Madita und Pim

Kinderfilm | Schweden 1980 | 82 Minuten

Regie: Göran Graffman

Der nach einem Kinderbuch von Astrid Lindgren entstandene Film erzählt von den Alltagsfreuden und -sorgen eines achtjährigen Mädchens, das mit seiner kleinen Schwester und den gutbürgerlichen Eltern zu Beginn dieses Jahrhunderts in einer schwedischen Kleinstadt aufwächst. Ein Plädoyer für eine behütete Kindheit, aber auch für das kindgerechte Entdecken der Welt. Stimmungsvoll inszeniert und liebenswert interpretiert, kann der Film trotz eines manchmal allzu konservativ gezeichneten Frauenbildes alle Alterstufen unterhalten. - Ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
MADICKEN PA JUNIBACKEN
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
1980
Produktionsfirma
Svensk Filmindustri/Artfilm
Regie
Göran Graffman
Buch
Astrid Lindgren
Kamera
Jörgen Persson
Musik
Bengt Hallberg
Schnitt
Jan Persson
Darsteller
Joanna Liljendahl (Madita) · Liv Alsterlund (Lisabet) · Monica Nordquist (Mutter) · Björn Granath (Vater) · Lis Nilheim (Alva)
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Ufa (16:9, 1.78:1, DD2.0 swe./dt.)
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Diskussion
Wie beim ersten "Madita"-Film (fd 30 782) führt auch diesmal Göran Graffman Regie. Da die Produktion aber wieder in den Händen von Astrid Lindgrens "Hausregisseur" Olle Hellbom liegt, ist der Stil der beliebten Kinderbuchverfilmungen weitgehend erhalten geblieben. Auffällig ist vielleicht nur, daß sich Graffmans präzise Schauspielerführung bis in die kleinste Nebenrolle hinein bemerkbar macht und er selbst solchen leicht zum Überspielen neigenden Figuren wie der des alkoholsüchtigen Nachbarn Nilsson keine "Ausbrüche" gestattet.

Die Geschichte spielt zu Anfang dieses Jahrhunderts, als die ersten Automobile durch ein verschlafenes schwedisches Städtchen tuckern und die Idylle stören, in der Madita und ihre kleine Schwester Lisabeth aufwachsen. Man begegnet all den liebgewordenen Figuren aus "Madita" wieder: dem Nachbarsjungen Abbe, der behauptet, "hellsichtig" zu sein und Madita erzählt, sein Ururgroßvater spuke um Mittemacht im Waschhaus herum; dem Hausmädchen Alva, daß Madita besonders ins Herz geschlossen hat und ihr als "Kummerkasten" dient; der wilden Schulkameradin Mia, von der sich Madita eine blutige Nase holt; der nörgelnden Putzfrau Linus-Ida und natürlich Maditas Eltern, dem Redakteur Engström und seiner Frau. Und da gibt es noch Maditas imaginären Klassenkameraden "Richard", der immer dann ins Feld geführt wird, wenn sie wieder mal etwas angestellt hat. Natürlich fällt der Schwindel auf. Madita lernt, daß zwar auch Erwachsene manchmal lügen, daß es sich aber letztlich nicht lohnt, die Unwahrheit zu sagen. Solche kleinen pädagogischen Botschaften durchziehen, wie immer bei Astrid Lindgren, den ganzen Film, ohne ihn allerdings zu dominieren. Den Kindern werden ihre eigenen Erfahrungen mit dem Leben und der Umwelt zugestanden, auch wenn sie sich mal einen Brummschädel holen wie Madita, die versucht, mit einem Schirm "fliegen" zu lernen. Letztlich geht alles gut aus, weil die Erwachsenen ihre schützende Hand über die Kinder halten.

Eine, gemessen an der Realität, schon utopisch wirkende Idylle, von der zu träumen allerdings gestattet sei. Verwunderlich ist nur, daß Astrid Lindgren, die im ersten "Madita"-Film noch verhaltene sozialkritische Töne anschlug, hier ein geradezu restauratives Frauenbild zeichnet: Maditas Mutter möchte ihr den Umgang mit Abbe und seinem trunksüchtigen Vater verbieten, weil die ihr angeblich schlüpfrige Lieder beibringen. Maditas Vater läßt aber keine Diskussion aufkommen, sondern bestimmt, daß Madita erfahren muß, daß es verschiedene Menschen gibt, und daß sie lernen muß, sie zu verstehen. Mutter gibt kleinlaut bei, setzt sich ans Klavier und spielt ihrem "autoritären" Mann auf. Da bleibt einem als erwachsenem Kinogänger glatt die Sprache weg, während den kleinen Zuschauem zu wünschen ist, daß sie diesen "pädagogischen Ausrutscher" im Gefolge all der anderen heiteren Episoden überhören. Denn wie immer bieten die Erlebnisse von Astrid Lindgrens Kinderfiguren hohe Identifikationsmöglichkeiten, weil sie den eigenen Erfahrungen entsprechen oder nachvollziehbar sind. Natürlich liegt das auch an der liebenswerten Interpretation von Jonna Liljendahl, die ihre Madita mit einer Keckheit fernab jeder Altklugheit spielt, daß man sich wünscht, auch so eine Tochter zu haben. Und welches Kind sehnt sich nicht nach einer solch behüteten Kindheit, wie sie Madita genießt? Eine Frage aber läßt der Film offen: Wer ist der im deutschen Titel genannte Pim? Ist das etwa wieder so einer von Maditas Streichen, ein zweiter "Richard" vielleicht!? Auf jeden Fall gibt sie dem Zuschauer ein Rätsel mit auf den Heimweg.
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