Grateful Dawg

- | USA 2000 | 81 Minuten

Regie: Gilliaw Grisham

Die ungewöhnliche Musikerfreundschaft zwischen dem Gitarristen der Kult-Band "Grateful Dead" Jerry Garcia und dem Mandolinen- und Banjovirtuosen David Grisman nimmt Grismans Tochter zum Anlass, um eine liebvoll montierte Hommage an die Country & Folk-Musik der amerikanischen Westküste zu realisieren. Weniger ein investigativer Dokumentarfilm als ein Dokument über ein Duo, das Jahrzehnte lang die amerikanische Musikgeschichte geprägt hat. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
GRATEFUL DAWG
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
11th Hour Production/Acoustic Disc
Regie
Gilliaw Grisham
Buch
Gilliaw Grisham
Kamera
Jessie Block · Rand Crook · Marcie Baeza · John Brittingham · Barney Colangelo
Musik
Grateful Dawg
Schnitt
Josh Baron
Länge
81 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Ihr Vater David hatte nur unter einer Bedingung seine Einwilligung erteilt, dass Gillian Grisman einen Film über ihn und seinen Freund Jerry Gracia machen durfte: „Alle Songs, die im Film vorkommen, müssen komplett ausgespielt werden!“ Das stellte die Hobby-Regisseurin vor ein nicht leicht zu lösendes Problem. Eine Musikdokumentation sollte zwar auch nach ihrer Meinung mehr beinhalten als 30-Sekunden-Teaser und ein paar Dutzend Experten, die sich darüber unterhalten. Wie aber ließen sich die vielen Schnipsel und Interviews mit kompletten Konzertpassagen zusammenschneiden? Gillian Grisman fand einen Weg, aus diesen Vorgaben ein bebildertes Kompilationsalbum zu machen, das aus zehn Songs und einer außergewöhnlichen Freundschaft besteht: „Grateful Dawg“. Die verfilmte Geschichte von Jerry Garcia und David Grisman entstand ohne Intention. Am Anfang gab es lediglich einen Karton mit Fotos und Videoaufnahmen aus den 80er-Jahren, die David Grisman immer im Weg waren, wenn seine Tochter nicht gerade in ihnen kramte. Bevor sie endgültig auf dem Speicher verstaubten, entschloss sich Gillian, einen Film daraus zu machen. Die Freundschaft zwischen Garcia und Grisman gehört zu den Glücksfällen der Musikgeschichte. Jerry Garcia prägte als Lead-Gittarist der Formation Grateful Dead Mitte der 60er-Jahre mit haschgeschwängertem Psychedelic Rock eine Generation von Musikfans und kultivierte damit die Hippiebewegung. David Grisman war ein begnadeter Mandolinenspieler und führte dieses exotische Instrument mit seiner breiten Klangpalette in den Westcoast-Jazz ein. Beide trafen sich erstmals 1964 auf einem kleinen Folk-Festival in Pennsylvania und begannen eine sehr produktive Zusammenarbeit. In den 70er-Jahren aber endete ihre Symbiose abrupt und fand erst zwölf Jahre später eine Fortsetzung im legendären Sweetwater Concert in Mill Valley, Kalifornien, dessen Mitschnitt das Herzstück der Dokumentation darstellt. Wieso es zum zwischenzeitlichen Bruch kam, verschweigt die Regisseurin in ihrem höchst subjektiven Familienalbum. Ihre Motivation für dieses Dokument war schlicht die Konservierung einer schönen, bewegenden Zeit, die für die Musiklandschaft in Amerika so wichtig war. Die Musik des Duos ist ganz der Tradition des Bluegrass verpflichtet, einer in den 30erund 40er-Jahren entstandenen weiß-amerikanischen Volksmusik, deren Ruf vor allem durch den singenden Mandolinenspieler Bill Monroe begründet wurde. Garcia/Grisman belebten diese Stilrichtung neu und würzten ihre Gitarren-, Mandolinen- und Gesangssessions mit Elementen aus Rockabilly, Modern Jazz und Gypsy Rock’n’- Roll. Die Regisseurin unterlegt die komplett zu hörenden Songs nur gelegentlich mit informativen Interviews und überlässt ihnen ansonsten ganz den emotionalen, manchmal sogar auch narrativen Spannungsbogen. Ihr gelingt es sogar, ein 17-minütiges Instrumentalstück wie „Arabia“ bruchlos in die filmische Struktur zu integrieren. „Grateful Dawg“ ist kein investigativer Film, sondern „nur“ ein deskriptives Stück Musikgeschichte, ein spannendes Dokument, das über die Qualität der Musik und ihrer Montage zu fesseln vermag, auch wenn man kein glühender Fan der beiden gealterten Männer ist.
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