Comicverfilmung | USA 2021 | 332 (acht Folgen) Minuten

Regie: Georgi Banks-Davies

Vier jugendliche Mädchen, die 1988 nach der Halloween-Nacht frühmorgens Zeitungen austragen, kommen Zeitreisenden in die Quere und werden dabei ins Jahr 2019 katapultiert, wo sich in den Kampf zwischen einer futuristischen Wächtertruppe und Rebellen verwickelt sehen, bei dem es darum geht, die Fähigkeit zum Zeitreisen für Korrekturen in der Vergangenheit zu nutzen. Die auf einer Graphic Novel beruhenden Serie lebt von den aus unterschiedlichen Milieus stammendem Protagonistinnen, ihren Spannungen untereinander sowie Reibereien mit ihrem jeweils zukünftigen Selbst. Das Zeitreise-Motiv befördert dabei nicht nur einen mitreißenden Actionplot, sondern dient auch dazu, um sensibel von Hoffnungen, Perspektiven und Ängsten der jugendlichen Protagonistinnen zu erzählen. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
PAPER GIRLS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Legendary Television/Amazon Studios/Plan B
Regie
Georgi Banks-Davies · Mairzee Almas · Destiny Ekaragha · Karen Gaviola
Buch
Stephany Folsom · Fola Goke-Pariola
Kamera
Zack Galler · Tarin Anderson
Schnitt
Robert Komatsu · Emily Greene · Ivan Victor · Jennifer Barbot
Darsteller
Ali Wong · Riley Lai Nelet (Erin Tieng) · Camryn Jones (Tiffany Quilkin) · Sofia Rosinsky (Mac Coyle) · Fina Strazza (KJ Brandman)
Länge
332 (acht Folgen) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Comicverfilmung | Serie

Vier Teenager-Mädchen, die am Morgen nach Halloween im Jahr 1988 Zeitungen austragen, werden in einen Konflikt zwischen sich bekriegenden Zeitreisenden verwickelt. Eine Serienverfilmung nach der gleichnamigen Graphic Novel.

Diskussion

Auch am Hell Day, am Tag nach Halloween, muss jemand die Zeitungen austragen. Bei vier Teenagermädchen klingelt daher frühmorgens der Wecker. Ohne zu verschlafen, brechen sie mit ihren Fahrrädern auf und verteilen die Zeitungen noch im Dunkel der Nacht, während sie an den Häusern vorbeifahren. Erin (Riley Lai Nelet) ist neu in der Stadt und schmeißt ein Exemplar versehentlich auf den Rasen eines Rassisten, der das asiatisch-stämmige Mädchen sofort mit einem Baseballschläger bedroht. Glücklicherweise fährt Tiffany (Camryn Jones), ein erfahrenes Paper Girl, vorbei und rettet Erin.

Ein drittes Mädchen stößt zu den zweien: Mac (Sofia Rosinsky) schlägt Alarm und erzählt, dass KJ (Fina Strazza) von ein paar betrunkenen Rowdys angemacht wurde. Auch die werden überlistet, und die vier Mädchen können mit ihren Fahrrädern fliehen. Erin schlägt vor, nun die restlichen Zeitungen lieber zusammen zu verteilen. Mac gibt sich zunächst skeptisch und hochnäsig gegenüber der Neuen. Tiffany und KJ nehmen Erin dagegen sofort in ihren Kolleginnenkreis auf und statten sie mit einem Walkie-Talkie aus. Es ist immerhin 1988.

Die Magie der Freundschaft

Von den „Es“-Neuverfilmungen über den spanischen Abenteuerfilm „Live is Life“ bis zu „Stranger Things“: Coming-of-Age-Stoffe, die in den 1980ern angesiedelt sind, erfreuen sich derzeit einiger Beliebtheit und atmen nicht zuletzt eine gewisse Nostalgie nach dem Genre-Kino jener Ära, und wie in 1980er-Jahre-Klassikern wie Stand by Me, Die Goonies oder E.T.geht es in ihnen nicht zuletzt um die Magie von (Jugend-)Freundschaften. In „Paper Girls“ kommt dazu eine deutliche „Female Empowerment“-Note: Es geht um Mädchen, die sich miteinander solidarisieren und gemeinsam tollkühne Abenteuer bestehen, um buchstäblich die Zukunft der Menschheit zu retten.

