Terminator 3 - Rebellion der Maschinen

- | USA 2003 | 109 Minuten

Regie: Jonathan Mostow

Letzter Teil der "Terminator"-Trilogie: Zwei Maschinen, eine gute in Gestalt eines muskulösen Einzelkämpfers, eine böse in der einer schönen Frau, werden aus der Zukunft entsandt, um in der Gegenwart über die Herrschaft in der Zukunft zu kämpfen. Am Ende ist das Schicksal eines jungen Mannes und einer jungen Frau, die als zukünftige Menschheitsretter auserkoren sind, mit einer beklemmenden Erkenntnis verbunden. Rasante Mischung aus Action- und Science-Fiction-Film, die mit aufwändigen, fast schon altmodischen Effekten unterhält, letztlich aber mehr von Selbstzitaten als der eigenen Imagination lebt. Während die Filmlogik gelegentlich hakt, steuert die Handlung konsequent einer bitteren, ethisch wie politisch fragwürdigen Botschaft entgegen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
TERMINATOR 3 - RISE OF THE MACHINES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2003
Produktionsfirma
C-2/Intermedia/IMF/Mostow/Lieberman Prod.
Regie
Jonathan Mostow
Buch
John Brancato · Michael Ferris
Kamera
Don Burgess
Musik
Marco Beltrami
Schnitt
Neil Travis · Nicolas de Toth
Darsteller
Arnold Schwarzenegger (Terminator) · Nick Stahl (John Connor) · Claire Danes (Kate Brewster) · Kristanna Loken (T-X) · David Andrews (Robert Brewster)
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs sowie einen Audiokommentar des Regisseuers und der Darsteller Arnold Schwarzenegger, Nick Stahl, Claire Danes und Kristanna Loken. Die Special Edition (2 DVDs) und die BDs enthalten zudem u.a. eine entfallene Filmszene (2 Min.) sowie einen Storyboard/Film-Vergleich (4 Min.).

Verleih DVD
Columbia TriStar Home (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., DTS dt.)
Verleih Blu-ray
Sony (16:9, 2.35:1, DolbyTrueHD engl./dt.)
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Diskussion
„Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Es gibt kein Schicksal, außer dem, was wir aus uns selbst machen.“ Die ersten Sätze von „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ geben den Takt vor. Alles weitere, das in den folgenden 109 Filmminuten geschieht, lässt sich als eine Widerlegung dieser Sätze verstehen, als Relativierung der hier formulierten Idee selbstbestimmter Freiheit. Die Hoffnung, dass die Zukunft offen ist, die in „Terminator 2 – Der Tag der Abrechnung“ (fd 29 178) auf geradezu rührende Weise geweckt wurde, wird in diesem Film mit Härte dementiert. „Terminator 3“ ist ein Film darüber, welche Macht die Zukunft über die Gegenwart ausübt. Es ist aber auch zugleich ein Film über die Macht, die die Vergangenheit auf die Gegenwart ausübt. Denn zentnerschwer wiegt das Gewicht der Erwartungen auf diesem Film: Seit zwölf Jahren warteten nicht nur eingefleischte Fans auf die Fortsetzung von „Terminator 2“ – schließlich gehört dieser zweite Teil fraglos zu den wichtigsten stilbildenden Werken des Kinos der 1990er-Jahre. Der Maschinenmensch „Terminator“ steht im Pantheon der modernen Ikonen, Dialogpassagen fanden Eingang in den Zitatenschatz der Gegenwart, und auch filmisch war hier vieles prägend für den anspruchsvollen, das heißt selbstreflexiven und durchs Stahlbad der Ironie gegangenen Teil des Actionkinos der 1990er-Jahre. Wo der erste „Terminator“ (fd 25 019) im Jahr 1984 noch ein schlichter B-Movie-Horrorfilm war, der, dunkel und vulgär, im