Drama | USA 1992 | 102 Minuten

Regie: Anthony Drazan

Die Autostadt Detroit: Ein 20jähriger Schüler jüdischer Abstammung verliebt sich in eine schwarze Schönheit. Für die beiden ist dies durchaus normal, schließlich lebt man in den 90er Jahren unseres Jahrhunderts, hat Gleichberechtigung gelernt. Doch unter der Oberfläche brodelt es, man intrigiert, stört die junge Liebe, schließlich kommt es zu einer sinnlosen Gewalttat. Ein engagierter Erstlingsfilm, der das klassische "Romeo und Julia"-Thema als Appell für ein friedfertiges Zusammenleben nutzt, und zugleich mahnt, daß dieses Miteinander Tag für Tag neu erarbeitet werden muß. Eine überzeugend entwickelte Geschichte, dicht inszeniert und in den Hauptrollen gut gespielt.
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Filmdaten

Originaltitel
ZEBRAHEAD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
Ixtlan
Regie
Anthony Drazan
Buch
Anthony Drazan
Kamera
Maryse Alberti
Musik
Taj Mahal
Schnitt
Elizabeth Kling
Darsteller
Michael Rapaport (Zack) · N'Bushe Wright (Nikki) · Paul Butler (Otis Wimms) · DeShonn Castle (Dee Wimms) · Candy Ann Brown (Marlene)
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Genre
Drama
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Diskussion
Zack, ein 20jähriger Schüler jüdischer Abstammung, gehört zur weißen Minderheit an einem schwarzen College in der Autostadt Detroit. Doch er kennt keine Berührungsängste, glaubt sich integriert, geht er doch bei der Familie des schwarzen Mitschülers Dee ein und aus, stellen sie doch seine eigentlichen Angehörigen dar, und liebt er doch "schwarze" Musik über alles. Sein Vater, ein verbitterter Mittvierziger, der in immer neuen Affären Bestätigung sucht, ist Zack keine große Hilfe auf dem Weg ins Leben, seine flotten Sprüche entbehren jeder gesellschaftlichen und der meisten emotionalen Grundlagen. Und Hilfe hätte Zack nötig, als er sich in die schwarze Schönheit Nikki verliebt, Dees Cousine, die unlängst aus New York zugezogen ist. Für die beiden ist diese Liebe durchaus normal, schließlich lebt man in den 90er Jahren und glaubt, alle Ressentiments überwunden zu haben. Doch unter der friedlichen Oberfläche brodelt es. Gewaltausbrüche in der Schule sind an der Tagesordnung, militante Schwarze fordern, die Weißen auszuschließen, Zacks Lehrer rät ihm, bei den Seinen zu bleiben, Nikki wird als Hure der Weißen beschimpft und ein latenter Rassismus ist auch in Zacks Bekanntenkreis auszumachen. Kurzum, die Liebe der beiden ist durch so viele kleine Probleme belastet, daß ihr kaum eine Zukunft beschieden zu sein scheint. Eine vorübergehende Trennung versucht ein schwarzer Nebenbuhler für seine Zwecke auszunutzen. Als Nikki ihn abblitzen läßt, sieht er rot, greift zur Waffe und erschießt Dee, der den Streit schlichten wollte. Am Ende finden Zack und Nikki erneut zusammen, doch nun wissen sie, daß es auch in den 90er Jahren noch ein weiter Schritt zur völligen Gleichheit und Normalität ist.

Ein junger Weißer murmelt hebräische Gebete am Grab eines Schwarzen; verdorrtes Gras in Vorgärten als brennendes Fanal; Schwarze prügeln sich gegenseitig ihre unterschiedlichen (politischen) Standpunkte ein; im nächsten Schulkorridor umarmen sich Schwarz und Weiß, finden endlich zueinander.

"Zebrahead", produziert von Oliver Stone, der sich mit seinen eigenen Filmen der jüngsten amerikanischen Geschichte verschrieben hat, spielt in der Gegenwart und ist indirekt jener Generation junger Amerikaner gewidmet, in deren Händen es liegt, Rassenschranken und Vorurteile endgültig zu überwinden und Wege zu einem friedfertigen Miteinander zu finden. Dabei ergeht sich der engagierte Erstlingsfilm nicht in der trügerischen Hoffung, daß dies allein durch guten Willen und die Macht der Liebe zu erreichen ist. Die Veränderung der Gesellschaft und des individuellen Bewußtseins muß auch in den Köpfen stattlinden. Im Gegensatz zur desillusionierten Elterngeneration sieht der Film als Potential für eine solche positive Veränderung den jungen, solide ausgebildeten Mittelstand an, der auf Grund seiner sozialen Herkunft nicht automatisch gefährdet ist, in ein radikales Lager abzudriften. Eine gut entwickelte und in den Hauptrollen gut gespielte, politisch kluge Geschichte nach dem "Romeo und Julia"-Motiv, die sich bewußt gegen Ghettoisierung und unreflektierten Haß wendet, die einem friedfertigen Zusammenleben das Wort redet, die aber auch immer wieder betont, daß dieses Zusammenleben Tag für Tag neu erarbeitet werden will, und schon die kleinste Unachtsamkeit das noch längst nicht entschärfte Pulverfaß zur Explosion bringen kann.
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