Visions - Tödliches Verlangen

Mystery | Frankreich/Belgien 2023 | 118 Minuten

Regie: Yann Gozlan

Eine Pilotin wird aus ihrem perfekt organisierten Leben zwischen Passagierflügen und der Ehe mit einem arrivierten Arzt gerissen, als sie nach etlichen Jahren eine Ex-Geliebte wiedertrifft. Die beiden lassen ihre Affäre neu aufleben, doch dann wird die Pilotin von Albträumen heimgesucht, die sich zur Krise auswachsen, als ihre Geliebte spurlos verschwindet. Ein elegant inszenierter Psychothriller mit attraktiver Besetzung und nobel ausgestatteten Schauplätzen. Das überladene Drehbuch zwingt dem Film allerdings zu viele Wendungen auf, sodass das hochstilisierte Psychodrama über die eigene Verrätselungsstrategie stolpert. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
VISIONS
Produktionsland
Frankreich/Belgien
Produktionsjahr
2023
Produktionsfirma
Eagles Team Entertainment
Regie
Yann Gozlan
Buch
Michel Fessler · Aurélie Valat · Jean-Baptiste Delafon · Yann Gozlan · Audrey Diwan
Kamera
Antoine Sanier
Musik
Philippe Rombi
Schnitt
Valentin Féron
Darsteller
Diane Kruger (Estelle Vasseur) · Mathieu Kassovitz (Guillaume Vasseur) · Marta Nieto (Ana Dale) · Amira Casar (Johana Van Damaker) · Grégory Fitoussi (Marco)
Länge
118 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Mystery | Thriller
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Leonine
Verleih Blu-ray
Leonine
DVD kaufen

Psychothriller über eine verheiratete Pilotin, die sich in eine Affäre mit einer Ex-Geliebten stürzt und bald nicht mehr zwischen Wirklichkeit, Albträumen und Visionen unterscheiden kann.

Diskussion

Die französische Flugzeugpilotin Estelle (Diane Kruger) führt ein anscheinend perfektes Leben. Mit cooler Lässigkeit koordiniert sie ihren eng getakteten Dienstplan mit einem stringenten Fitnessprogramm und häufigen Trainingskursen zur Luftfahrttheorie. Zwischen anstrengenden Langstreckenflügen kehrt sie in ihre elegante Luxusvilla an der südfranzösischen Küste zurück, in der sie mit ihrem Mann Guillaume (Mathieu Kassovitz), einem viel beschäftigten Arzt, wohnt. Dort bekämpft sie Jetlag und Schlafstörungen mit der regelmäßigen Einnahme von Schlaftabletten. Die Eheleute hoffen darauf, dass Estelle endlich schwanger wird.

Die Grenzen verwischen

Doch dann begegnet Estelle auf dem Flughafen von Nizza der schönen Fotokünstlerin Ana (Marta Nieto) wieder, mit der sie vor etlichen Jahren eine Liaison hatte. Schnell keimen die verschütteten Gefühle wieder auf. Vor ihrem Mann versucht Estelle die Affäre geheim zu halten. Doch plötzlich wird sie von beunruhigenden Erinnerungen und Albträumen heimgesucht. Als Estelle Ana in deren schickem Strandhaus besucht, ist diese verschwunden. Doch es gibt blutige Spuren. Hatte sie nur einen schlechten Traum? Oder will ihr Mann die Affäre gewaltsam unterbinden? Zunehmend verwischen bei ihr die Grenzen zwischen Realität und Visionen.

Der französische Drehbuchautor und Regisseur Yann Gozlan hat sich seit seinem Langfilmdebüt „Caged“ (2010) mit Filmen wie „Un homme idéal“ (2014) und „Burn Out“ (2017) als Thrillerspezialist etabliert. Seine Regiearbeit „Black Box – Gefährliche Wahrheit“ (2021) erhielt fünf „César“-Nominierungen. Für sein jüngstes Werk konnte er mit der deutschen Actrice Diane Kruger und seinem französischen Landsmann Mathieu Kassovitz ein Star-Duo gewinnen, das sich durch die spanische Schauspielerin Marta Nieto zu einem klassischen Beziehungsdreieck fügt.

Zu viele abrupte Wendungen?

Für die meisten seiner Filme schreibt Gozlan das Drehbuch selbst oder ist daran beteiligt. Bei „Visions – Tödliches Verlangen“ verfasste er es mit vier weiteren Autorinnen und Autoren. Das könnte ein Grund dafür sein, dass es der Erzählung einfach an Stringenz mangelt. Sie kombiniert zu viele abrupte Wendungen, voyeuristische Erotik-Eskapaden und verwirrende Grenzüberschreitungen zwischen Einbildung, Traum und Realität, was nicht nur den Überblick bedroht, sondern angesichts der allzu offensichtlichen Verrätselungsstrategie auch das Interesse erlahmen lässt. Das gilt umso mehr, als das aufwändig konstruierte Psychodrama einige Längen aufweist – insbesondere bei den lesbischen Sexszenen, in denen Gozlan gerne schwelgt, – und es in eine enttäuschend triviale Auflösung mündet.

Der Regisseur wandelt immer wieder auf den Spuren einschlägiger Vorbilder von Alfred Hitchcock über Brian De Palma bis Paul Verhoeven. Seine hochgradig stilisierte Inszenierung findet jedoch zu keiner persönlichen Note. Der Kameramann Antoine Sanier filmt oft in modernem Ambiente, in Flugzeugen, auf Flughäfen, in edlen Villen und extravaganten Galerien und zeigt bevorzugt Interieurs mit glatten Oberflächen und kühler Beleuchtung, wenn er der Protagonistin nicht gerade an die idyllische Küste oder Anas einsam gelegene Villa folgt.

Zu glatt, um emotional zu packen

Das zentrale Darstellertrio absolviert seine Aufgaben solide. Kruger, Kassovitz und Nieto verstehen es, sich ins rechte Licht zu setzen; ihre Figuren bleiben aber zu glatt, ihre Mimik, Gestik und Körpersprache zu steril, um emotional zu packen. Kruger gelingt es trotz des schwachen Drehbuchs aber immerhin, die innere Zerrissenheit und gärende Verzweiflung ihrer Figur glaubhaft zu machen.

Kommentar verfassen

Kommentieren