Behutsam und ganz ohne Worte nähert sich die Kamera an. Die ersten Bilder zeigen die Totale einer Villa im Winter, ein Zimmer, durch das ein Kater streift, einen Tisch mit mehreren Telefonen, in gedeckten Farben, so wie der ganze Film. Dann, aus der Rückansicht, einen Mann, der vor einem Fernsehgerät sitzt. Es scheint, als ob er schläft. Erst der Ruf der Kuckucksuhr weckt ihn auf.
Es ist Michail Gorbatschow, vormals einer der Herrscher der Welt, Generalsekretär der Kommunistischen Partei der UdSSR und Staatspräsident der Sowjetunion. Der Dokumentarist Witali Mansky sucht eine Begegnung mit dem fast Neunzigjährigen, um ihn noch einmal zu seiner Biografie zu befragen. Doch „Gorbatschow. Paradies“, gedreht im Winter 2019/20, ist weniger das komprimierte politische Resümee eines langen Lebens; es ist vor allem ein leises Essay zum Thema des Alterns und des körperlichen Verfalls. Und: Es ist ein Liebesfilm.
„Putin beobachtet mich insgeheim“
Denn auch zwei Jahrzehnte nach ihrem Tod scheint Raissa Gorbatschow, seine Ehefrau, stets anwesend. Nicht nur auf den Gemälden, die die Villa schmücken, sondern auch in den Gedanken und Gefühlen ihres