Ferdinand Hodler - Das Herz ist mein Auge

Dokumentarfilm | Schweiz 2004 | 74 (TV 60) Minuten

Regie: Heinz Bütler

Nicht die Biografie, sondern das Werk des Schweizer Malers Ferdinand Hodler (1853-1918) steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms, der den Künstler in seiner Kunst und nicht die Kunst in dessen Leben sucht. In unaufdringlichen Bildern mit fließenden Übergängen zwischen Gemälden, Gesprächen mit Kunstkennern und schweizerischer Naturromantik nähert sich der Film aufmerksam dem Wesen des außergewöhnlichen Landschaftsmalers an. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FERDINAND HODLER - DAS HERZ IST MEIN AUGE
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
NZZ Film/SF DRS/Xanadu
Regie
Heinz Bütler
Buch
Heinz Bütler
Kamera
Matthias Kälin · Peter Hamann
Schnitt
Anja Bombelli
Länge
74 (TV 60) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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IMDb

Diskussion
„Lieben Sie Landschaften?“, fragt der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel und meint es rhetorisch. Denn zumindest für einen Schweizer sollte es fast unmöglich sein, dies zu verneinen. Über die frühen, eher impressionistischen und späten expressionistischen Landschaftsbilder hat auch Peter Bichsel den wohl berühmtesten Maler der Schweiz schließlich für sich entdeckt. Das erzählt der Autor in die Kamera des Filmemachers Heinz Bütler, der sich in dem ausgewogenen, unaufgeregten Porträt „Das Herz ist mein Auge“ der Kunst von Ferdinand Hodler nähert. Die Bewunderer und Experten, die zu Wort kommen – darunter neben Bichsel auch der Kunsthistoriker und Kurator Harald Szeemann oder der Hodler-Kenner Jura Brüschweiler –, halten sich Bilder, Skizzen, Zeichnungen des 1853 geborenen und 1918 verstorbenen Malers direkt vor das Gesicht: Deutliches Zeichen von Bütlers Herangehensweise, die von ihm porträtierten Künstler – u.a. Henri Cartier-Bresson oder Alberto Giacometti – in ihrer Kunst zu suchen und nicht die Kunst von der jeweiligen Biografie her zu erschließen. Locker umkreist der Regisseur die verschiedenen Stationen im Leben des in einfachen Verhältnissen aufgewachsenen Malers. Ausführlich erwähnt wird nur, was auch in Hodlers Bildern deutliche Entsprechung findet. So etwa der Tod seiner Geliebten, der 20 Jahre jüngeren Französin Valentine Godé-Darel, die 1915 in einem Spital an Krebs starb. Bis zu ihrem Ende porträtierte er sie fast täglich, wodurch eine eindrucksvolle Serie von Zeichnungen und Gemälden der Sterbenden entstand. Auch in dem für seine symbolistische Phase einflussreichsten Bild „Die Nacht“ von 1890 spielt der Tod eine Rolle: Nackte, schlafende Menschen und Paare liegen, dürftig verhüllt von schwarzen Tüchern, in einer abstrakt weißen Hügellandschaft, in der Mitte ein Mann mit weit aufgerissenen Augen, deutlich die Angst im Blick – auf ihm sitzt, vollständig in ein schwarzes Tuch gehüllt, eine gebückte Gestalt. Das Bild wurde 1891 mit der Begründung, es sei unsittlich, aus einer Genfer Ausstellung ausgeschlossen. Hodler reiste damit nach Paris, es wurde sein erster großer Erfolg – er bezeichnete „Die Nacht“ als „mein erstes Gemälde“. Die Wende in seiner Karriere hin zu internationaler Anerkennung und Wohlstand brachte ihm aber eine Ausstellung in der Wiener Secession 1904; zuvor hatte er mitunter, so erwähnt es Brüschweiler, auf den ausgehängten Schranktüren seines Ateliers zwischen zwei Stühlen geschlafen. Ein Off-Kommentar ergänzt Biografisches, wo es nicht von den Gesprächspartnern des Filmemachers erwähnt wird; häufiger werden im Kommentar Passagen aus Hodlers eigenen Aufzeichnungen zitiert. In „Sudelbüchern“ reflektierte er ausführlich seine Kunst, den von ihm entwickelten „Parallelismus“. Auch der Titel des Films entstammt diesen kleinen Heften, voll mit Zeichnungen, Ideen, Notizen. In unaufdringlichen Bildern mit fließenden Übergängen zwischen Gemälden und Gesprächen fängt die Kamera schweizerische Naturromantik ein: die Erhabenheit der Berge, einen wilden Wasserfall im Herbst, ein Ausflugsschiff auf dem Genfer See, einen Schwarm Zugvögel – Motive nicht nur für Hodlers berühmte Landschaftsbilder. „Er zwingt die Berge, Berge zu sein“, sagt Peter Bichsel und bewundert den Trotz des Malers, seine Aneignung der Natur: als gebe es keinen anderen Genfer See, nur den von ihm.
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