18
Jahre nach seiner Premiere in Cannes bringt der französische Regisseur Gaspar
Noé seinen Skandalfilm erneut in Umlauf, in einer „Straight Cut“-Version, bei
der er den ursprünglich rückwärts erzählten Film in eine vorwärtslaufende
Version verwandelt. Die tragische Liebes- und Rachegeschichte büßt darüber aber
viel von ihrer (zeit-)philosophischen Aufladung ein.
Es
ist Mitternacht an der Croisette. Draußen ist es mild an diesem 24. Mai 2002. Zur
Geisterstunde gegen Ende der 55. Filmfestspiele in Cannes tummeln sich dort normalerweise
nur noch jene, die nach einem nächtlichen Partykick suchen; aus den Kinos
strömen einige Verirrte mit tiefen Ringen unter den Augen. Nicht so an diesem
Abend. Blitzlichtgewitter strahlt durch die Nacht, die Rufe der Fotografen verstören
die Möwen zu ungewohnter Stunde. Auf dem roten Teppich haben sich Stars zu
einer besonderen Premiere eingefunden. Zu sehen sind Monica Bellucci,
die mit einem löchrigen schwarzen Lederkleid und einem um den Hals baumelnden
Amulett ein begeistertes Johlen erntet; neben ihr posiert ihr frischgebackener
Ehegatte