Two Lovers

Drama | USA 2008 | 106 Minuten

Regie: James Gray

Ein depressiver junger Mann kehrt nach einem Selbstmordversuch in die elterliche Wohnung zurück und überlässt sich willig den Arrangements seines Vaters, der ihn mit Arbeit und einer zukünftigen Ehefrau versorgt. Die Begegnung mit einer faszinierenden Nachbarin führt dazu, dass sich eigene Sehnsüchte Bahn brechen, auch wenn die Angebetete in ihm zunächst nur einen "besten Freund" sieht. Melancholisch-schwermütiges, in düsterem Noir-Stil inszeniertes Liebesdrama um eine Dreierbeziehung, das trotz hoher Ambitionen und Anflügen von sarkastischem Humor zu viele Längen aufweist, um nachhaltig zu fesseln. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
TWO LOVERS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
2929 Prod./Tempesta Films
Regie
James Gray
Buch
James Gray · Ric Menello
Kamera
Joaquín Baca-Asay
Schnitt
John Axelrad
Darsteller
Joaquin Phoenix (Leonard Kraditor) · Gwyneth Paltrow (Michelle Rausch) · Vinessa Shaw (Sandra Cohen) · Isabella Rossellini (Ruth Kraditor) · Moni Moshonov (Ruben Kraditor)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Senator
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Diskussion
Zwei Frauen, beide schön; die eine groß, blond, wild, sexy und unberechenbar, die andere brünett, still, ein wenig brav, aber verlässlich. Dazwischen ein Mann, ein tragikomischer Typ, labil, sensibel, dafür charmant und witzig. Mit der warmherzigen, dunkelhaarigen Frau verlobt er sich, aber in die kühle Blondine verliebt er sich. Für sie würde er alles stehen und liegen lassen. Regisseur James Gray hat (mit Ric Menello) eine romantische Komödie Marke „Hollywood“ geschrieben, der neben der grazilen Gwyneth Paltrow in der Rolle der komplizierten Michelle und der sanftäugigen Vinessa Shaw („The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen“, fd 37 536) als unkomplizierte Verlobte eigentlich nur noch Ben Stiller in der männlichen Hauptrolle zum Genreglück fehlen würde. Gray aber glaubte, die Rolle einmal mehr Joaquin Phoenix auf den Leib geschneidert zu haben, mit dem er schon in „Helden der Nacht“ und „The Yards – Im Hinterhof der Macht“ (fd 38 583) zusammenarbeitete. Weil er offensichtlich gar keine seichte Hollywood-Romanze drehen wollte, sondern ein anspruchsvolles Liebesdrama mit genügend „amour fou“ (um in Cannes 2008 am Wettbewerb um die „Goldene Palme“ teilnehmen zu können?), bremste er den Plot von Hoch- auf Zeitlupengeschwindigkeit herunter, sparte an musikalischer Untermalung und ließ den Film dauernd im Dunkeln spielen. Ziemlich gut gelingt es Gray auf diese Weise, dem Film jede Leichtigkeit auszutreiben. Zugunsten einer melancholischen, schwermütigen Grundstimmung, sarkastischen Humors, leiser Ironie, etlicher nachdenklicher, weniger poetischer Momente – und einer ordentlichen Portion Langeweile. Dabei beginnt der Film vielversprechend: Ein Mann fällt oder springt ins Wasser, sinkt in die Tiefe, ehe ein Ruck durch ihn geht und er nach oben strampelt. Aufgeregte Passanten ziehen ihn an Land. Die Retter beugen sich als anonyme Schatten über ihn, ehe sich der beinahe Ertrunkene wortlos davonschleicht. Durch die Nacht und in die enge elterliche Wohnung in Brooklyn, in die Leonard Kraditor nach mehreren Selbstmordversuchen wieder zurückgekehrt ist, am Leben und vor allem an der Liebe gescheitert. In seinem Zimmer steht das Bild der einstigen Verlobten, die ihn verlassen hat. Jetzt kümmern sich die Eltern um sein Glück. Der Vater versorgt ihn mit Arbeit im elterlichen Reinigungsgeschäft, und eine Frau hat er für seinen Sohn auch schon ausgesucht: die ruhige und liebe Sandra, Tochter seines wichtigsten Geschäftspartners. Leonard lässt alles mit sich geschehen. Nicht wirklich widerwillig, aber doch nur mit halbem Herzen, bis er eines Tages Michelle im Hausflur begegnet. Sie wohnt auf der anderen Seite des Innenhofs, Leonard kann von seinem Zimmer aus ihr Fenster sehen. Später fotografiert er durch dieses „Fenster zum Hof“ seine Angebetete. Weil „Two Lovers“ sich cinephil geben möchte, verbirgt der Film noch die eine oder andere Anspielung dieser Art. Auf Hitchcocks Spuren wandelt er allerdings keinesfalls, heftet sich vielmehr dem depressiven, aber überraschend schlagfertigen und schwer romantischen Leonard an die Fersen. In einem linearen Erzählstrang folgt er ausschließlich seiner Erlebnisperspektive und verwandelt dabei Leonards Handy zum heimlichen Hauptakteur. Permanent klingelt und piept es, wird in den Hörer geflüstert oder werden Textmitteilungen hin- und hergeschickt, Leonard verschiebt Verabredungen mit Sandra, weil er hofft, Michelle zu treffen. Michelle beordert ihn per Anruf mitten in der Nacht aufs Dach, weil sie mal wieder Probleme mit ihrem Geliebten hat, einem Familienvater. Michelle sieht in Leonard einen „besten Freund“. Der aber möchte viel mehr sein. Weil Michelle ihn zurückweist, gibt er sich resigniert mit Sandra zufrieden, ehe es doch noch eine Chance für seine große Liebe zu geben scheint. Wie diese Dreiecksgeschichte letztlich endet, ist angesichts der steril-schönen Low-key-Ästhetik und der zähen, distanzierten Dramaturgie allenfalls noch von akademischem Interesse.
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