Animation | USA/Großbritannien/Frankreich/Deutschland 2021 | 101 Minuten

Regie: Tim Story

Auf der Suche nach einem Job mogelt sich eine junge Arbeitslose in das Management eines New Yorker Luxushotels und darf zum Ärger ihres Vorgesetzten die Planungen für die Hochzeit eines VIP-Pärchens übernehmen. Außerdem soll sie dafür Sorge tragen, dass eine Maus aus der Nobelherberge verschwindet, und setzt einen Hauskater darauf an. Der neuerliche Versuch, dem stilbildenden Animations-Duo Tom & Jerry eine abendfüllende Bühne zu geben, setzt diesmal auf eine Kombination mit realen Schauspielern. Doch die dünne Story, eine zerfahrene Dramaturgie und ein blasses Ensemble halten das Vergnügen am Katz-und-Maus-Spiel erheblich in Grenzen. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
TOM & JERRY
Produktionsland
USA/Großbritannien/Frankreich/Deutschland
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Warner Bros. Animation/Hanna-Barbera Prod./Keylight Prod./Lin Pic./The Story Co./Turner Ent.
Regie
Tim Story
Buch
Kevin Costello
Kamera
Alan Stewart
Musik
Christopher Lennertz
Schnitt
Peter S. Elliot
Darsteller
Chloë Grace Moretz (Kayla) · Michael Peña (Terence) · Jordan Bolger (Cameron) · Rob Delaney (Mr. Dubros) · Pallavi Sharda (Preeta)
Länge
101 Minuten
Kinostart
12.08.2021
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Animation | Familienfilm | Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (14 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 1.85:1, dolby_Atmos engl., DD5.1 dt.)
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Neuerlicher Versuch, das anarchistische Trickfilm-Gespann in einen abendfüllenden Film rund um die Planungen einer Hochzeit in einem New Yorker Nobelhotel einzubinden.

Diskussion

Manchmal ist es klüger, einfach nichts zu sagen. Wozu auch, wenn seit je her klar ist, dass Katzen und Mäuse sich nicht verstehen. In den 1940er-Jahren nutzten die Trickfilmer William Hanna und Joseph Barbera die natürliche Feindschaft zwischen diesen Spezies, um mit den kurzen, clipartigen Jagdszenen von „Tom & Jerry“ einen Archetyp des Animations-Slapsticks zu schaffen. Der Clou dabei war so einfach wie genial: Hier ist die Maus schlau, und die Katze agiert - gelinde gesagt – unglücklich bei ihren Versuchen, des kleinen Nagers habhaft zu werden. Da sich die beiden in der Welt der Menschen bewegen und, wie ihre Namen andeuten, sich auch ein wenig wie diese benehmen, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn bei dem Gebalge nicht nur der Kater, sondern insbesondere auch die heile Welt drumherum zunehmend in Mitleidenschaft gerät.

In den 1940er- und 1950er-Jahren heimsten die beiden Vierbeiner damit ein gutes Dutzend „Oscar“-Nominierungen im Kurztrickfilmbereich ein. Bei ihren Begegnungen, bei denen kein Stein auf dem anderen blieb, wurde nicht groß palavert; es genügte das verschmitzte Gekichere und Gedruckse von Jerry sowie der Angst- und Wutschrei von Tom, wenn er wieder mal den Kürzeren zog. Mit den Jahren ging es zwischen beiden zunehmend ruppiger zu, doch dabei blieb immer klar, dass Tom mehr als nur neun Leben hat - und sich die beiden Racker tief im Herzen eigentlich mögen.

In der Kürze liegt die Würze

Wie alles, was im Kurzen und Bündigen von Erfolg gekrönt ist, wurde auch „Tom & Jerry“ auf abendfüllende Kinotauglichkeit getestet. Mit mäßigem Erfolg, was sicherlich auch damit zu tun hatte, dass man den Tieren in „Tom und Jerry – Der Film“ (1992) ein Dialogbuch aufgezwungen hat. In dem Trickfilmmusical mussten sie sogar singen! Das Schlimmste aber war, dass sie zu artiger, fast altruistischer Kumpanei gezwungen wurden. Vom Produktionsstudio wurde das als „kindgerecht“ bezeichnet. Doch wer braucht schon einen James Bond ohne Lizenz zum Töten?

