Herzensbrecher

- | Kanada 2010 | 101 Minuten

Regie: Xavier Dolan

Ein junger Mann und eine junge Frau aus Montréal sind sich innig zugetan, können aber durch seine Homosexualität kein Paar werden. Beide verlieben sich in denselben geheimnisvollen Adonis und konkurrieren um ihn, bis letztlich die Fetzen fliegen. Ein frecher und unbekümmerter Film, der traumwandlerisch die Regeln und Geheimnisse des filmischen Erzählens beherrscht und erfrischend wildes Kino bietet. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LES AMOURS IMAGINAIRES
Produktionsland
Kanada
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Alliance Atlantis/Mifilifilms
Regie
Xavier Dolan
Buch
Xavier Dolan
Kamera
Stéphanie Anne Weber Biron
Schnitt
Xavier Dolan
Darsteller
Xavier Dolan (Francis) · Niels Schneider (Nicolas) · Monia Chokri (Marie) · Anne Dorval (Désirée) · Anne-Élisabeth Bossé (junge Frau)
Länge
101 Minuten
Kinostart
07.07.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und der Darstellerin Monia Chokri, allerdings ohne dt. Untertitel.

Verleih DVD
Kool (16:9, 1.85:1, DD5.1 frz./dt.)
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Diskussion
Vor knapp zwei Jahren hat Xavier Dolan, er wurde 1989 in Québec geboren, einen Film vorgestellt, den er unverfroren betitelte: „J’ai tué ma mère“. „Ich habe meine Mutter getötet“. Er handelte von Pubertät und Abnabelung, war radikal persönlich und derart heftig, dass man froh war, als der Sohn die Mutter nur in Gedanken um die Ecke brachte. Zugleich war der Film ausnehmend zärtlich und verspielt. Mit sichtlicher Lust versuchte sich Dolan als Regisseur/Hauptdarsteller/Drehbuchautor/Produzent in der Filmkunst, missachtete jegliche Stil- und Genreregeln und brachte inszenatorisch manche verblüffende Szene zustande. Zudem war er ein hübscher Kerl, zwar ein wenig selbstverliebt, aber auch ein „Charmebolzen“ mit Wangengrübchen: „Audacious!“, keck, dachte man und hoffte, dass Dolan weiterfilmt. Das hat er getan: „Les amours imaginaires“ heißt sein zweiter Film, er dreht sich um Marie und Francis aus Montréal. Die beiden teilen Freud und Leid, aber nicht das Bett, denn Francis (Dolan) ist schwul. Dann taucht auf einer Party Nico auf. Der ist klug, witzig, jung, schön wie Michelangelos David und geheimnisvoll wie eine Sphinx. Marie ist hin und weg, Francis ebenso. Weil Nico mal mit Marie Tee trinkt, sich mal Francis trifft, beginnt ein kokettes Konkurrieren, bis bei einem Ausflug die Fetzen fliegen. Das erinnert unmittelbar an „Jules et Jim“ (fd 10 930), nur dass die Geschlechterverteilung anders liegt. Schon ist sie wieder da, die dolansche Unbekümmertheit, mit der er die Geschichtenkiste der Siebenten Kunst plündert, sowie das freche Spiel mit filmischen Mitteln, das jede Theorie Lüge straft und dem Zuschauer einen immensen Spaß bereitet: Man versteht intuitiv, wieso es, wenn man jung und verliebt ist, die Zeitlupe braucht, und wieso Marie, um zu gefallen, plötzlich wie Grace Kelly daherkommt. Auch macht es durchaus Sinn, dass die angestauten Gefühle sich irgendwann in einer unverschämten Boy-prügelt-Girl-Szene entladen. So ist „Les amours imaginaires“ erfrischend wildes und junges Kino. „Audacious!“, denkt man und hofft, dass dieser junge Mann namens Xavier Dolan noch etliche weitere Filme dreht.
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