Wer ins Kino geht, fällt
immer eine bewusste Entscheidung. Für einen bestimmten Film, einen Abend oder Nachmittag,
ein bevorzugtes Kino. Wenn aber wie jetzt alle Kinos zwangsweise ihre
Projektoren abgeschaltet haben, stellen sich neue Fragen. Denn im Unterschied
zur physischen Präsenz von Büchern sind Filme flüchtige Wesen, die man selbst
in der Ära des Heimkinos leicht verpassen kann.
Manchmal geht man nicht
ins Kino. Zum Beispiel, wenn man sich müde fühlt oder kränklich, wenn man
lieber etwas anderes tut oder einem die Einladung unangenehm ist. An einem
anderen Tag fragt man sich, ob man den Film nicht zuhause sehen kann; man mag
es ja ohnehin nicht so sehr im Kino und erinnert sich daran, wie man einmal aus
den hinteren Reihen mit Popcorn beworfen wurde. Die Sonne scheint so schön
draußen, da ist dieses eine Fußballspiel im Fernsehen, man sitzt ungern länger
(der Rücken!), und Parkplätze gibt es auch keine. Es gibt ja sowieso keine
guten Filme mehr; früher konnte man noch ins Kino, aber heute? Dann diese
endlose Werbung vorab, der Gestank nach Chips, und außerdem muss man am
nächsten Tag früh raus, die Kinder, der Garten, die Arbeit, das Haus.