Irren ist männlich

Komödie | Deutschland 1996 | 103 Minuten

Regie: Sherry Hormann

Nach 13 Jahren harmonischen Zusammenlebens kriselt es in der Ehe eines erfolgreichen Anwalts, als er von seiner Unfruchtbarkeit erfährt und sich plötzlich die Frage stellt, wer denn dann der Vater seiner beiden Kinder ist. Weitgehend platte Komödie, in den heiklen Situationen zwar nicht peinlich, aber holprig in der Dramaturgie und ohne Witz. Auch Bildgestaltung und Musik ragen über gängige Fernsehware nicht hinaus. Überzeugend ist allein das pointierte Spiel der beiden Hauptdarsteller.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1996
Produktionsfirma
Hager Moss Film/PRO SIEBEN
Regie
Sherry Hormann
Buch
Kit Hopkins
Kamera
Gérard de Battista
Musik
Peter Wolf
Schnitt
Norbert Herzner
Darsteller
Herbert Knaup (Thomas Neumann) · Corinna Harfouch (Bettina Neumann) · Richy Müller (Johannes) · Axel Milberg (Philip Wegener) · Dominik Graf (Lorenz Latour)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Thomas könnte eigentlich glücklich sein. Seine Anwaltskanzlei floriert und zu Hause warten seine hübsche Frau Bettina und zwei nette Kinder auf ihn. Und doch läßt er sich auf ein Sex-Abenteuer mit der Karriere-Frau Susanne ein, die zwar nicht heiraten, aber ein Kind will. Als sich der Erfolg nicht einstellt, schickt sie ihn zu einem Fruchtbarkeitstest. Das Ergebnis bringt Thomas ins Grübeln: Er ist infolge einer Erkrankung in seiner Jugend unfruchtbar. Aber wer ist dann der Vater seiner beiden Kinder? Vergeblich versucht Thomas' Bruder Johannes, ein etwas unorthodoxer Priester, ihn davon abzubringen, nach dem wahren Vater zu suchen. Schließlich glaubt er, den Kreis der Verdächtigen auf zwei alte Freunde einengen zu können, die nach einem Finanzskandal vor Jahren untergetaucht sind. Nach aurwendigen Recherchen findet Thomas Philipp in einer spanischen Nervenheilanstalt und den nach einem Unfall erblindeten Lorenz als Telefonsex-Callboy. Er lädt beide zu einer Wiedersehensfeier ein, um hinter das Geheimnis zu kommen. Was der Zuschauer zu dieser Zeit längst weiß, Thomas aber nie erfahren soll, ist, daß Johannes damals die beiden Kinder gezeugt hatte, um die Ehe seines Bruders zu retten. Nun bittet Bettina ihn, ihr diesen Liebesdienst noch einmal zu erweisen, nur, daß er diesmal Susanne schwängern soll, damit Thomas endlich von seiner Zeugungsfähigkeit überzeugt ist. Zum Glück spielt Susanne mit, und so stellt sich im Hause Neumann die alte Harmonie wieder ein.

Daß man das Kino trotz der ständigen Verwicklungen und manch gelungener Slapstickeinlage und Turbulenzen - z.B. Thomas Verhaftung als vermeintlicher Drogendealer - nur mäßig unterhalten verläßt, liegt vor allem daran, daß weder Buch noch Regie wissen, mit welcher Art von Humor sie den Zuschauer beglücken wollen. Kit Hopkins fallen kaum witzige Dialoge ein, geschweige denn spitzfindige Wortgeplänkel. Und einige Charaktere sind so platt angelegt, daß keine noch so große Regiekunst sie aus ihrer Klischeehaftigkeit hätte herausreißen können. Besonders unerträglich ist jene Szene, in der Thomas seinen amerikanischen Geschäftspartner mit Frau und Sohn zum Essen nach Hause einlädt. Nicht nur, daß die Inszenierung den Sohn nach einer Einstellung einfach unterschlägt, das Drehbuch legt ihnen dermaßen dämlich-reaktionäre Sätze in den Mund, daß einem die Schauspieler, die solchen Schwachsinn absondern müssen, leid tun. Da soll die romantische Komödie wohl etwas mit Gesellschaftskritik unterfüttert werden - was gründlich danebengeht. Axel Milberg ist eher als Knallcharge eingesetzt, und Dominik Grafs fehlendes schauspielerisches Talent kann selbst durch kurze Schnitte nicht kaschiert werden. Noch unglaubwürdiger wirkt Richy Müller im Talar, der an ihm eher wie ein Karnevalskostüm wirkt. Allerdings muß man der Inszenierung zugute halten, daß sie geschickt alle Klippen dieser heiklen Rolle umschifft, die Figur nie der Lächerlichkeit preisgibt und jede Peinlichkeit vermeidet. So ruht das gesamte "Gewicht" des Films schließlich auf Corinna Harfouch und Herbert Knaup, die ihre ersten Komödienrollen mit Bravour meistern und der vor allem unter Timing-Problemen leidenden Regie doch noch zu einigen Pluspunkten verhelfen. Wenn sich Sherry Hormann nicht nur in einer Szene an die guten alten Slapstickzeiten erinnert hätte, hätte das den Film vielleicht aus den Niederungen gängiger Fernsehunterhaltung herausgerissen. So dümpelt das Komödchen von einem halbherzigen Lacher zum nächsten, unsensibel zugekleistert von einem aufdringlichen Soundtrack und leider nicht mehr mit jenen aufregenden Bildern versehen, die es noch in Hormanns bisherigen Filmen ("Leise Schatten", fd 29 916; "Frauen sind was Wunderbares", fd 30 720) zu bestaunen gab.
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