Der Wein und der Wind

Drama | Frankreich 2017 | 113 Minuten

Regie: Cédric Klapisch

Eine passionierte Weinliebhaberin will das Weingut ihrer verstorbenen Eltern im Burgund weiterführen, muss aber für das Erbe eine hohe Steuersumme entrichten und sich mit ihren beiden komplizierten, extrem gegensätzlichen Brüdern auseinandersetzen. Charmanter Unterhaltungsfilm, der die Frage, was Geschwister oder eine Familie zusammenhält, mit der präzisen Beschreibung der Bewirtschaftung des Traditionsguts verbindet. In der abwechslungsreich verzahnten Vielzahl an Motiven, Themen und Konflikten gewinnen die Figuren und die Geschichten um Heimat und Verwurzelung nicht immer die notwendige Plastizität. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
CE QUI NOUS LIE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Ce Qui Me Meut
Regie
Cédric Klapisch
Buch
Cédric Klapisch · Santiago Amigorena
Kamera
Alexis Kavyrchine
Musik
Loïc Dury · Christophe Minck
Schnitt
Anne-Sophie Bion
Darsteller
Pio Marmaï (Jean) · Ana Girardot (Juliette) · François Civil (Jérémie) · Jean-Marc Roulot (Marcel) · María Valverde (Alicia)
Länge
113 Minuten
Kinostart
10.08.2017
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (56 Min.).

Verleih DVD
StudioCanal (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
StudioCanal (16:9, 2.35:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Eine Winzerfamilie aus dem Burgund ringt um ihre Zukunft. Ein beschwingter Film.

Diskussion
Wie soll Juliette das Weingut ihrer Eltern im Burgund weiterführen, wenn sie für das Erbe die horrende Steuersumme von 500.000 Euro entrichten muss? Zumal wenn sie über den Nachlass nicht eigenständig entscheiden kann, weil es noch zwei Geschwister, Jean und Jérémie, als Miterben gibt? Vor allem das Verhältnis zu Jean ist höchst kompliziert, seit er nach zehnjähriger Abwesenheit aus heiterem Himmel wieder in der Heimat aufgetauchte, um sich mit dem todkranken Vater zu versöhnen. Für Juliette aber ist klar: Sie wird das Erbe des Vaters antreten, und es wird sich eine Lösung finden. Denn Weinmachen ist ihre Passion. Schon als Kind trainierte sie unter Anleitung des Vaters ihre sensiblen Geschmacksknospen und bewies später ihr glückliches Händchen bei der Weinherstellung. Auch hat sie jede Menge Ideen im Kopf, wie sie den Stil ihres Vaters verändern und ihr eigenes Bukett kreieren kann. Der Verkauf des Elternhauses oder wenigstens der besten Lagen scheint aber unausweichlich. Und doch muss die anstehende Weinlese organisiert werden. So macht sich Juliette gemeinsam mit den Brüdern ans Werk. Regisseur Cédric Klapisch beschreibt die Bewirtschaftung eines Traditionsguts und geht dabei der Frage nach, was Geschwister oder eine Familie nach dem Tod ihres Oberhaupts zusammenhält. Die Arbeit im Weinberg wird dabei zum wesentlichen Erkenntnismedium: Das Bearbeiten des Bodens, die Pflege der Trauben, das Prüfen, wann die Beeren reif sind – all dies lässt nicht nur die Bindung der drei Geschwister an ihre Heimat wachsen, es verhilft ihnen auch zur Erkenntnis, was in ihrem Leben zählt – nämlich dass sie ihren Ideen und Plänen treu bleiben müssen und sich aufeinander verlassen können. So setzt der Film das Reifen der Protagonisten, die auf entscheidende Entwicklungsschritte zustreben, analog zum Reifen im Weinberg. Immer wieder montiert Klapisch in Totalen die Rebflächen dazwischen, zeigt sie zu verschiedenen Jahreszeiten, während es für die Geschwister darum geht, sich von ihrer Herkunftsfamilie zu lösen, einen eigenen Raum zu schaffen und dem Ursprung trotzdem verbunden zu bleiben. So ringt der jüngste Bruder Jérémie darum, sich endlich gegenüber dem bestimmenden Schwiegervater durchzusetzen. Schon längst wollte er mit seiner Frau und seinem Kind ein eigenes Haus beziehen, doch noch immer hausen sie in der Anliegerwohnung auf dem Gut ihrer Schwiegereltern, wo die Mutter sie sonntags früh zum Frühstück herausklopft. Jean muss sich darüber klar werden, ob er mit Frau und Sohn in Australien weiterleben will. Der Film bevorzugt die Perspektive des Erstgeborenen Jean, des „verlorenen Sohns“, der die Handlung aus dem Off begleitet. Erzählerisch ist die Inszenierung damit weit altmodischer als sie sich zunächst gibt, denn obwohl Juliette in die Spuren des Vaters tritt und die Tradition mit eigenen Akzenten fortführt, billigt Klapisch ihr nicht die Schlüsselrolle zu. Auch einige andere Widersprüchlichkeiten durchziehen den Film, der jede Menge Motive und Konfliktstoffe zusammenpackt und dabei zugleich auch noch vorführen will, wie Wein gemacht wird. Die Auseinandersetzungen zwischen den Geschwistern, zwischen Vätern und Söhnen, Chefin und Angestellten, werden eher abgearbeitet, als dass sie dramatische Statur und Dichte gewinnen würden. Letztlich bewegt „Der Wein und der Wind“ seine Charaktere eher wie Schachfiguren mit Hilfe der Montage, der Musikstile oder allzu zufälliger Wendungen über alle Schwierigkeiten hinweg. Wie im Weinbau hätten wohl auch hier weniger Trauben die Qualität erhöht.
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