typischen Stil der Zeit Ängste des Augenblicks in präzise, zwingende Bilder fasste, ohne irgendwie über sich selbst hinauszureichen, da gelang „Terminator 2“ großes Kino: epische Bilder, Coolness und eine zeitgemäße Verarbeitung und Verabschiedung der Weltuntergangsängste der 1980er-Jahre. Die Story dementierte das „No Future“ des vorangegangenen Jahrzehnts, ohne sich an die plumpen Optimismen der Yuppies zu verkaufen. Er nahm Angst ernst, ohne ihr nachzugeben und sie zu zelebrieren. Nun also „Terminator 3“. Anstelle von James Cameron, der keinen weiteren Film der Serie drehen wollte, übernahm Jonathan Mostrow („U-571“, fd 34 439) die Regie. Er hatte dabei mit dem Dilemma zu kämpfen, dass der Film eine eigenständige Story bieten sollte, aber gleichzeitig seinen beiden Vorgängern gerecht werden musste, um alle Fans zufrieden zu stellen, und am besten noch „Terminator 2“ übertrumpfen sollte. Nur an dieser letzten Aufgabe scheitert der Film. „Terminator 3“ ist eine teilweise sehenswerte, durchaus achtbare Fortsetzung seiner Vorgänger, ein guter, überdurchschnittlicher Action-Science-Fiction-Film; doch maßstabsetzend fürs Genre wie sein Vorgänger ist er nicht. Zu sehr lebt er von Selbstzitaten statt aus eigener Imagination. Der Film bietet eine Wiederholung der Ausgangslage von „Terminator 2“ mit kleinen Abweichungen: Zwei Maschinen werden aus der Zukunft entsandt, um in der Gegenwart über die Herrschaft in der Zukunft zu kämpfen. Die eine, gute, eine Synthese aus Achilles und Erzengel, ist ein moderner Christopherus, die der anderen, bösen Maschine hoffnungslos unterlegen ist; doch gelingt es auch hier, die zukünftigen Menschheitsretter zu beschützen. Zehn Jahre sind seit dem zweiten Teil vergangen. John Connor, zukünftiger Führer des menschlichen Widerstandes gegen die Herrschaft der Maschinen, ist ein junger Mann. Der neue Killer-Cyborg, der ihn bedroht, ist das Modell T-X mit dem Aussehen einer Frau: Kristanna Loken spielt das mörderische Wesen, das ausgerechnet im Schaufenster einer Boutique aus einer Kugel wie aus einem Ei geboren wird. „I like your car“. „I like your gun.“ Mit konsumistischem Begehren beginnt ihre Sozialisation im Zeitraffer, bei der kurz darauf auch ihr Busen größer wird – Anpassung an irdische Verhältnisse, Lernen durch Hinschauen und anschließende Evolution. Dann leckt sie Blut, ein Gentest im Schnellverfahren, zugleich eine kalte und tödliche Geste. In ihrem Aussehen erinnert Loken an die Kühle eines klassischen Hollywood-Stars, mit dem mörderischen Herz einer Femme Fatale, mehr Joan Crawford als Veronica Lake. Ihr Gegenspieler, Terminator T-101 (Schwarzenegger), wird in der Wüste geboren, seine Kleidung besorgt er sich – Anlass zu einigen zynischen Scherzen – in einem Männerstrip-Lokal, in dem gerade eine „Ladies Night“ angesagt ist. Der Humor, der beiden Maschinen-Figuren eigen ist, beruht vor allem auf der Lakonie der Gesten und Sprüche. Alles ist cool und rein effizient, die Mimik auf ein Minimum reduziert. Das alles kennt man schon, und die neue T-X fügt dem nur Weniges hinzu – mit etwas mehr Drehbuch-Fantasie hätte man der Weiblichkeit der Maschine gewiss noch einiges abgewinnen können. Das entsprechende Gegenbild verkörpert das Paar John und Catherine, die den guten Terminator in der Zukunft zu ihrer eigenen Rettung erschufen, die im Fall von Catherine, dem verlobten, aber nicht verliebten, eigentlich