Der Fluch des Kuckucks

Fantasy | Spanien/Deutschland 2023 | 99 Minuten

Regie: Mar Targarona

Bevor das gemeinsame Kind zur Welt kommt, will ein Paar aus Spanien nochmal Urlaub machen und tauscht mit einem älteren Paar aus Deutschland die Wohnungen. Was für die Spanier wie ein idyllischer Traum aus Komfort in einer Villa im Schwarzwald beginnt, entwickelt sich zu einem finsteren Wachtraum: Dunkle Kräfte treiben ein undurchsichtiges Spiel. Ein vorhersehbarer Horrorfilm, der ebenso eifrig wie oberflächlich bekannte Vorbilder zitiert und auch formal wenig inspiriert ausgefallen ist. Über atmosphärische Momente gelangt der Film nicht hinaus. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
EL CUCO
Produktionsland
Spanien/Deutschland
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Barry Films/Rodar y Rodar Cine y Televisión
Regie
Mar Targarona
Buch
Roger Danès · Alfred Pérez Fargas
Kamera
Rafa Lluch
Musik
Diego Navarro
Schnitt
José Luis Romeu
Darsteller
Belén Cuesta (Anna) · Jorge Suquet (Marc) · Hildegard Schroedter (Olga) · Rainer Reiners (Hans) · Chacha Huang (Lili)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Fantasy | Horror | Thriller
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Pierrot le Fou
Verleih Blu-ray
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Fantasyhorror um ein spanisches Paar, das über eine Online-Anzeige ein Haustausch-Angebot im Schwarzwald annimmt und nicht ahnt, dass die vermeintlich netten Besitzer Böses im Sinn haben.

Diskussion

Anna (Belén Cuesta) ist hochschwanger und ziemlich frustriert. Es sind nur noch wenige Monate bis zur Entbindung. Ihr Partner Marc (Jorge Suquet) kreist jedoch nur um sich selbst und seinen Job als Architekt. Deutlich prallen die Lebensentwürfe aufeinander; die Beziehung ist alles andere als intakt. Die aufdringliche Unordnung in der gemeinsamen Wohnung ist dabei nur eine Kleinigkeit. Doch was genau unter der Oberfläche brodelt, ist nur zu erahnen, wenn Anna mitten in der Nacht auf die Terrasse schleicht, um heimlich eine Zigarette zu rauchen. Die sehnsüchtigen Blicke in die Wohnung des Nachbarn sind verräterisch. Hier ist bereits etwas passiert, bevor der eigentliche Horror überhaupt beginnt.

Um ein wenig Ruhe zu finden, tauschen die werdenden Eltern für den dringend benötigten Urlaub vor dem Familienzuwachs mit den deutschen Rentnern Hans (Rainer Reiners) und Olga (Hildegard Schroedter) kurzerhand die Wohnungen: Die Spanier beziehen das luxuriöse Haus des etwas seltsamen Ehepaars, das zwar fast schon auf ulkige Weise altbacken wirkt, aber eine unerwartet clean-moderne, zum Smarthome aufgerüstete Villa im Schwarzwald besitzt; die Deutschen ziehen ihrerseits in die schicke Stadtwohnung in Spanien.

Etwas ist faul im Schwarzwald

Im beschaulichen, aber auch etwas düsteren Schwarzwald ist es allerdings schnell vorbei mit Ruhe und Erholung. Die Adoptivtochter der Alten planscht splitternackt im Pool, während die Anzahl der Räume offensichtlich nicht mit der Größe des Anwesens übereinstimmt. Nach der ersten Nacht verhält sich zudem Marc seltsam und fährt kurzerhand den Maserati von Hans kaputt. Er selbst entgeht wie durch ein Wunder dem Tod und kommt mit einem lädierten Knie davon, verteilt jedoch verdächtige schwarze Pillen. Und in Spanien treiben Hans und Olga ein ganz eigenes Spiel aus okkulten Sitzungen.

Das genreerfahrene Publikum wird sehr schnell den Weg vorhersagen können, den Regisseurin Mar Targarona, die sich im Horror- und Thrillergenre vor allem als Produzentin einschlägiger Produktionen wie Bayonas „Das Waisenhaus“ (2008) und Guillem Morales’ „Julia’s Eyes“ (2011) einen Namen gemacht hat, in „Der Fluch des Kuckucks“ einschlagen wird. Der letzte von ihr selbst gedrehte Film war der insgesamt eher krude Netflix-Psychothriller „Zwei“ (2021), in dem zwei Fremde am Bauch zusammengenäht nackt in einem Bett erwachen, hatte zumindest eine ekelig-originelle Ausgangsidee: Diese sucht man hier hingegen vergeblich.

Der Horrorfilm ist derart offensichtlich aus weitläufig bekannten Versatzstücken zusammengesetzt, dass es einem kaum gelingen will, den ruhigen und der psychologischen Grundierung der Figuren dienenden Anfang durchzustehen. Die Verknüpfung von Schwangerschaft und okkulten Kräften wird auf ewige Zeit mit dem großen Klassiker „Rosemaries Baby“ (1968) verbunden sein, der wie kein anderer mit den Erwartungen und Ängsten des Publikums spielt. Seither wurde dieser Topos in allen Varianten des Horrorgenres durchgespielt.

Vom Versuch, den Tod zu bezwingen

Targarona tut es auch, aber nicht konsequent; sie labt sich vielmehr nur an der Atmosphäre, die sie mit ihrer Geschichte aufruft. Im Kern handelt „Der Fluch des Kuckucks“ dann vom Versuch, den Tod zu bezwingen, indem man sich der Körper jüngerer Menschen bedient. Dieses Motiv und die Verbindung zum Schwarzwald erinnert dann auch in der formalen Ausgestaltung an das Werk von Dario Argento.

Dessen Meisterwerk „Suspiria“ (1977) spielt in Freiburg und birgt, wenngleich nicht so deutlich wie die kongeniale Neuverfilmung durch Luca Guadagnino (2018), eine Auseinandersetzung mit Verwandtschaft und Ahnenpflege. Von der filmischen Qualität her landet „Der Fluch des Kuckucks“ eher im mitunter grauenvollen Spätwerk des italienischen Horrorregisseurs. Ähnlich wie bei Argento neigen die Darsteller zu einem unerträglichen, zwischen Overacting und laienhafter Theateraufführung pendelnden Spiel, das jeder Szene den letzten Hauch von Dringlichkeit raubt.

So bleibt man mit großen Fragezeichen zurück. Was nun der Kuckuck damit zu tun hat, der seine Eier fremden Vögeln ins Nest legt, bleibt ein Rätsel. Ebenso willkürlich wie diese Anleihen an die clevere Grausamkeit der Natur ist auch das eingewobene, alemannische Fastnachttreiben, inklusive unheimlicher Holzmasken, die im harten Kontrast zum cleanen, beinahe lieblosen Videolook des Films völlig herausfallen.  

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