Little Nicky - Satan Junior

Komödie | USA 2000 | 90 Minuten

Regie: Steven Brill

Der illegitime Sohn des Teufels, der mit einem Engel gezeugt wurde, frönt nicht nur seiner großen Leidenschaft für Heavy-Metal-Musik, sondern rettet den Vater auch vor den Machenschaften seiner Brüder, die die Herrschaft anstreben. Ein amüsantes satirisches Familiendrama vor höllischem Hintergrund, fantasievoll ausgestattet und mit unterhaltsamen Cameo-Auftritten gespickt. Seitenhiebe auf Klerus und Politik bieten dem Hauptdarsteller Gelegenheit, sich betont "unkorrekt" zu geben. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LITTLE NICKY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
New Line Cinema/Happy Madison/RSC Media
Regie
Steven Brill
Buch
Tim Herlihy · Adam Sandler · Steven Brill
Kamera
Theo van de Sande
Musik
Michael Dilbeck
Schnitt
Jeff Gourson
Darsteller
Adam Sandler (Nicky) · Patricia Arquette (Valerie) · Harvey Keitel (Dad) · Rhys Ifans (Adrian) · Tommy "Tiny" Lister jr. (Cassius)
Länge
90 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreiche Special Edition beinhaltet u.a. einen dt. untertitelten Audiokommentar des Regisseurs, des Drehbuchautors und der Hauptdarsteller sowie ein Feature mit 20 nicht verwendeten Szenen und einem alternativen Filmendende.

Verleih DVD
Kinowelt (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt., DTS dt.)
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Diskussion
In der Hölle geht es zu wie weiland in der CDU: Von zehntausend Jahren anstrengender Amtsgeschäfte ermüdet, mustert der Teufel seine potenziellen Nachfolger und beschließt, lieber selbst noch einmal zehntausend Jahre dranzuhängen. Seine beiden legitimen Söhne Adrian (blond, böse, britischer Akzent) und Cassius (schwarz, stark, stupid) finden das überhaupt nicht witzig und planen, den für sie fürderhin perspektivlosen Ort durch die Vordertür via New York City zu verlassen - in solchen Fällen gefriert das Feuer des Höllentors, und der Chef selbst zerfällt in rasantem Tempo in seine Einzelteile. Letzte Rettung verspricht allein Little Nicky, einst illegitim mit einem Engel gezeugt, nicht wirklich böse, aber einfältig und mit einem schlimmen Sprachfehler gehandicapt, seit seine bösen Brüder ihm mit einer Schaufel ins Gesicht schlugen, als sie sein ewiges Gekicher nicht mehr ertrugen. Seither hat sich Nicky von den Alltagsgeschäften im Reich des Bösen zurückgezogen und frönt seiner großen Leidenschaft: Heavy Metal. Viel Zeit bleibt Nicky nicht, seine unbotmäßigen Brüder zur Heimkehr zu „überreden“ und somit die kosmische Balance zwischen Gut und Böse zu wieder herzustellen und (natürlich!) Daddy zu retten. Zudem ist er ein rechter Tor: Sein erster Aufenthalt in New York dauert nur wenige Sekunden - zum Glück kann jemand, der in der Hölle daheim ist, „oben“ zwar zu Tode, nicht aber wirklich zu Schaden kommen. Weil Nicky in der Folge aber immer wieder kurz „unten“ vorbeischaut, wird ihm die sprechende Bulldogge Mr. Beefy zur Seite gestellt, die ihn mit einigen fundamentalen Fakten der menschlichen Existenz (Schlafen, Essen, Verdauung etc.) vertraut machen soll, dabei aber stets ein gemeiner Hund bleibt, was zu mitunter unappetitlicher Verwirrung führt. Darüber hinaus macht Nicky die Bekanntschaft der unscheinbaren Valerie, in die er sich verliebt, und zweier bereits ergrauter Heavy-Metal-Fans, die durch die leibhaftige Präsenz des Teufels ihren sehnlichsten Traum erfüllt sehen. Nickys Brüder nutzen währenddessen ihr übersinnliches Potenzial, um in die Rollen von Kardinälen und Politikern zu schlüpfen und so ihr eigenes, karnevaleskes Reich des Bösen auf Erden zu errichten. Ein Familiendrama vor höllischem Hintergrund, ein parzivalesker Ausflug nach New York, ein sprechender Hund, satirische Seitehiebe auf Klerus und Politik, eine offensive Anti-„pc“-Haltung gegenüber Minderheiten, jede Menge Special Effects - es gibt hinreichend dramaturgisches Futter für den üblichen Adam-Sandler-Parcours sexistischer oder sonstiger Geschmacklosigkeiten, der allerdings in diesem Fall mehr Stringenz und Disziplin als üblich aufweist und bis in den Abspann reicht. Das Set-Design der Hölle ist eine fantasievolle Mischung aus Bosch, Brueghel und Powell/Pressburger, die Ausgestaltung des Himmels mit Mutter Reese Witherspoon erinnert fatal an das Productiondesign von Britney-Spears-Videoclips, Harvey Keitel und Patricia Arquette spielen ihre ungewöhnlichen Rollen mit erkennbarem Spaß, Rhys Ifans’ britischer Akzent verleiht seiner Figur einen trefflichen Zug ins Dandyhafte. Hinzu kommt eine Reihe unterhaltsamer bis grotesker Cameo-Auftritte von Rodney Dangerfield, Quentin Tarantino, den Harlem Globetrotters und insbesondere der Heavy-Metal-Ikone Ozzy Osbourne. Mit viel Liebe zum Detail spielt der Film auf der Klaviatur der Popkultur, wobei er stets zwischen Überraschung (satanische Botschaften auf rückwärtsgespielten „Chicago“-Alben) und Erwartungsübererfüllung („Highway to Hell“) changiert. Fürs deutsche Publikum hält er ein besonderes Bonbon bereit: Als Little Nicky genügend schlechte Erfahrungen gesammelt hat, um ausreichend Bösartigkeit zu akkumulieren, zieht er mit den Worten, er werde jetzt die Stadt „wie ein Hurricane“ rocken, in den Kampf. Wenn er dann mit seiner „Armee der Finsternis“ zum Showdown im Central Park erscheint, hört man tatsächlich die zur Ankündigung passenden „Scorpions“ und weiß: Hier mag vieles abgrundtief schlecht sein, doch das Böse ist bloß Pose. Der illegitime Sohn des Teufels, der mit einem Engel gezeugt wurde, frönt nicht nur seiner großen Leidenschaft für Heavy-Metal-Musik, sondern rettet den Vater auch vor den Machenschaften seiner Brüder, die die Herrschaft anstreben. Ein amüsantes satirisches Familiendrama vor höllischem Hintergrund, fantasievoll ausgestattet und mit unterhaltsamen Cameo-Auftritten gespickt. Seitenhiebe auf Klerus und Politik bieten dem Hauptdarsteller Gelegenheit, sich betont „unkorrekt“ zu geben.
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