zu skeptischen Mädchen, auch eine Errettung aus der Spießigkeit des Vorstadtlebens ist. Auch diese Menschen folgen wie die Maschinen nur ihrer Programmierung. Das Schicksal ist eben vorbestimmt, die Menschmaschine dient dessen Exekution. „Judgement Day haben wir verhindert“, glaubt John. „Nur hinausgezögert. Judgement Day ist unausweichlich“, antwortet die Maschine. Bevor es zum Finale und der eigentlichen Story-Überraschung des Films kommt, erlebt man, was Actionkino nun mal zu bieten hat: Autoverfolgungsjagden, Explosionen aller Art – alles ist dabei technisch State of the Art und wirkt zugleich nostalgisch, klassisch, wie aus den großen Actionfilmen der 1980er-Jahre. An „Terminator 3“ gefällt, dass der Film auf sichtbare Computereffekte und den modischen comicartigen Inszenierungsstil fast völlig verzichtet, fotorealistisch wirkt. Für einen Augenblick wird der Film auch zum Road Movie, der die Wüste, das Auto und die Freiheit zusammenbringt, den amerikanischen Traum noch einmal träumt, um ihn dann in einer dunklen Höhle zu Grabe zu tragen. Das Ende ist düster und apokalyptisch. Es trägt entscheidend zu der Nachwirkung von „Terminator 3“ bei. Auch wenn die Angst vor einem Computernetz, das sein eigenes Bewusstsein entwickelt, vielleicht etwas schlicht wirkt, lässt sein Schluss lange rätseln, was der Film eigentlich erzählt über die Gesellschaft, in der er entstanden ist – eine Gesellschaft, die ihr eigenes Ende im Kino vorweg nimmt, und die an eine Freiheit offenbar nur dann noch glauben will, wenn sie die alte Philosophenforderung „Werde, der Du bist“ sehr wörtlich nimmt. Denn der entscheidende Unterschied zu „Terminator 2“ liegt im – vielleicht weil es nur eine Wiederholung des Bekannten gewesen wäre – fast völlig ignorierten Motiv der Lernfähigkeit der Maschine. Diesmal ist T-101 die Maschine, die zuviel wusste. Es geht in diesem Film nicht mehr um die Rettung der Menschheit, und der Terminator lernt hier nicht mehr, nicht zu töten. Es wäre auch egal, weil ein paar Stunden später alle im Feuersturm untergehen. Die Menschen kommen diesmal zu spät, um den Untergang ihrer Welt zu verhindern. Der Terminator (bzw. diejenigen, die ihn programmierten) hätte sie früher von der drohenden Gefahr informieren können. Es geht hier gar nicht um die immanente Filmlogik, die offenkundig etwas hakt, sondern um den dahinter stehenden Geschichtsfatalismus: „Unsere Bestimmung war nie, Judgement Day zu verhindern. Sie war, ihn zu überleben.“ Das ist die überaus bittere und ethisch wie politisch fragwürdige Botschaft, die der Film vermittelt. Erst der Untergang wird zur Voraussetzung eines Sieges. Aber dieser Sieg ist nur relativ, nur einer, der auf offenkundiger Niederlage basiert. Wo der Vorgänger-Film die Verhinderung des Vorbestimmten und der Geschichte vorführte und einen Raum der Freiheit eroberte, inszeniert Mostows Fortsetzung die Beschleunigung der Geschichte, die Vollstreckung des Jüngsten Gerichts und damit das Ende aller Freiheit. Gewiss: Es gibt eine Poesie der Apokalypse, eine Schönheit der Vernichtung, die im Kino legitim ist. Aber die moralische Folgerung: „Hört nie auf, zu kämpfen. Die Schlacht hat gerade erst begonnen“, geht darüber wie über die Befriedigung der Bedürfnisse des Unterhaltungskinos weit hinaus. Durch sie wird der Film zum Gründungsmythos einer Vorkriegsgesellschaft.
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