How About Love

- | Schweiz 2009 | 100 Minuten

Regie: Stefan Haupt

Ein erfolgreicher Züricher Herzchirurg engagiert sich während eines Urlaubs in Thailand in einem Flüchtlingslager, verlängert seinen Einsatz und verliebt sich in eine im Widerstand tätige Burmesin, wodurch er seinen Lebensplan erneut überdenken muss. Der mitunter ein wenig sprunghaft entwickelte Film erzählt die Geschichte einer Liebe, die ein Leben erschüttert, und thematisiert unterschwellig den Sinn humanitärer Hilfseinsätze. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HOW ABOUT LOVE
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Living Films/SF
Regie
Stefan Haupt
Buch
Stefan Haupt
Kamera
Patrick Lindenmaier
Musik
Michel Wintsch
Schnitt
Stefan Kälin
Darsteller
Adrian Furrer (Dr. Fritz Reinhart) · Andrea Pfaehler (Lena Reinhart) · Martin Hug (Dr. Bruno Mäder) · Jorm Leun Hkam (Say Paw) · U Thein Win (Saw Thein Htoo)
Länge
100 Minuten
Kinostart
26.08.2010
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Diskussion
Als „Götter in Weiß“ bezeichnet der Volksmund Ärzte bisweilen. Dementsprechend ist auch das Bild gern positiv überzeichnet, welches das Kino von ihnen entwirft. Das gilt vorerst auch für den Protagonisten von Stefan Haupts neuem Film, Fritz Reinhart, den leitenden Herzchirurgen am Zürcher Universitätsspital. Allzeit bereit zu helfen, steht Fritz im Dauereinsatz. Er vergisst über seinem Beruf, der ihm Berufung ist, zwar manchmal fast seine über alles geliebte Familie, feiert dafür aber glänzende Erfolge. Bis eines Abends sein Piepser einmal zu oft piepst. Fritz eilt vom Krankenbett seiner Mutter schnurstracks in den Operationssaal. Als er nach einigen Stunden zurückkommt, ist seine Mutter tot. Nun kann auch der Arzt nicht mehr. Und willigt auf Drängen seiner Frau Lena hin ein, Urlaub zu machen. Ab nach Thailand geht es, Ferien wie in jungverliebten Zeiten sind angesagt. Doch die Idylle währt nur kurz. Denn Fritz, auch in den Ferien ganz Arzt, besucht einen Schweizer Kollegen, der in einem Flüchtlingslager nahe der burmesischen Grenze eine „Klinik“ betreibt. Der Schweizer Herzspezialist ist bass erstaunt über die primitiven Verhältnisse, unter denen dort gearbeitet wird. Doch als jenseits der Grenze die Kämpfe neu aufflackern und der endlose Strom von Verletzten wieder anschwillt, legt Fritz unverzüglich mit Hand an. Und als nach einigen Tagen die Heimreise ansteht, steigt Lena alleine in den Flieger; Fritz will bald nachkommen. Doch dann werden aus Tagen Wochen, aus Wochen Monate. Spätestens nachdem der Arzt die im Widerstand tätige Burmesin Say Paw näher kennen gelernt hat, ist ihm die Rückkehr in die Schweiz so einfach nicht mehr möglich. „How About Love“ heißt der Film, und er handelt tatsächlich von der Liebe. Doch Haupt erzählt keine dieser romantischen Love-Storys, die das Kino so sehr liebt. Der Film handelt vielmehr von einer Liebe, die jene, die sie trifft, erschüttert. Die unter den Nägeln brennt, verletzt und wehtut – zugleich aber auch gelebt sein will – oder muss. Man kann der Inszenierung vorwerfen, dass sie sprunghaft sei. Auch wirken einige Figuren klischeehaft, und manche Geste fällt zu theatralisch aus. Doch der Film, bei dem Stefan Haupt nicht nur Regie führte, sondern auch das Buch schrieb, schöpft, vor Ort gedreht, sichtlich aus dem Erfahrungsschatz eines wirklichen (Männer-)Lebens. Deshalb ist die Liebe kein rosarotes Gefühl, sondern öfters auch eine pragmatisch gelebte Beziehung; sind Grenzüberschreitungen nicht immer befreiend, sondern manchmal lebensgefährlich. Und Emotionen die letzten Gründe, aus denen ein Arzt handeln sollte. Spätestens an diesem Punkt streift „How About Love“, den man durchaus auch als Film über eine Midlife-Crisis verstehen darf, eine Frage, die im Zusammenhang mit sogenannten Hilfseinsätzen leider allzu selten gestellt wird: nämlich ob diese nicht vor allem dem Helfer helfen.
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