Kaffee, Milch und Zucker

Drama | USA 1994 | 117 Minuten

Regie: Herbert Ross

Drei sehr unterschiedliche Frauen brechen aus ihrem bisherigen Leben an der US-Ostküste aus. Während die Polizei sie wegen eines Todesfalles sucht, richten sich die drei in Arizona ein neues Leben ein. Aber Konflikte und Krankheit stellen ihre Freundschaft auf die Probe. Ein ebenso einfühlsames wie humorvolles, mit sparsamen Mitteln und kargen Bildern inszeniertes Porträt dreier Frauen als Plädoyer für Menschlichkeit und Freundschaft. - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
BOYS ON THE SIDE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
New Regency/Hera/Warner Bros.
Regie
Herbert Ross
Buch
Don Roos
Kamera
Donald E. Thorin
Musik
David Newman
Schnitt
Michael R. Miller
Darsteller
Whoopi Goldberg (Jane) · Mary-Louise Parker (Robin) · Drew Barrymore (Holly) · Matthew McConaughey (Abe) · James Remar (Alex)
Länge
117 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Drama
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Diskussion
Der Zufall führt sie zueinander, begeistert darüber ist zunächst keine von ihnen: drei Frauen, die nur der Drang verbindet, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen, was erst einmal bedeutet, die Stadt zu verlassen. Auf eine Annonce hin meldet sich Robin bei Jane, die eine Mitfahrerin sucht: eine die Musik der "Carpenters" liebende verhaltene, blasse junge Frau trifft so auf eine zum Sarkasmus neigende, die "Carpenters" entschieden ablehnende Frau. Vom winterlichen New York aus geht es westwärts. Bei ihrem Abstecher in Pittsburgh, bei Holly, einer Freundin von Jane, geraten die beiden in eine handfeste Auseinandersetzung mit Hollys Geliebtem, einem Junkie, dessen gewaltsame Überwindung das Trio vorläufig zusammenschweißt, aber letztlich zum Tod des Gefesselten führt. Nun sind die drei auf der Flucht vor der Polizei.

Trotz der thematischen Ähnlichkeit weist der Film entscheidende Unterschiede zu "Thelma und Louise" (fd 29 188) auf. Die anfängliche Bewegung dient hier nur als Anstoß und endet bald im Stillstand, in einer neu geschaffenen Normalität - immerhin in Form einer scheinbar realisierten Utopie: Die drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. landen in einem Nest in Arizona, mieten sich ein Haus und genießen eine Zeitlang in Eintracht das Leben. Indem sich aber in zunehmendem Maße die Vergangenheit zwischen sie schiebt, isolieren sie sich aufs Neue. Von Jane erfährt man am wenigsten, außer daß sie eine Musikerin und Frauen zugeneigt ist; ersteres ist ihr durch Kündigung verwehrt worden, letzteres lebt sie nicht aus. Holly lebt in den Tag hinein, wird aber mehr als die anderen von meist unausgesprochenen Zweifeln an solchem Dasein geplagt und ist zerrissen zwischen Nick und ihrem neuen Geliebten, ausgerechnet einem Polizisten. Robin kreist der Film zusehends als Hauptfigur ein; um ihre Zuneigung sind die anderen bemüht, während sie, angesichts ihrer Aids-Erkrankung, diesen Bemühungen mit Mißtrauen begegnet.

Bewundernswert ist die Sensibilität, mit der Drehbuchautor Don Roos gerade dieses Thema behandelt. Der Kunstgriff, Robins Schicksal zu integrieren, es den anderen gleichzustellen, anstatt es zum zentralen Thema zu machen, bewahrt den Film vor aufdringlicher Melodramatik und plakativen Appellen wie in "Philadelphia" (fd 30 622). Er ist dabei keineswegs frei von rührenden Momenten, die aber nicht selten durch Humor und selbst Ironie aufgebrochen werden, wofür Whoopi Goldberg prädestiniert ist. Im Grundton allerdings tendiert der Films zum Pessimismus, ja Fatalismus. Die Dinge geschehen mit unabwendbarer Zwangsläufigkeit: alle Bestrebungen der Frauen und auch der sie umgebenden Menschen, sich gegen ihr Schicksal zu stemmen, scheitern - und das meistens ohne Getöse, sondern in einem frustrierenden Im-Sande-Verlaufen. Als Rettungsring wirft der Film die ebenso schlichte wie einleuchtende Botschaft von Menschlichkeit und Freundschaft aus: Am Lauf der Dinge kann sie zwar kaum etwas ändern, aber sie läßt diesen leichter ertragen.

Regisseur Herbert Ross gibt ein gemächliches Tempo vor und setzt dabei auf eine auffallende Kargheit der Bilder: mit seiner sparsamen Ausstattung, den durchgehend matten Farben (bis auf die Eingangssequenz in New York) und einer dezenten Beleuchtung, die die Figuren den Schauplätzen eher einverleibt als sie davon abzusetzen, widersetzt sich der Film dem üblichen Oberflächenglanz Hollywoods; und seine Charaktere entziehen sich, auch dank der hervorragenden Darsteller, jeglicher Typisierung.
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