Abenteuer | USA 2024 | 108 Minuten

Regie: Juan Carlos Fresnadillo

Die Prinzessin eines verarmten Reiches erhält den Antrag, den Prinzen eines reichen Inselstaates zu heiraten. Damit scheinen viele Probleme in ihrer Heimat gelöst - bis sich herausstellt, dass die Familie des Prinzen gar keine Prinzgemahlin sucht, sondern nur ein Jungfrauenopfer, das an einen Drachen verfüttert werden soll. Doch die Braut erweist sich als unerwartet wehrhaft. Ein feministisches Fantasy-Abenteuer, das sich ohne besonderen erzählerischen Ehrgeiz darauf konzentriert, eine charismatische Protagonistin einen Action-Parcours bestehen zu lassen. Solide Schauwerte, eine gute Hauptdarstellerin und der Umstand, dass auch um sie herum vornehmlich weibliche Figuren das Sagen haben, sorgen dennoch für gute Unterhaltung. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DAMSEL
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
PCMA Management and Prod./Roth/Kirschenbaum Films
Regie
Juan Carlos Fresnadillo
Buch
Dan Mazeau
Kamera
Larry Fong
Musik
David Fleming
Schnitt
John Gilbert
Darsteller
Millie Bobby Brown (Elodie) · Ray Winstone (Lord Bayford) · Angela Bassett (Lady Bayford) · Brooke Carter (Floria) · Nick Robinson (Prinz Henry)
Länge
108 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Abenteuer | Action | Fantasy
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Fantasyfilm um eine wehrhafte Prinzessin, die glaubt, als Braut eines reichen Prinzen auserkoren zu sein, in Wahrheit aber an einen Drachen verfüttert werden soll.

Diskussion

 Der Kontrast zwischen Elodies karger nordischen Heimat und dem Königreich Aurea, wo sonnige Weinberge den prächtigen Palast der Herrscherfamilie umgeben, könnte nicht größer sein. In politischer Hinsicht scheint die bevorstehende Heirat der jungen Prinzessin (Millie Bobby Brown) mit Prinz Henry von Aurea (Nick Robinson) eine prächtige Partie zu sein. Das Gold, das Elodies Vater (Ray Winstone) für die Hand seiner Tochter bekommt, ist bitter nötig, um das darbende Volk in ihrer Heimat zu versorgen. Die Prinzessin ist zwar nervös, weil sie von nun an in einem fremden Land unter unbekannten Menschen leben soll, erfüllt aber klaglos ihre Pflicht. Und da Aurea so üppig wie verführerisch wirkt und Prinz Henry außerdem einen sympathischen Eindruck macht, scheint alles auf ein „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ hinauszulaufen. Doch weit gefehlt!

Opferung statt Hochzeitsnacht

Kurz nach der Heirat nimmt Henry seine Braut mit zu dem Berg, der hoch über Aurea thront, um mit ihr eine altehrwürdige Zeremonie zu begehen. Die entpuppt sich allerdings als brutales Jungfrauenopfer. Im Berg haust ein Drache, der einst eine unschöne Begegnung mit einem von Henrys Vorfahren hatte und seitdem pro Generation drei Töchter des Königshauses als Tribut einfordert. Statt die eigenen Frauen zu opfern, entwickelte Henrys Familie den hinterhältigen Brauch, um Bräute aus fernen Ländern zu werben und sie dann dem Untier vorzuwerfen.

Prinzessin Elodie ist aktuell Opfer Nummer zwei, das im Magen der gewaltigen Echse landen soll. Zerschlagen nach einem tiefen Sturz, irrt sie allein durch die Gänge und Höhlen unter dem Berg, wo irgendwo der Drache lauert. Ihr Schicksal scheint besiegelt. Doch dem hat sie ein paar Dinge entgegenzusetzen. Da sie aus einem verarmten Adelsgeschlecht stammt, in dem auch Prinzessinnen mal beim Holzhacken mit anpacken müssen, ist sie hart im Nehmen. Zudem ist sie clever genug, um ihre Umgebung zu beobachten und die Mittel und Chancen zu nutzen, die sich ihr bieten. Und der Drache wiederum ist keineswegs eine dumpfe Bestie, sondern ein Wesen, das sprechen kann.

Charismatische Heldin, schlichter Action-Parcours

Auch im Märchengenre hat sich in Sachen Gender in den letzten Jahren einiges getan. Die klassischen „Damsels in Distress“, auf die der Titel des Films von Juan Carlos Fresnadillo anspielt, also die Jungfrauen in Not, die vor Unholden beschützt werden müssen, sind ins Hintertreffen geraten gegenüber beherzten Schildmaiden, die ihre Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Nachdem sich jüngst Joey King in „The Princess“ (2022) durch einen ganzen Turm von Feinden prügelte, um einer erzwungenen Eheschließung mit einem Usurpator zu entgehen, kommt nun Millie Bobby Brown als Elodie zum Zug, die in „Stranger Things“ und der „Enola Holmes“-Filmreihe schon reichlich Powergirl-Erfahrung gesammelt hat.

Ähnlich wie „The Princess“ ist auch „Damsel“ inhaltlich denkbar schlicht und ganz darauf konzentriert, die Protagonistin durch einen actionreichen Parcours zu lotsen. Das Productiondesign unterstützt dies mit soliden Schauwerten, und Millie Bobby Brown trägt das dramaturgische Gewicht der Handlung souverän. Sie leiht der Prinzessin zunächst die nötige Weichheit und Verletzlichkeit, um Mitgefühl zu wecken, bevor sie dann gegenüber dem beschuppten, feuerspeienden Ausbund an Verbitterung allmählich in den Survival-Modus schaltet, und unter der mit Reifrock und Puffärmeln geschmückten Fassade die Amazone zum Vorschein kommt.

Frauen an allen Fronten

Sympathisch ist, dass der Film als feministische Fantasy-Variante nicht nur den Heldenpart weiblich besetzt, sondern um Elodie herum noch andere starke Frauenfiguren mitmischen. So entpuppt sich Elodies Stiefmutter (Angela Bassett) recht märchenuntypisch als loyale Unterstützerin, der als erste schwant, dass mit der scheinbar so glücklichen Hochzeit etwas nicht stimmt. Während sich Prinz Henry als charakterschwacher Schuft entpuppt, ist es die Liebe zu ihrer jüngeren Schwester (Brooke Carter), die Elodie über sich hinauswachsen lässt. Und auf der Gegnerseite zieht ebenfalls eine Frau, Henrys herrlich fiese Mutter (Robin Wright), die Fäden.

Dazu passt auch, dass der Showdown nicht ganz so verläuft, wie man das von den alten Drachentöter-Mythen um Siegfried, Beowulf oder dem Heiligen Georg her kennt. Elodie packt die Dinge eben etwas anders an. Und – Achtung, Spoiler! – auch der Drache ist eigentlich eine Drachin.

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