In
den sinnlichen Filmen des mexikanischen Regisseurs Carlos Reygadas treffen
Gegensätze aufeinander: das Zivilisierte und das Wilde, Gesellschaft und Natur,
Ratio und Gefühl. Stilbildend aber ist sein Umgang mit Zeit, Rhythmus und
Kamera. Damit erforscht er Körper, Einsamkeit und Triebe. Das sorgt für
Skandale, treibt die Filmkunst aber auch in bislang unerschlossene
(Sinn-)Dimensionen.
Plötzlich
findet man sich inmitten einer flirrenden Welt. Die übersensible Kamera und das
himmelweit geöffnete Mikrofon registrieren kleinste Regungen. Die Geburt eines
sanften Lichts am frühen Morgen, das Tropfen von Speichel in den Mundhöhlen bei
einem Kuss, der Todesschrei eines Insekts in der Sommernacht oder das
Aufblitzen einer verdrängten Eifersucht in einer Umarmung. Selten sieht man im
Kino eine so selbstverständliche Kraft, die einen an Orte transportiert, an
denen man bleiben will und die man auch nach dem Film mit nach Hause nimmt.
Der
Filmemacher Carlo Reygadas
ist eine wild wachsende Pflanze im Beet der mexikanischen Kinoglobalisierung,
angeführt von Alejandro González Iñárritu, Alfonso Cuarón
und Guillermo del Toro. Etwas
mehr als eine Handvoll Filme hat der 47-jährige Reygadas bislang gedreht.
Allesamt wuchtige Huldigungen an die siebente Kunst, uneingeschränkte
Umarmungen des Kinos.
Das
könnte Sie auch interessieren
Dass
manchem seine Filme prätentiös erscheinen, liegt in der Natur der Sache. Gerne
erzählt Reygadas, der unablässig an einem sich widersprechenden Image zwischen
mexikanischem Vaquero und bürgerlichem Familienvater arbeitet, dass er spät zum
Kino gekommen sei, als ihn die Filme von Andrej Tarkowski faszinierten. Ob 26 Jahre für einen ersten Kurzfilm
allerdings wirklich so spät ist, sei dahingestellt. Tatsächlich „opferte“ er
seine Karriere als Völkerrechtler, um sich ganz dem Kino zu widmen. Bei
Tarkowski hat Reygadas sich mehr als einmal bedient. Zusammen mit Nuri Bilge Ceylan und ein