White House Plumbers

Biopic | USA 2023 | Minuten

Regie: David Mandel

Ein CIA- und ein FBI-Mann werden zu Spezialagenten einer Einheit, die den Auftrag hat, Präsident Nixon zur Wiederwahl zu verhelfen. Dabei produzieren die Agenten und ihre Handlanger nicht viel Greifbares, ihre Autorität stellt zunächst aber niemand in Frage. Bis es zu einer Serie von Einbrüchen in die Wahlkampfzentrale des politischen Gegners kommt. Eine von realen Ereignissen inspirierte, satirische Serie rund um die Ereignisse der Watergate-Affäre, die mit pointenreicher Situationskomik und jeder Menge Slapstick zu überzeugen weiß. Der Blick fürs Detail und fürs strukturelle Ganze des Skandals fehlt der Produktion allerdings; stattdessen zielt die Satire gegen rechtspopulistische Ideologie auch auf die Gegenwart. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
WHITE HOUSE PLUMBERS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Crash&Salvage/HBO/The District/wiip studios
Regie
David Mandel
Buch
Alex Gregory · Peter Huyck
Kamera
Steven Meizler
Musik
Jeff Cardoni
Schnitt
Grady Cooper · Roger Nygard · Erick Fefferman · Steven Rasch
Darsteller
Woody Harrelson (E. Howard Hunt) · Justin Theroux (G. Gordon Liddy) · Lena Headey (Dorothy Hunt) · Judy Greer (Fran Liddy) · Domhnall Gleeson (John Dean)
Länge
Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Biopic | Drama | Historienfilm | Serie

Woody Harrelson und Justin Theroux sorgen in der durch reale Ereignisse inspirierten Comedyserie für slapstickreiche Pointen und produzieren nebenbei einen der größten Politikskandale aller Zeiten – die Watergate-Affäre.

Diskussion

Das Türschild im Gebäude mit der weltberühmten Adresse 1600 Pennsylvania Avenue in Washington, auf dem seit Neuestem „White House Plumbers“ zu lesen steht, ist nur zur Tarnung da. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter der ominösen Tür nicht die Klempner-Abteilung des Washingtoner Regierungssitzes, sondern eine zu handfesten Methoden greifende Einheit von Spezialagenten, die Anfang der 1970er-Jahre für die Wiederwahl des Republikaner-Präsidenten Nixon sorgen sollte und die schließlich für einen der größten Polit-Skandale des Landes verantwortlich war, die Watergate-Affäre.

Der Ton der neuen, von HBO produzierten fünfteiligen Serie „White House Plumbers“ ist früh gesetzt: Wir Zuschauer:innen erleben den ersten von vier Einbruchsversuchen der Spezialagenten in das Büro des Democratic National Committee – und es geht gleich zum Start alles schief, was nur irgendwie schiefgehen kann. Falsches Einbruchwerkzeug, Streitigkeiten und Gekeife beim Einsatzkommando und jede Menge potenziell kompromittierendes Spurenmaterial.

Zwei tragikomische Patrioten im Kampf gegen die rote Gefahr

Die Anführer dieser „Spezialisten“ sind in die Geschichtsbücher eingegangen. E. Howard Hunt und G. Gordon Liddy – die späteren Hauptangeklagten im Watergate-Prozess – werden in der Serie gespielt von Woody Harrelson und Justin Theroux. Das Produktions-Team um den Regisseur David Mandel und seine Drehbuchautoren Alex Gregory und Peter Huyck inszeniert die beiden als wackere, zum Slapstick und zur Tragikomik neigende Parteisoldaten. Von ihrem Auftrag, die Wiederwahl des republikanischen Kandidaten zu sichern, sind der Ex-FBI und der EX-CIA-Mann zutiefst überzeugt.

