don Bosco) · Patsy Kensit (Lina) · Karl Zinny (Giuseppe) · Silvano Tranquilli (Industrieller) · Piera Degli Esposti
Länge
108 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Biopic | Historienfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Jugendseelsorge und Sozialpädagogik unter den Bedingungen des 19. Jahrhunderts in Turin. Der Priester Giovanni Bosco (1815-1888) sammelt Hunderte verwahrloster Jungen um sich. Er schafft ihnen Heime, richtet Lehrwerkstätten ein, unterweist sie im Glauben und praktiziert ein präventives Erziehungssystem, das auf Vertrauen statt körperliche Strafen setzt. Mit seinen Helfern gründet er die Kongregation der Salesianer, die nach vielen Schwierigkeiten 1878 endlich von Rom anerkannt wird.

Der vom italienischen Staatsfernsehen aus Anlaß des 100. Todestages produzierte Spielfilm bleibt nahe an den biografischen Fakten. Im Sterbestuhl blickt Don Bosco dankbar zurück: auf die Anfänge seiner Jugendfürsorge, die Errichtung des ersten Oratoriums, auf die zähen Konflikte mit den weltlichen wie kirchlichen Autoritäten ("Die Ideen dieses Priesters sind gefährlich!"), auf seine unzeitgemäße Häftlingspastoral. Dazwischen seine inneren Eingebungen, seine Verfolgung durch gekaufte Mörder - und am bewegenden Schluß seine Vision von einer künftigen Welt, in der die jungen Menschen Freude und Freiheit erfahren werden.

Erzählt wird das, oft nur in szenischer Andeutung, in einem Stil, der sich an den volkstümlichen Traditionen italienischer Heiligengeschichten orientiert. Das heißt, der Film nimmt Rücksicht auf die Erwartungen und die Gefühle eines breiten Publikums, einschließlich der Kinder. Im Rahmen dieser Konzeption erreicht die Regie eine den Fernsehdurchschnitt deutlich überragende Qualität, an der neben der Bildgestaltung und dem Dialog vor allem die Leistungen der Ausstattung auffallen: bis ins Detail der Kostüme und Requisiten erscheint das Zeitkolorit überzeugend rekonstruiert.

Die Produzenten, an Aufwand nicht sparend, haben sich die Mitwirkung internationaler Stars angelegen sein lassen. Wobei freilich auf äußere Porträtähnlichkeit offenbar mehr Mühe verwandt wurde als auf innere. So spielt der New Yorker Italoamerikaner Ben Gazzara den Don Bosco manchmal doch wohl etwas maskenhaft, und der Franzose Raymond Pellegrin seinen Papst (Pius IX) recht unsicher. In der Rolle des Mädchens Lina, das die eingeflochtene kleine Liebesgeschichte zu bewältigen hat, gefällt - schön und unschuldig - die Engländerin Patsy Kensit, der man sonst in sehr andersartigen Filmen (z. B. "Brennpunkt L. A.") zu begegnen pflegt.

Anschaulich wird bei alledem das von Respekt und frommer Verehrung geprägte Lebensbild eines Jugenderziehers, über den sein Hagiograph Wilhelm Schamoni ("Das wahre Gesicht der Heiligen") so urteilt: "Don Bosco ist wahrscheinlich die größte Gestalt der Kirchengeschichte im vergangenen Jahrhundert, ein Mann, der im Übernatürlichen lebte wie der Fisch im Wasser, einer der anziehendsten Heiligen der katholischen Kirche und der Wegbereiter eines neuen Italien."
Kommentar verfassen

Kommentieren