Drama | Großbritannien 2024 | 389 (8 Folgen) Minuten

Regie: David Moore

Eine ehemalige britische Militärpilotin hat in kurzer Zeit ihre Schwester und ihren Mann verloren: Beide wurden ermordet. Als sie auf ihrer Nanny-Cam überraschend den scheinbar toten Mann sieht, der zu Hause mit der gemeinsamen Tochter spielt, zweifelt die traumatisierte Witwe an sich, beginnt aber zu recherchieren und kommt dabei einem erkrankten Polizisten in die Quere, der auch in dem Fall ermittelt. Die routinierte Serienadaption eines Thriller-Romans besticht durch viele Twists, die die Handlung vorantreiben, aber zunehmend die Glaubwürdigkeit austesten. Auch Rückblenden und plakative Filmmusik schwächen den Unterhaltungswert des Hochglanz-Thrillers, der vor allem mit einer soliden Besetzung und der differenzierten Reflexion über Schuld und Sühne Pluspunkte sammelt. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
FOOL ME ONCE
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Quay Street Prod.
Regie
David Moore · Nimer Rashed
Buch
Danny Brocklehurst · Charlotte Coben · Yemi Oyefuwa · Nina Metivier · Tom Farrelly
Kamera
Chris Sowden
Musik
David Buckley · Luke Richards
Schnitt
Steve Singleton · Gez Morris
Darsteller
Michelle Keegan (Maya Stern) · Adeel Akhtar (Sami Kierce) · Joanna Lumley (Judith Burkett) · Richard Armitage (Joe Stern) · Thea Taylor-Morgan (Lily)
Länge
389 (8 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Mystery | Serie | Thriller
Externe Links
IMDb | JustWatch

Routinierte Serienadaption eines Romans von Harlan Coben: Eine frühere britische Militärpilotin stößt bei hartnäckigen Recherchen nach der Ermordung ihrer Schwester und ihres Mannes auf dunkle Geheimnisse und kriminelle Machenschaften in der Familie ihres Mannes.

Diskussion

Harlan Coben ist ein ebenso versierter wir produktiver Krimi-Schriftsteller. Seit 1995 hat der US-Amerikaner Dutzende Kriminalromane geschrieben, die in mindestens 45 Sprachen übersetzt wurden. Der 61-Jährige ist der erste Schriftsteller, der 1996/97 fast gleichzeitig die drei wichtigsten US-Krimipreise gewann: den „Edgar Allan Poe Award“, den „Shamus Award“ und den „Anthony Award“. 2018 gelang Coben ein Coup, indem er mit Netflix einen Vertrag über die Verfilmung von 14 Büchern schloss. Aus dem Deal resultierten bisher acht Miniserien, die bemerkenswerterweise alle nicht in den USA, sondern in europäischen Ländern produziert wurden und auch dort spielten. So ist „Das Grab im Wald“ (2020) in Polen, „Kein Friede den Toten“ (2021) in Spanien und „Kein Lebenszeichen“ (2021) in Frankreich angesiedelt. Im Fall von „In ewiger Schuld“ verlegten die fünf Drehbuchautoren, unter ihnen auch Cobens Tochter Charlotte Coben, die Handlung des Romans „Fool Me Once“ (2016) von New York nach England.

Die ehemalige britische Militärpilotin Maya Burkett (Michelle Keegan) hat in kurzer Zeit zwei enge Angehörige verloren: Vor drei Monaten wurde ihre Schwester Claire (Natalie Anderson) zu Hause brutal ermordet und vor zwei Wochen ihr eigener Mann Joe (Richard Armitage) im nahegelegenen Park vor ihren Augen erschossen. Maya war schon vorher nervlich sehr angespannt, wurde sie doch vor Jahren als Pilotin eines Kampfhubschraubers wegen der versehentlichen Tötung von Zivilisten im Irak-Krieg aus dem Dienst entlassen und wird seitdem jede Nacht von Albträumen verfolgt.