Und die Abenteuer lassen nicht lange auf sich warten. Ein Wagen braust um die Ecke, und der Fahrer mit Skelett-Maske schnappt sich Tiffanys Walkie-Talkie. Die vier Paper Girls sind blitzschnell auf ihren Fahrrädern und verfolgen den Dieb. Die Jagd endet im Keller eines leerstehenden Hauses. Der Mann aber ist verschwunden. Der Stromkasten brennt fast durch, es bebt, draußen färbt sich der Himmel violett. Panik bricht unter den Mädchen aus. Sie rennen ins Freie, dann nach Hause zu Erin, wo sie eine besondere Überraschung erwartet. Statt Erins Mutter wohnt im Haus eine Frau mit Brillengläsern, die sich ebenfalls als Erin vorstellt.

Zurück in die Zukunft

Irgendwie sind die vier Teenager in dem Keller aus den 1980ern in das Jahr 2019 gereist und stehen nun Erins zukünftigem Ich gegenüber. Die jüngere Erin ist sprachlos. Ihr älteres Pendant lebt allein (die Mutter ist mittlerweile verstorben) im selben Haus und nimmt Tabletten gegen Angstzustände. Die anderen drei Mädchen sind auf ihre Weise ebenfalls überrumpelt von der neuen Ära. Eine kleine Platte kann scheinbar alles: Telefonieren, Filmen, Surfen – ein Smartphone. Besonders bei den Möglichkeiten des Internets glänzen ihre Augen.

Doch die Paper Girls müssen erfahren, dass auch andere durch die Zeit reisen. Im Wald überrascht sie ein futuristisch gekleideter Suchtrupp; ein Soldat zielt mit einer Schusswaffe auf die Mädchen: Sie haben die Zeitleiste überquert; das ist in der Zukunft ein Gesetzesbruch. Hinzu kommt, dass ein Krieg tobt zwischen denen, die die Zeitleiste – den ordnungsgemäßen Verlauf der Dinge – bewahren wollen, und denen, die sich die Handlungsfreiheit nehmen wollen, die Fehler der Menschheit zu beheben. Und schon sind die Mädchen mittendrin in einem epischen Konflikt, bei dem es auch um ihre eigene Zukunft geht

Aus dem 1980er-Suburbia in die Zukunft

Die Serie, die auf einer äußerst erfolgreichen und preisgekrönten Comicserie von Brian K. Vaughan und Cliff Chiang beruht, wirft damit in den Fußspuren von „Terminator“ und Co. mittels des Zeitreisethemas hypothetische Überlegungen rund um Determinismus vs. freien Willen und um die Natur der Zeit auf. Der 1980er-Retro-Vibe erinnert stark an andere Mystery-Erfolgsserien wie „Stranger Things“ und „Dark“ (wobei vor allem der Soundtrack und die Gestaltung des an filmische Vorbilder wie „E.T.“ erinnernden US-Suburbias, wo die Mädchen aufwachsen, eine Rolle spielen). Durch die Konzentration auf die vier jugendlichen Protagonistinnen gibt es hier im Vergleich zu „Stranger Things“ allerdings nicht so viele miteinander verwobene Storylines; „Paper Girls“ wirkt dadurch dichter.

Die Begegnungen mit dem zukünftigem Ich oder mit zukünftigen Versionen von Verwandten nehmen neben dem Actionplot viel Raum ein. Sie stellen sich Fragen bezüglich ihrer Zukunftshoffnungen und -ängste. Was bewahrheitet sich? Was nicht? Und lässt sich dieser Verlauf ändern? Neben der äußeren Spannung sorgen Konflikte über solche Fragen, die die „Paper Girls“ untereinander (und mit sich selbst) austragen, für viel emotionalen Drive. Das Schöne an der Serie ist, dass sie die Vergangenheit nicht idealisiert oder nostalgisch verklärt. Sie fühlt sich so unsicher wie die Gegenwart an, wenn die Weichen für eine Zukunft gestellt werden, die niemals gewiss sein kann.

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