Dare - Hab' keine Angst, tu's einfach!

Drama | USA 2009 | 90 Minuten

Regie: Adam Salky

Zwischen drei Jugendlichen - einem Mädchen und zwei Jungen - entspinnt sich eine spannungsvolle ménage à trois. Die Lust am amourösen Experiment und dem Überschreiten standardisierter Rollenbilder wird immer wieder durch Eifersucht, Unsicherheiten und Konflikte konterkariert. Ein unterhaltsames High-School-Movie über die Liebesnöte von Upper-Class-Teenagern, das hinter seinem Hochglanz-Look einen außergewöhnlichen Blick auf die dunklen Seiten seines Sujets offenbart und durch glaubwürdige Charaktere überzeugt. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DARE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Gigantic Pic./Next Wednesday Prod.
Regie
Adam Salky
Buch
David Brind
Kamera
Michael Fimognari
Musik
David Poe · Duncan Sheik
Schnitt
John F. Lyons
Darsteller
Zach Gilford (Johnny Drake) · Ashley Springer (Ben Berger) · Alan Cumming (Grant Matson) · Emmy Rossum (Alexa Walker) · Rooney Mara (Courtney)
Länge
90 Minuten
Kinostart
05.05.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und des Drehbuchautors, den Kurzfilm "Dare" sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Pro-Fun (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl.)
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Diskussion
Die Frauenärztin stellt fest, dass die junge Alex noch nie Sex hatte. Ihre beste Freundin will wissen, ob ihre stabile Jungfräulichkeit vielleicht etwas mit Tranquilizern zu tun habe. Und im Theaterkurs muss Alex sich von einem Schauspielstar sagen lassen, dass sie erst einmal Lebenserfahrung sammeln soll, bevor sie auf der Bühne Gefühle markiere. Resultat: Auf der nächsten Party legt sie ihren Theaterkollegen Johnny auf die Matratze – und das, obwohl sie ihn bis dato gar nicht leiden konnte. Adam Salkys „Coming of Age“-Film „Dare“ trägt mit gutem Grund das Wagnis im Titel. Immer wieder stürzen sich die drei Schüler Alex, Johnny und Ben sehenden Auges in ebenso riskante wie intensive Gefühlslagen – oder führen sie in provokanten Inszenierungen erst herbei. Variationsmöglichkeiten bieten sich dem Trio reichlich: Erst sieht Ben durch die Beziehung von Alex und Johnny seine Sandkasten-Freundschaft zu der jungen Frau gefährdet; als er dann selbst mit Johnny Sex hat, wird er auf einmal ihr Nebenbuhler. „Warum muss eigentlich immer ich leiden?“, fragt Ben einmal seine Mutter. Ihre Antwort: „Das ist normal, du bist doch auf der High School.“ Wie die Mittdreißiger in Tom Tykwers „Drei“ (fd 40 221) versuchen sich auch die Teenager von „Dare“ an einer ménage à trois, die schwule, hetero- und bisexuelle Konstellationen zulässt. Doch wo Tykwer die Komödie ins Utopische wendet, basiert der lakonische Humor von „Dare“ in der melancholischen Beobachtung: Einer fühlt sich immer unwohl. Auch bei der größten Aufgeschlossenheit: Jeder weitere Partner macht Beziehungen diffiziler – zumal verliebt zu sein hier bedeutet, permanent das eigene Selbstbild über den Haufen zu werfen und jemand völlig neuer zu werden. Mit diesem Leitgedanken hält Salky die Romanze jenseits aller Geschlechterzuschreibungen bis zuletzt zwischen Komödie und Drama in der Schwebe. Genau in der Figurenzeichnung und „hip“ in Schnitt, Bildsprache und Musikeinsatz, vermag dieser Debütfilm ein breites High-School-Movie-Publikum zu verblüffen, ohne es gleich zu verprellen. Salky hält durchgehend die Balance: Er kontrastiert Situationen von großem Mut mit verrutschenden Kommunikationsversuchen. Er setzt überdurchschnittlich attraktive Darsteller in ein verlockend wohlhabendes Milieu, behält aber auch in der „Bigger than life“-Optik den Blick fürs Düstere: Psychopharmaka und Therapeuten sind in diesem Schulkosmos so alltäglich wie teure Autos und Champagner-Partys am Pool. Erwachsene, die in High-School-Filmen oft zu bedrohlichen oder lächerlichen Vertretern einer merkwürdigen Gegenwelt geraten, bleiben hier auf Augenhöhe mit den Protagonisten. Eltern und Teenager finden sich immer wieder im solidarischen, wenn auch verlegenen Umgang miteinander. Das Schlusswort hat denn auch eine Mutter, die proklamiert: „Ihr glaubt, mit der Schule alles hinter euch zu haben; aber es fängt gerade erst an.“ Womit zugleich erklärt wäre, wieso Coming-of-Age-Stoffe in allen Altersgruppen so gut funktionieren: In Wahrheit hören die Nöte der Jugend wohl nie so ganz auf.
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