Der Tote auf der Nanny-Can-Aufnahme

Auf Anraten ihrer besten Freundin Eva (Adelle Leonce) stellt Maya in ihrer Wohnung einen digitalen Bilderrahmen auf, in dem eine Überwachungskamera eingebaut ist. So kann sie sicherheitshalber ihre kleine Tochter Lily (Thea Taylor-Morgan) und die Kinderfrau Izabella Godek (Natalia Kostrzewa) auch in ihrer Abwesenheit im Blick behalten. Doch dann entdeckt sie auf einer Aufnahme ihrer Nanny-Cam ihren Mann Joe, der mit Lilly spielt. Kann sie ihren Augen noch trauen? Wurde sie das Opfer einer grausamen Täuschung?

Während der gesundheitlich angeschlagene Polizist Sami Kierce (Adeel Akhtar) weiter hartnäckig ermittelt, stellt Maya eigene Nachforschungen an und stößt bei ihrer Schwiegermutter, der Psychologin Judith Burkett (Joanna Lumley), auf Unverständnis. Mit ihren Recherchen sticht die traumatisierte Witwe ungeahnt in ein Wespennest aus dunklen Familiengeheimnissen und korrupten Machenschaften des familieneigenen Burkett-Pharmakonzerns. Und es bleibt nicht bei den beiden Mordfällen.

Harlan Coben gilt als Spezialist für überraschende Wendungen und komplexe Krimi-Plots. Das trifft auch auf „In ewiger Schuld“ zu. Die achtteilige britische Miniserie wartet nach der reizvollen Prämisse um das Video mit einer Vielzahl cleverer Twists auf, die die Handlung immer wieder vorantreiben, wobei die Glaubwürdigkeit der Enthüllungen im Lauf der acht Folgen allerdings nicht zunimmt.

Viel Wert auf stimmige narrative Details

Die erfahrenen Serien-Regisseure David Moore und Nimer Rashed greifen gerne routiniert, aber wirkungsvoll zu alternierenden Montagen, um zwei oder drei Stränge quasi parallel zu erzählen, sowie regelmäßig zu Cliffhangern am Ende jeder Folge, um so die Spannung hochzuhalten. Das Autorenquintett und das Regieduo legen großen Wert auf stimmige narrative Details, wie etwa der elegante Zirkelschluss mit der Überwachungskamera im Bilderrahmen zeigt, die in der ersten wie in der letzten Folge eine Schlüsselrolle mit weitreichenden Folgen spielt.

Als auf Dauer lästige Zutat erweist sich die inflationäre Nutzung von Rückblicken: Allzu häufig und oft ohne dramaturgische Notwendigkeit erinnern sie an die Ermordung Claires, die Erinnerungen Mayas an die tödlichen Schüsse auf Joe und Mayas traumatische Erlebnisse im Kriegseinsatz. Auch die überwiegend plakative oder hektische Musik drängt sich mit schrillen Tonspitzen oft allzu sehr in den Vordergrund. Leider unterlaufen der Regie einige unnötige inszenatorische Schnitzer wie zum Beispiel bei der ersten Begegnung von Maya mit Joes Jugendfreund Christopher Swain (Anthony Howell) in einer Entzugsklinik, wo dieser überaus offenherzig sofort ein tödliches Geheimnis preisgibt. Oder wenn eine Juristin die Familie Burkett zur Testamentseröffnung einberuft, ohne dass eine Sterbeurkunde vorliegt.

In den besseren Kreisen

Getragen wird der Hochglanzkrimi, der weitgehend in den sogenannten besseren Kreisen spielt, vor allem von einem solide spielenden Ensemble. Allen voran die hierzulande wenig bekannte Hauptdarstellerin Michelle Keegan, die im Vereinigten Königreich durch ihre Auftritte in der Daily Soap „Coronation Street“ populär wurde. Mit sparsamer Mimik und Gestik bringt sie die innere Zerrissenheit von Maya als traumatisierter Ex-Soldatin, trauernder Gattin, liebevoller Mutter und raubeinige Ermittlerin nahe. Markante Akzente setzen außerdem Joanna Lumley als Mayas listenreiche Kontrahentin Judith und Adeel Akhtar als zäher Polizist und angehender Vater, der von Halluzinationen, Schwindelanfällen und Lähmungen geplagt wird und dank einer elaborierten Hintergrundgeschichte fast zur zweiten Hauptfigur avanciert.

Kommentar verfassen

Kommentieren