Damen und Herren ab 65

- | Deutschland 2002 | 70 Minuten

Regie: Lilo Mangelsdorff

Spannende Beobachtungen bei den Proben zum Tanztheaterstück "Kontakthof", dessen Neuinszenierung die Wuppertaler Choreografin Pina Bausch ausschließlich mit Senioren besetzte. Die (Fernseh-)Dokumentation konzentriert sich ausschließlich auf die (Laien-)Tänzer und hält ihre Lernerfolge ebenso fest wie ihre wachsende Begeisterung, ihre Lust an der Herausforderung sowie ihre Freude über die eigenen Leistungen. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Cinetix/NDR/arte
Regie
Lilo Mangelsdorff
Buch
Lilo Mangelsdorff
Kamera
Sophie Maintigneux
Schnitt
Eva Voosen · Lilo Mangelsdorff
Länge
70 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
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Diskussion
Sie klagen über Muskelkater und Probleme mit den Gelenken, haben Schwierigkeiten, zu verstehen, was sie da eigentlich machen, und bezeichnen dennoch fast unisono die ganze Angelegenheit als eine wunderbare Erfahrung. Es geht um 25 Frauen und Männer, zwei von ihnen noch unter 60 Jahren, viele aber auch schon in den Siebzigern, die sich vor fünf Jahren auf ein Inserat in einer Wuppertaler Lokalzeitung meldeten. Aufgegeben hatte diese Anzeige keine Geringere als die Choreografin Pina Bausch, die für eine Neuinszenierung ihres 1978 uraufgeführten Stücks „Kontakthof“ tanzbegeisterte Senioren suchte. Lilo Mangelsdorff hat die aus 150 Bewerbern ausgewählten alten Menschen vom Beginn der Proben mit der Kamera begleitet. Da müssen die Teilnehmer zunächst scheinbar alles vergessen, was sie über das Tanzen zu wissen glaubten, und sich von den drei Trainern in die Geheimnisse und Formen des modernen Tanztheaters einweisen lassen. „Für mich war das Niemandsland“, sagt einer von ihnen. „Ich hatte mir da ganz etwas anderes darunter vorgestellt.“ Doch mehr noch als mit den komplizierten Bewegungen haben die betagten Laien-Tänzer Probleme mit der Aufforderung, ihre Emotionen offen ins Spiel zu bringen bzw. ihre Scham zu überwinden. Aber neben dem alltäglichen Probenfrust wird durch die zunehmende Begeisterung die Lust an der Herausforderung sowie an der eigenen Leistung erkennbar, sodass das Projekt während der Proben auch Züge eines Selbsterfahrungsseminars annimmt. „Ich glaube, mein Gang ist aufrechter geworden“, sagt ein Mann gegen Ende des Films. Womit er fraglos nicht nur seine tänzerische Haltung meint. Die Regisseurin kommt bei ihrer weitgehend chronologisch montierten Langzeitbeobachtung, die konsequenterweise mit einer Aufführung vor Publikum endet, ohne Off-Kommentar aus und verlässt sich auch bei den Bildern ganz auf ihre Protagonisten. Dabei wechseln Probenszenen mit Gesprächen, in denen die Tänzer, mal einzeln, mal zu zweit, Auskunft über ihre jeweilige Befindlichkeit geben; wobei die Dramaturgie vielfach dem schlichten Prinzip folgt, dass ein Teilnehmer zunächst von seinen Problemen mit einer bestimmten (Tanz-)Figur oder Schrittfolge erzählt und anschließend eine entsprechende Bildsequenz das eben Gesagte veranschaulicht. Abgesehen von ein, zwei Szenen, die in Privatwohnungen zu spielen scheinen (ein Ehepaar bei der Lektüre der Pressekritiken), verbleibt das Geschehen nahezu den ganzen Film über innerhalb der Probenräume. Und weil hier ausnahmslos die Senioren im Zentrum des Interesses stehen, bleiben Auseinandersetzungen mit der hehren Kunst im Allgemeinen und dem Tanztheater der Pina Bausch oder auch nur dem Stück „Kontakthof“ im Besonderen konsequent außen vor. Wer von dieser (Fernseh-)Dokumentation eine Art Fortführung von Klaus Wildenhahns Dokumentarfilm aus dem Jahr 1983 „Was tun Pina Bausch und ihre Tänzer in Wuppertal?“ (fd 24 522) erwartet, wird dementsprechend enttäuscht sein. Nicht zuletzt, weil Pina Bausch hier überhaupt nicht in Erscheinung trit
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