© ZDF/Falk Schuster

Anima - Die Kleider meines Vaters

Eine Filmemacherin auf den Spuren ihres Vaters, der insgeheim gerne Frauenkleider trug - bis 30.6. in der ZDF-Mediathek

Veröffentlicht am
09. April 2024
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Als die Filmemacherin Uli Decker am Sterbebett ihres Vaters erfährt, dass er heimlich gerne Frauenkleider trug, startet sie eine langjährige Recherche, um seine Geschichte und die seines Doppellebens zu ergründen. Für den 1936 geborenen Mann gab es im Rahmen des nationalsozialistischen Männlichkeits- und Rassenwahns keine Wahlmöglichkeiten. Als er mit neun Jahren entdeckte, dass er gerne Frauenkleider trug, konnte er mit niemand darüber sprechen. Damals begann seine „Schattengeschichte“, wie er sein Doppelleben später nannte, in dem der Spiegel zum einzigen Verbündeten wurde. Auch seiner Ehefrau verheimlichte er sein Geheimnis, bis sie nach 25 Jahren dahinterkam und seine vertraute Partnerin wurde. Doch alle anderen, auch seine beiden Töchter durften nichts davon erfahren; Uli Decker, die ihrerseits gegen die Zwänge der bayerischen Provinz rebellierte, hatte ein eher schwieriges Verhältnis zum Vater.

Der unterhaltsame, trotz aller Ernsthaftigkeit sogar humorvolle Dokumentarfilm plädiert ebenso klug wie mitreißend für Vielfalt und Toleranz. Dabei geht es nicht nur um den Vater und dessen Biografie, sondern auch um Geschlechterrollen, die katholische Prägung, das Leben in der bayerischen Provinz und die verheerende Wirkung lebenslanger Schuldgefühle. – Sehenswert ab 14.

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