In seinem
dreistündigen Dokumentarfilm aus dem Jahr 1973 erforscht Claude Lanzmann die Gründungsphase
und die ersten Jahrzehnte des Staates Israels. Er lässt Menschen aus den unterschiedlichsten
sozialen Schichten und Berufen zu Wort kommen. Dabei montiert er geschickt
Thesen gegen Thesen und enthüllt so den widersprüchlichen Charakter des
israelischen Staates, der ihm bis heute anhaftet.
Jeder
Nationalstaat ist ein Konstrukt. 25 Jahre nach der Gründung Israels beschäftigte
sich der französische Dokumentarist Claude Lanzmann mit dem
Bauplan des jungen Staates. Als junger Universitätsdozent in Tübingen und in
Berlin und später als Journalist in Frankreich hatte Lanzmann die Gründung des
jüdischen Staates 1948 nur am Rande wahrgenommen. 1973 interessierte er sich jedoch
dafür, wie die Verwirklichung einer jüdischen Utopie aussieht – sowohl in ihrer
stabilen wie auch in ihrer fragilen Form. "Warum Israel?" war Lanzmanns erster Film vor
seinem Lebenswerk „Shoah“. Bis dato hatte primär an der Zeitschrift „Les
Temps modernes“ von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir mitgewirkt.