The Looming Tower

Politthriller | USA 2018 | 472 (zehn Folgen) Minuten

Regie: Alex Gibney

Zehnteilige Politthriller-Serie über die Terroranschläge aufs World Trade Center am 11. September 2001 und das Versagen der Sicherheitskräfte, die schon Jahre zuvor um die wachsende Bedrohung durch al-Qaida wussten, ohne wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die auf dem Sachbuch „Der Tod wird euch finden“ von Lawrence Wright beruhende Dramatisierung beleuchtet anhand einiger Protagonisten aus den Geheimdiensten und der US-Regierung, wie insbesondere der schlechte Informationsfluss zwischen den Behörden ein Eingreifen verunmöglichte. Die Inszenierung greift dabei auch auf dramaturgische Elemente des Agenten- und Actionfilms zurück; im Zentrum steht jedoch der Versuch, möglichst facettenreich den historischen Vorgängen gerecht zu werden. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE LOOMING TOWER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Legendary Television
Regie
Alex Gibney · Craig Zisk · John Dahl · Michael Slovis
Buch
Dan Futterman · Alex Gibney · Bathsheba Doran · Adam Rapp · Shannon Houston
Kamera
Jim Denault · Ivan Strasburg · Frederick Elmes
Musik
Will Bates
Schnitt
Daniel A. Valverde
Darsteller
Jeff Daniels (John O'Neil) · Peter Sarsgaard (Martin Schmidt) · Tahar Rahim (Ali Soufan) · Bill Camp (Robert Chesney) · Michael Stuhlbarg (Richard Clarke)
Länge
472 (zehn Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Politthriller | Serie
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.)
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Zehnteilige Politthriller-Serie über die Terroranschläge auf das World Trade Center und das Versagen der Sicherheitskräfte, die schon Jahre zuvor um die wachsende Bedrohung wussten, ohne wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Diskussion

Eine zehnteilige Politthriller-Serie von Regisseur Alex Gibney über die 9/11-Terroranschläge auf das World Trade Center und das Versagen der Sicherheitskräfte, die schon Jahre zuvor um die wachsende Bedrohung wussten, ohne wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Prominent besetzt u.a. mit Jeff Daniels und Tahar Rahim.

Es ist ein denkbar zynisches Schicksal, das John Patrick O’Neill am 11. September 2001 ereilte. Bis nach der Jahrtausendwende arbeitete der Anti-Terrorismus-Experte beim FBI und befasste sich intensiv mit der wachsenden Bedrohung durch al-Qaida und deren Führer Osama bin Laden. Doch dann hängte er aus Frust über die Reibereien zwischen Geheimdiensten und Regierung seinen Job an den Nagel und wurde Sicherheitschef des World Trade Center, wo er bei den Terroranschlägen ums Leben kam. In der von Alex Gibney und Dan Futterman konzipierten Serie, die auf dem Sachbuch „Der Tod wird euch finden“ auf Lawrence Wright beruht, spielt diese tragische Figur eine wichtige Rolle, eindrücklich verkörpert von Jeff Daniels. Die Handlung setzt in den 1990ern-Jahren ein, als die US-amerikanische Öffentlichkeit noch mit dem Lewinsky-Skandal um Präsident Clinton beschäftigt ist. Den Anti-Terror-Einheiten von FBI und CIA aber schwant schon, dass die ehemaligen afghanischen Verbündeten im Krieg gegen Russland dabei sind, sich zu einer ernstzunehmenden Bedrohung zu entwickeln.

Weitere Serien-Kritiken:

In der ersten Episode sieht man beispielsweise ein Interview, in dem bin Laden 1998 gewaltsame Schläge gegen den „größten Dieb und Terroristen“, die USA, ankündigt. Wie kann es sein, dass al-Quaida danach noch in der Lage war, wenige Jahre später den Anschlag auf das World Trade Center zu planen und durchzuführen? Warum konnten die aufmerksam gewordenen Geheimdienste die Katastrophe nicht verhindern? Um diese Frage kreist die Serie. Die Antwort, die sie darauf gibt, ist, dass CIA und FBI ihren Teil dazu beigetragen haben, durch interne Konkurrenz und Informationsblockaden zwischen den Behörden.