Es gibt eben Formate, die nach sechs bis acht Minuten auserzählt sind, zumal wenn es nichts zu erzählen gibt, außer dass eine Katze eine Maus fangen will und sich dabei genüsslich und äußerst originell auf die Schnauze legt. Sieht man von dem ein oder anderen ebenfalls wenig überzeugenden Heimkino-Auftritt der beiden Trickfilmstars ab, war es das dann aber. Bis jetzt, denn nun sind „Tom & Jerry“ wieder da und arbeiten in dem „Reboot“ vornehmlich mit nicht gezeichneten Kollegen zusammen.

Die Produzenten haben aus den Problemen von einst gelernt. Tom und Jerry halten nun weitgehend den Mund. Palavern dürfen nur die wenigen Sidekicks der animierten Tierwelt sowie die Menschen, die jetzt auch die Handlung tragen. Das ist keine schlechte Idee; ähnlich wie in „Ice Age“, in dem neben dem Film die davon unabhängige Geschichte um das Säbelzahn-Eichhörnchen Scratch gibt, existiert auch in „Tom & Jerry“ (2020) eine Handlung und daneben die beiden Titelfiguren. Allerdings haben sich die Macher beim Ausarbeiten der Handlung nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Wedding Planer und Kammerjägerin

Im Zentrum steht Kayla Forester (Chloë Grace Moretz), die einen neuen Job braucht und in der Lobby des New Yorker Luxushotels Royal Gate herumhängt, wo sie sich unter falscher Identität eine Stelle im Management ergaunert. Ganz zum Ärger des misstrauischen Hotel-Eventmanagers Terence Mendoza (Michael Peña). Doch der sucht nicht nur einen Wedding Planer für die Luxushochzeit eines VIP-Pärchens, sondern hat zudem auch noch ein Mausproblem im Hotel. Um beides soll sich die beruflich völlig ahnungslose Kayla kümmern.

Für eine abendfüllende romantische Komödie mag dieser Plot denkbar dünn sein, zumal das Hochzeitspaar in spe sowie alle anderen (menschlichen) Protagonisten dramaturgisch nicht viel zu tun bekommen. Das ist reichlich unglücklich, da eigentlich eine Konstellation angezielt war, um die Chaoseinlagen der beiden Titelfiguren einzuflechten. Doch ein Hauptplot, der einzig durch einen Nebenplot gestützt wird, kann schwerlich funktionieren.

Die Figur der Katze muss deshalb künstlich zu „Thomas D. Cat“ aufgeblasen werden, der eigentlich Klavierspieler werden möchte, nun aber von Kayla ins Hotel gehievt wird, um das „Mäuseproblem“ (Jerry alias Jerome A. Mouse) zu lösen. Während die „Hochzeitsstory“ von einer Belanglosigkeit zur nächsten mäandert, begegnen sich Tom & Jerry ein ums andere Mal im Hotel, richten Katastrophen an und bilden dabei eine seltsame Mensch-Tier-Allianz mit Kayla, die ihrerseits im Hotel aufzufliegen droht.

Das reicht für acht Minuten

Nichts will in dem neuen „Tom & Jerry“-Film so richtig zusammenpassen, weshalb man fast zwangsläufig auf die ein oder andere Showeinlage hofft. Während Chloë Grace Moretz in ihrem Unterfangen, gleichermaßen komisch und chaotisch zu sein, gänzlich blass bleibt, ragen wenigstens Michael Peña als verzweifelter Manager und die völlig unterforderte Patsy Ferran als Pointen gebende Pagin aus dem unscheinbaren Ensemble heraus. Und Tom & Jerry? Die geben – zeitgemäß computeranimiert – ihr Bestes, um wenigstens in der ein oder anderen Sequenz für atemberaubende Kurzweil zu sorgen. Das reicht für acht Minuten, mehr aber nicht!

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