Die 1972 geborene österreichische Filmemacherin
Jessica Hausner verbindet in ihren Werken schwer deutbare Erzählungen mit
Anleihen bei Mythen, unerwarteten Genre-Zugriffen und viel Stilwillen. Seit
ihrem Hochschul-Abschlussfilm „Inter-View“ (1999) war sie mit jedem ihrer Werke
bei den Filmfestivals von Cannes oder Venedig vertreten. Bei der diesjährigen
„Diagonale“ war ihr ein Schwerpunkt gewidmet. Eine Würdigung eines Oeuvres, das
stetig nach alternativen Erzählformen sucht.
Die Kamera dreht sich. Stoisch bewegt sie sich zu Beginn von „Little Joe - Glück ist ein Geschäft“ (2019) im Kreis, unbeeindruckt von den
Pflanzen, die sich unter ihr im Gewächshaus befinden. Von der Decke aus filmt
die Kamera die symmetrischen Anordnungen, in die sich nach und nach Menschen
mit Kitteln mischen. Sie untersuchen die Blumen, gießen sie, tasten sie per
Auge zärtlich nach Auffälligkeiten ab. Den Blick von oben scheint derweil
nichts zu stören, weshalb sich die Kamera also weiterdreht. Nichts Irdisches
kann ihr unausweichliches Drehen aufhalten.