Selbstachtung

Drama | Spanien 1994 | 109 Minuten

Regie: Mario Camus

Als ein Bankangestellter das Geld seiner Kunden veruntreut und spurlos verschwindet, muss sich seine ahnungslose Frau den Fragen von Polizisten und Richtern, geldgierigen Verwandten, geprellten Anlegern und auch von Gangstern stellen. Willenlos lässt sie alles mit sich geschehen. Bis sie sich entscheidet, zurückzuschlagen. Ein verhalten inszenierter Thriller um Betrug und Misstrauen, Ehrgeiz und Geldgier. Im Zentrum steht die düpierte Ehefrau, die sich von einer weltfremden Naiven zur tatkräftigen, raffiniert planenden Protagonistin wandelt. Komische Einschübe lockern die düstere Stimmung gelegentlich auf. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
AMOR PROPIO
Produktionsland
Spanien
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Antea Films/Central de Producciones Audiovisuales S.L./Sociedad General de Televisión
Regie
Mario Camus
Buch
Mario Camus · José Luis Cuerda
Kamera
Jaume Peracaula
Musik
Sebastián Mariné
Schnitt
José María Biurrún
Darsteller
Verónica Forqué (Juana Miranda) · Antonio Resines (Enrique Miranda) · Fernando Valverde (Hilario Lanza) · Anabel Alonso (Maribel) · Carlos Ballesteros (Borja)
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Tragikomödie
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Ein Bankmanager veruntreut das Geld seiner Kunden und verschwindet spurlos. Das bringt vor allem seine Frau in eine schwierige Lage, da sie sich dem Richter und den geprellten Anlegern stellen muss.

Diskussion

Es ist Nacht. Die Kamera blickt von außen auf eine Bank. In den dunklen Geschäftsräumen rafft ein Mann Papiere zusammen, steckt sie in einen Reißwolf. Dann nimmt er einige Akten an sich und verschwindet zu Fuß in der Dunkelheit. Prompt sind ihm mehrere Männer auf den Fersen. Szenenwechsel. Offensichtlich hat der Bankangestellte Simon das Geld seiner Kunden, immerhin mehrere 100 Millionen Peseten, veruntreut und ist spurlos verschwunden. Nun ist es an seiner Frau Juana, sich den Fragen von Polizisten und Richtern, geldgierigen Verwandten und geprellten Anlegern zu stellen; auch denen von Gangstern, die auch gern ein Stück vom Kuchen hätten.

Erst Opfer, dann Rächerin

Ständig klingelt das Telefon; anonyme Anrufer beleidigen und bedrohen sie. Zwei Banker, offensichtlich Kollegen von Simon, nehmen Juana besonders hart in die Mangel. Sie können sich nicht vorstellen, dass sie nichts von den Machenschaften ihres Mannes gewusst habe. Doch Juana ist wirklich ahnungslos. Naiv, wie sie ist, kann sie die vielen Fragen, die auf sie einprasseln, nicht beantworten. Willenlos lässt sie alles mit sich geschehen. Sie muss sogar aus dem beschlagnahmten Haus ausziehen.

Zu allem Überfluss entdeckt sie, dass Simon eine Geliebte hatte: die junge Mirabel. Und was verheimlichen die beiden Banker? Wissen sie wirklich nicht, wo sich Simon aufhält? Jetzt ist es für Juana endlich an der Zeit, zurückzuschlagen. Mit Mirabels Hilfe und der eines alten Mannes, der sich in Finanzdingen gut auskennt, spinnt Juana eine Charade, die Simon aus der Reserve locken soll.

Spannung, Intrigen, rasante Wendungen

In Deutschland kennt man den spanischen Regisseur Mario Camus vor allem durch sein kleines Meisterwerk „Der Bienenkorb“ (1982). Mit „Selbstachtung“ hat er so etwas wie einen Thriller inszeniert, vielleicht sogar einen Film noir, in dem es um Spannung und Intrigen, rasante Wendungen und überraschende Wandlungen geht. Von Beginn an kreiert Camus mit langsamen Erzähltempo eine Atmosphäre des Misstrauens. Bis auf wenige Ausnahmen ist hier auf niemanden Verlass; jeder verfolgt seine eigenen Interessen, alle haben es auf das große Geld abgesehen. Besonders die beiden skrupellosen Bankmanager werden dabei radikal demaskiert. Sie wollen das Geld der Kunden nicht ersetzen. Camus geht es dabei vor allem um die Konsequenzen, die die dunklen Geschäfte von Simon und seinen Kollegen für andere haben.

Nimmt ihr Schicksal in die eigene Hand

Juana steht vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens. Nur ihr geliebtes Klavier ist ihr noch geblieben – was hier zu einer schönen Volte führt, die Juanas Rache einleitet. Die anderen Charaktere werden zu Opfern ihres Ehrgeizes und ihrer Gier.

Die Inszenierung lockert die düstere Stimmung immer wieder durch komische Einschübe auf. Einmal tritt bei einer Versammlung geprellter Kunden eine Frau einem Mann mit ihrem spitzen Absatz so sehr auf den Fuß, dass er mit schmerzverzerrtem Gesicht den Ort verlassen muss. Die Szene hat allerdings keine weiteren Folgen; man soll dadurch wohl ermuntert werden, das Geschehen nicht allzu ernst zu nehmen.

Getragen wird der Film vor allem von Veronica Forque als Juana. Von der naiven, weltfremden und unterwürfigen Ehefrau wandelt sie sich zur tatkräftigen, raffiniert planenden Heldin, die die richtigen Leute um sich schart und ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt. Am Schluss hat sie sich ihre Selbstachtung, die der Filmtitel meint, zurückerobert.

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