Fataler Geheimdienst-Konkurrenzkampf

Schon zu Beginn der zehn rund einstündigen Episoden wird das fast schon ironisch deutlich. Man sieht, wie eine Reihe islamistischer Verschwörer in einer Art kompliziertem Staffellauf eine Diskette mit brisanten Informationen schmuggeln; doch kaum ist die Diskette am Ziel, schlägt eine CIA-Einheit zu und kassiert das brisante Material ein. So weit, so erfolgreich für den Geheimdienst. Doch in Washington bleiben die Informationen hängen. Anstatt ihre Erkenntnisse mit den Kollegen von der FBI-Sondereinheit zu teilen, verteidigen die CIA-Agenten sie wie Schuljungen, die ihre Kameraden vom Spicken abhalten wollen. Da hilft es John O'Neill, dem Chef der I-49 Antiterror-Einheit des FBI, auch nichts, wenn er gegenüber dem CIA-Mann Martin Schmidt (Peter Sarsgaard) ausfällig wird; Schmidt gibt die Informationen nicht weiter, weil er mit ihrer Hilfe an die Hintermänner von al-Quaida herankommen möchte. Das FBI, so Schmidt, würde mit vorschnellen Verhaftungen auf der unteren Führungsebene der Feinde alles verderben. O’Neill macht sich daraufhin selbst daran, Informationen zu sammeln, wobei er sich vor allem auf den jungen muslimischen FBI-Agenten Ali Soufan (Tahar Rahim) stützt, der einer der wenigen Mitarbeiter in der Behörde mit Kenntnissen des Islam und der arabischen Sprache ist.

Facettenreiche Darstellung der historischen Vorgänge

Alex Gibney, der sich als Dokumentarfilmer seit bald 20 Jahren an gesellschaftspolitischen Themen abarbeitet (unter anderem in „Enron“ (fd37 994) oder „We Steal Secrets – Die Wikileaks Geschichte“ (fd 41 790)) hat schon in „Scientology – Ein Glaubensgefängnis“ (fd 44 008) mit Lawrence Wright zusammengearbeitet. In „The Looming Tower“ begibt er sich zwar aufs Feld der Fiction bzw. der Dramatisierung inklusive Agenten-Action-Anleihen und der Ausmalung des Privatlebens einiger Figuren, bemüht sich aber trotzdem um eine möglichst facettenreiche, weitgehend nüchterne Darstellung historisch gesicherter Vorgänge; neben den US-Agenten und ihren Verbündeten gerät dabei auch die Gegenseite und ihre Motive nicht aus dem Blick. Ohne einzelne Figuren zu desavouieren, da man die Argumente der unterschiedlichen Protagonisten für ihre Handlungen durchaus nachvollziehen kann, konkretisiert sich ein desillusionierendes Bild der Institutionen heraus, die für die Sicherheit der USA sorgen sollen. Der Titel „The Looming Tower“ lässt dabei nicht nur an die Türme des World Trade Center denken. Er passt auch zur Abgehobenheit einer Geheimdienst-Führungsriege, die vor lauter Taktieren und professionellem Zynismus das Augenmaß für die reale Gefahr verloren hat.

Zum emotionalen Anker bauen Gibney und Dan Futterman deshalb auch nicht die Alphamännchen von FBI und CIA auf, sondern den jungen Agenten Ali Soufan, dessen libanesische Wurzeln ihn einerseits qualifizieren, ihm zugleich aber stets auch ein latentes Misstrauen einhandeln. Die beklemmend-spannende Politthriller-Serie macht deutlich, dass die Zeit, die zwischen der Gegenwart und den Anschlägen liegt, keinen wirklichen Sicherheitsabstand darstellt.

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