Action | Vietnam 2022 | 84 Minuten

Regie: Dung Luong Dinh

Die kleine Tochter eines ehemaligen Elite-Soldaten gerät in die Fänge einer kriminellen Organisation. Der Vater ist wild entschlossen, sie zu befreien, und beginnt sich durch Scharen von Handlangern zu kämpfen, um die Gangster und die verlorene Tochter zu finden. Die Rettungsaktion wird zur Tour de Force gegen eine schier unerschöpfliche Übermacht. Der Actionthriller unterläuft durch eine unnötig zerfaserte Erzählweise die Geradlinigkeit seiner schlichten Prämisse. Auch die aufwändig in Szene gesetzten, aber erratisch und allzu zerfahren choreografierten Action-Sequenzen liefern nur mittelmäßige Unterhaltung. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
578: PHAT DAN CUA KE DIEN
Produktionsland
Vietnam
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Tuvan Pict.
Regie
Dung Luong Dinh
Buch
Dung Luong Dinh
Kamera
Morgan Schmidt
Musik
Lee Dong-jun
Schnitt
Steve M. Choe
Darsteller
Alexandre Ngyuen (Hûng) · Thanh Thao (An) · H'Hen Nie (LKW-Fahrerin) · Jessica Minh Anh (Loan Hoa Hau) · Anh Tuan Hac
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Action | Thriller
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Heimkino

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Vietnamesischer Actionthriller um einen ehemaligen Elitesoldaten, der seine von Gangstern entführte Tochter retten will.

Diskussion

Hùng (Alexandre Nguyen) steht am Abgrund. Der Truck, den er sonst über die Serpentinen der Berglandschaft von Mộc Châu navigiert, ist eingekreist. Knapp zwei Dutzend bewaffnete Gangster bauen sich vor ihm auf. Angesichts der Felsschlucht im Rücken stellt sich die Kampf-oder-Flucht-Frage gar nicht erst. Und doch ist das, was folgt, keine geradlinige, einer klaren Richtung folgende Angelegenheit. Hùng greift an, weicht aus, versteckt sich unter einem Auto, wird gefunden, befreit sich, stürzt sich die Klippe hinunter, klettert wieder hinauf, startet den nächsten Angriff und entkommt schließlich irgendwie aus dem erratischem Hin und Her, mit dem der Film sich durch die Action-Sequenz laviert.

Rettungsaktion mit Windungen und Wendungen

„578 Magnum“ macht die Zerfahrenheit zum Programm. Auch auf narrativer Ebene ist die Richtung uneindeutig. Dabei scheint die Ausgangssituation so simpel: Der junge Vater Hùng kämpft um das Leben seiner entführten Tochter An (Thanh Thao). Ein kurzer Prolog zeigt beide noch glücklich in der Fahrerkabine des Trucks, bevor das Mädchen, eingeschüchtert und unsicher, seinen ersten Schultag auf dem Internat beginnt, von dem aus es schließlich zum Hafen von Haiphong aufbricht, um den Vater bei der Arbeit zu finden. Doch dann nimmt nicht der Vater die Kleine mit, sondern ein Entführer im Dienst einer Gangsterbande.

Die Prämisse ist damit klar: Ein Vater kämpft für seine Tochter. Doch der Film schafft es nie wirklich, der Geradlinigkeit des Rettungs-/Vergeltungsnarrativs à la „Taken“ zu folgen. Der Vater prügelt sich zunächst von den einfachen Handlangern bis in die Gefilde der Menschen- und Drogenhändler vor. Dort angekommen, rettet er jedoch nicht seine Tochter, sondern ein anderes Kind und entführt bei der Gelegenheit seinerseits den (erwachsenen) Sohn des Oberbosses. Wenig später muss er ihn wieder freilassen und ein weiteres Mal aufbrechen, um die eigene Tochter zu retten. Unterwegs hilft er einer ihm unbekannten LKW-Fahrerin (H'Hen Niê) beim Wechsel des Hydraulikschlauchs und steht einige Umwege später doch wieder von Angesicht zu Angesicht den Schergen des organisierten Verbrechens gegenüber.

„Einer gegen Hundert-Prügelei

Als Film ist „578 Magnum“ gänzlich von seinen Action-Setpieces her gedacht. Der um sie konstruierte narrative Rahmen ist so wacklig, dass er sich selbst kaum zu halten vermag. Wie hastig eingeschobene Zwischentitel wirken die Teile des Films, die von einer Schlägerei zur nächsten führen: viel wird erklärt, nichts ergibt wirklich Sinn; viel wird behauptet, wenig gefühlt. Mitunter scheint der Film selbst die Geduld zu verlieren und schneidet vom Berg-Panorama, das Hùngs Reise auf dem Weg zum Gefecht zeigen soll, direkt auf den ersten Schlag, den er von seinem nächsten Widersacher kassiert. Seiner Rolle entsprechend muss der Ex-Elitesoldaten-Daddy ein ums andere Mal einstecken, sich wieder aufrichten, weitermachen, egal wie schwer verwundet er scheint, egal wie viele Gegner noch vor ihm stehen.

Was hinter dem unbändigen Willen steht und wie die Liebe zu seiner Tochter ihn ein um andere Mal zum Übermenschlichem befähigt, ist weder im Film noch auf dem Gesicht von Alexandre Nguyen sichtbar. Umso mehr erscheint die ausgiebig wiederholte „Einer gegen Hundert“-Prügelei schon von vornherein wie eine ermüdende Pflichtübung auf dem Weg zur Behauptung eines emotionalen Wiedersehens.

Regisseur Dung Luong Dinh gibt sich alle Mühe, besagte Pflichtübung zu variieren: von der Kunstlicht-Urbanität des Hafens werden die Gefechte in die nebelverhangenen Berge und grünen Landschaften von Mộc Châu getragen oder gar mit dem Farbpulver des Holi-Fests eingenebelt. Jede dieser Action-Szenen fungiert als kleiner Film im Film. Doch auch als solche, immerhin zwischen Containern, Feldern und farbigem Dunst variierende Einzelstücke sind sie denkbar hilflos inszeniert. Irgendwie trennen sich irgendwann die Kombattanten, um irgendwo an anderer Stelle wieder zusammenzufinden. Manchmal liegt nur ein Schnitt dazwischen, manchmal einige Tage, manchmal eine ganze Montage-Sequenz, in der Hùng seine Wunden leckt und rohe Eier trinkt. Warum er sich danach noch einmal aufrafft, scheint er selbst längst vergessen zu haben.

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