Hinter dem politischen Gegner, den Demokraten, wittern Hunt und Liddy nichts als die elenden Machenschaften von Kommunisten und Landesverrätern. Ihr Zwei-Mann-Thinktank, dem einige Handlanger unterstellt sind, heckt in seinem Büro im Laufe der Handlung immer radikalere und zweifelhaftere Methoden der Bespitzelung und potenziellen Rufschädigung des politischen Feindes aus. Über Hunt und Liddy – beide wissen optisch zu beeindrucken, der eine durch seine immerzu bedrohlich vor sich hinmalende Unterkieferpartie (Harrelson), der andere durch seinen nicht weniger Eindruck schindenden Schnauzbart (Theroux) – wissen wir außerdem, dass der eine Autor von halberfolgreichen Spionageromanen ist und der andere seine Gedanken zum Thema Nationalismus deutlich zu weit getrieben hat. Bei einem Paarabend gemeinsam mit den Ehefrauen (Lena Headey und Judy Greer), die ihre Gatten an Intelligenz deutlich überflügeln, legt Liddy zur Untermalung ein Best-of von Adolf Hitlers Führerreden auf. Dass er sich in seinem White-Supremacy-Weltbild im Widerspruch zum freiheitlichen Streben seines Auftraggebers, der US-Regierung, befindet, dämmert dem Agenten nicht wirklich. Seine autoritären Neigungen befeuern genaugenommen sogar seinen Diensteifer.

Verkörperungen des Paranoia-Weltbilds der Nixon-Ära

Liddys Figur passt perfekt in das Wahn-und-Paranoia-Weltbild der Nixon-Jahre, zu denen in jüngster Zeit, angesichts der Eskapaden des US-Präsidenten Trump, während und nach seiner Amtszeit, reichlich Parallelen gezogen wurden. Hunts und Liddys Mannen hinterlassen gleich beim ersten Auftrag, dem Einbruch in die Praxis des Militär-Analysten und Psychiaters Daniel Ellsberg, der für das Leaken der Pentagon-Papers berühmt wurde, ein heilloses Durcheinander. Die Autorität der beiden Behörden-Männer bleibt jedoch trotz eines Weiterdrehens an der Eskalationsschraube unangetastet. Bis es schließlich zu ihrem größten und geschichtsträchtigen Malheur kommt.

Das Produzenten-Team um „White House Plumbers“ ist nicht irgendwer. Regisseur David Mandel und die Autoren sowie Produzenten Alex Gregory und Peter Huyck haben sich einst mit der Politsatire „Veep“ einen Namen gemacht, in der Julia Louis-Dreyfus als launenhafte US-Vizepräsidentin ihre Untergebenen piesackte. Unter anderem waren sie auch an den legendären Comedy-Serien „Seinfeld“ und der „Larry Sanders Show“ beteiligt. Für ihre „White House Plumbers“ finden die Kreativen abermals einen komödiantisch-satirischen Ton, der oft zu überzeugen weiß. Liddys verschwitzter Schnauzer bei einer Präsentation sowie Hunts Aufstand seiner Familie gegenüber, die es wagt, eine Scrabblepartie zu spielen, nur zum Spaß und ohne das Regelwerk zu beachten, sorgen zuverlässig für Lacher. Allerdings trägt der auf Pointen abzielende und tendenziell überdrehte Stil nicht immer über die komplexe Handlung der fünf Folgen hinweg.

Weniger historische Fallanalyse als überzeitliche Ideologie-Satire

Wer die Watergate-Materie aus den 1970ern samt ihren Schauplätzen und Schlüsselfiguren nicht parat hat, dürfte mit dem Verfolgen der Handlung seine liebe Not haben. In vielen Weitwinkeleinstellungen in Innenräumen erscheinen die handelnden Figuren der Serie übergroß, die weitreichenden Details des Strukturskandals innerhalb der Nixon-Administration geraten so aus dem Fokus. Clever und sehenswert ist „White House Plumbers” in den Momenten, in denen es sich der politischen Ideologie hinter dem Handeln der Figuren widmet. Besonders beim von Justin Theroux verkörperten Liddy zeigt sich der bizarre Glaube an die vermeintlich richtige Sache als herrischer und beharrlicher Eifer eines durch und durch Verblendeten. Die Fühler der Serie reichen in diesen Momenten natürlich auch in die kulturkämpferisch aufgeladene Politarena unserer Jetztzeit. Mit einer düsteren, realen Pointe: Richard Nixon trat angesichts des Watergate-Skandals zurück. Der sich aktuell zu einer neuen Präsidenten-Kandidatur aufschwingende Republikaner Donald Trump hätte für die Vorwürfe des Einbruchs in die demokratischen Büros im Watergate-Gebäude vermutlich nur ein öffentlichkeitswirksames Trump-typisches Grinsen übrig – sofern er dazu eine Gelegenheit fände, zwischen all seinen Gerichtsterminen.

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