A Great Place To Call Home

Drama | USA 2023 | 87 Minuten

Regie: Marc Turtletaub

In einer Kleinstadt in Pennsylvania muss sich ein Witwer zunehmend mit den Folgen seiner Demenz herumschlagen. Bis eines Nachts ein UFO in seinem Garten notlandet und ein Außerirdischer in seinem Haus Schutz sucht. Der Film kreist anfangs um Einsamkeit und Isolation im Alter, wandelt sich dann aber zu einer unausgeglichenen Mischung aus Drama und Science-Fiction. Mit dem Erscheinen eines Aliens und dem Zusteuern auf eine schockierende Gewalttat geht viel von der Menschlichkeit und Wärme der Geschichte verloren. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JULES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Big Beach Films
Regie
Marc Turtletaub
Buch
Gavin Steckler
Kamera
Christopher Norr
Musik
Volker Bertelmann
Schnitt
Ayelet Gil Efrat
Darsteller
Ben Kingsley (Milton) · Harriet Harris (Sandy) · Jane Curtin (Joyce) · Teddy Cañez (Bürgermeister Martinez) · Narea Kang (Wu)
Länge
87 Minuten
Kinostart
01.02.2024
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Komödie | Science-Fiction
Externe Links
IMDb | TMDB

Dramatische Komödie um einen einsamen Witwer in Pennsylvania, dessen Leben aus den Fugen gerät, als ein UFO in seinem Garten notlandet.

Diskussion

Boonton ist ein kleiner Ort in Pennsylvania. Hier lebt Milton Robinson (Ben Kingsley), ein einsamer Witwer, der kaum Kontakt mit anderen hat und darum ein wenig kauzig geworden ist. Bei den Gemeindeversammlungen, die er jede Woche besucht, bringt er stets dieselben Anliegen vor. Zum einen müsse an einer gefährlichen und viel zu großen Kreuzung endlich ein Zebrastreifen aufgemalt werden. Zum anderen sollte sich der Werbeslogan von Boonton ändern, weil „A Great Place to Call Home“ missverständlich sei. Schließlich könnte man ja denken, die Stadt sei lediglich ein guter Ort, um nach zuhause zu telefonieren.

Ein Alien sucht Schutz

So wie Ben Kingsley diesen Milton spielt, mit dem gleichförmigen Sprachduktus, der steifen Mimik und den wenigen Gesten, dazu ein unvorteilhaftes Toupet und eine viel zu große Brille, erscheint er wie ein Nerd, dem seine Lebensuntüchtigkeit nichts ausmacht. Doch als seine Tochter Denise (Zoë Winters) eine Dose Bohnen im Medizinschrank entdeckt, ist klar: Milton leidet auch an Altersdemenz. Dann aber stürzt eines Nachts ein UFO in Miltons Garten ab. Niemand glaubt ihm, weder die Feuerwehr noch der Supermarktkassierer. Zwei ältere Nachbarinnen, Sandy (Harriet Harris) und Joyce (Jane Curtin), die ebenfalls ständig die Sitzung des Gemeinderats besuchen, werden jedoch neugierig und schauen bei dem alten Mann vorbei, just in dem Moment, als ein waschechtes Alien aus dem Wrack steigt und Schutz in Miltons Haus sucht.

Regisseur Marc Turtletaub und der Drehbuchautor Gavin Steckler lassen den Film zunächst als Drama über Isolation im Alter beginnen. Ein greiser Mann blickt enttäuscht auf sein Leben zurück und muss sich Fehler eingestehen, etwa, dass er ein schlechter Vater gewesen ist. Milton hat sich von seinem erwachsenen Sohn entfremdet und seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Bedauern über verpasste Chancen ist die Folge. Gleichzeitig muss er die Last des Alters mit körperlichen, aber auch geistigen Einschränkungen akzeptieren, vom Unverständnis der Jüngeren ganz abgesehen.

Eine Verständigung ist kaum möglich

Auch die anderen Figuren, etwa Sandy und Joyce, schlagen sich mit Problemen des Älterwerdens herum, wie kleine Vignetten beweisen. Das sind genug Themen für einen anspruchsvollen Film, zumal Turteltaub und Steckler Einsamkeit und Demenz offen und sensibel ansprechen.

Doch mit der Bruchlandung des UFOs ändert sich der Ton des Films. Aus der realistischen, wenn auch exzentrischen psychologischen Beobachtung eines wunderlichen alten Mannes wird ein Science-Fiction-Film, dem die Parallelen zu „E.T.“ und „Cocoon“ nicht guttun. Das beginnt schon damit, dass Jade Quon den außerirdischen Besucher als graues, stummes Wesen spielt, das nur beobachtet und zuhört. So etwas wie Verständigung will sich dabei kaum einstellen; das Alien, das von den Erdbewohnern „Jules“ getauft wird (so auch der Originaltitel), reagiert nur höchst selten. Von seiner Einsamkeit, verloren im Weltraum, gestrandet auf der Erde, ist darum nichts zu spüren.

Bis es gegen Ende von „A Great Place to Call Home“ zu einer schockierenden Gewalttat kommt, die eigentlich in einen Horrorfilm gehört, hier aber von allen Beteiligten mit unpassender Gelassenheit zur Kenntnis genommen wird. Mit einem Mal gehen Menschlichkeit und Wärme des Films verloren. Als Zuschauer wünscht man sich förmlich, dass die Filmemacher bei ihrem Thema – Isolation im Alter – geblieben wären und es vertieft hätten. Die Science-Fiction-Metapher wirkt falsch und aufgesetzt; die Verquickung der Genres schlägt fehl.

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