#ich sehe was - „Der besondere Kinderfilm“: Wer kennt Ulja oder Fridolin?
Freitag,
27.01.2023 15:00
Die aktuelle Ausgabe von #ichsehewas widmet sich der Initiative „Der besondere Kinderfilm“, die vor zehn Jahren die Arbeit aufnahm und seitdem zehn Filme auf den Weg gebracht hat, die sich erzählerisch oder ästhetisch auf Neuland vorwagen
Bekannte Namen ziehen
die Aufmerksamkeit magisch an. Das ist im Kinderfilm nicht viel anders als im
Film- oder Popgeschäft, weshalb „Der Räuber Hotzenplotz“ auch in zwanzig Jahren
noch neu verfilmt wird. Doch wer traut sich vom Hier und Heute zu erzählen, von
realen (Kinder-)Welten und Erfahrungen? Solche Projekte will die Initiative
„Der besondere Kinderfilm“ auf den Weg bringen, die seit zehn Jahren recht
erfolgreich für neue Wege und andere Stoffe kämpft.
Bekannte Namen ziehen
die Aufmerksamkeit auf sich. Das gilt fast überall und auch im Kinderkino. Wenn
von Bibi Blocksberg, Erich Kästner oder magischen Tieren die Rede ist, dann
haben es Fridolin Schubert und Ulja Funk schwer. Fridolin und Ulja? Das sind
die Protagonisten aus „Unheimlich perfekte Freunde“ und „Mission Ulja Funk“, zwei Kinderfilmen, die nach Originalstoffen entstanden
sind. Allerdings wird man keine Federmäppchen, keine Zahnbürsten oder Bücher
finden, auf denen sie abgebildet sind. Es braucht Mut, um solche Geschichten,
die im Hier und Jetzt spielen und ohne die Bugwelle mächtiger Marken auskommen,
auf den Weg zu bringen. Diesen Mut zu fördern und mit neuen Stoffen die
Kinderfilmlandschaft zu bereichern, hat sich die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ auf die Fahnen geschrieben, die vor zehn Jahren
angetreten ist.
In schöner
Regelmäßigkeit werden seither neue prämierte Stoffe vorgestellt, deren
Drehbücher erst entwickelt werden und von denen es ein paar Glückliche dann
sogar ins Kino schaffen. Zehn Spielfilme sind auf diese Weise im
Laufe der letzten Jahre entstanden. Wenn man sich die Synopsen aller geförderten
Projekte durchliest, dann entsteht schnell der Eindruck, dass es an schönen
Ideen nicht mangelt, sondern viel kreatives Potenzial vorhanden ist. Anlässlich
des zehnjährigen Jubiläums blickt die Reihe #ich sehe was auf die noch
kurze Geschichte der Initiative zurück und auf die Filme, die sie
hervorgebracht hat, aber auch auf ihre Auswirkungen auf die
Kinderfilmlandschaft und wie sich „Der besondere Kinderfilm“ in diese Zeit entwickelt
hat.
Sind zehn Jahre „Der besondere Kinderfilm“ also ein Grund zum Feiern? Ja und nein. Ja, weil
diese Initiative eine Veränderung bewirkt hat und weil sie den richtigen Nerv
getroffen hat. Aber auch ein kleines Nein, weil die dabei entstandenen Filme
letztendlich noch nicht so eingeschlagen haben, wie man sich das von dieser
Reihe wünschen würde. Trotz zahlreicher Achtungserfolge auf Festivals weltweit
hat noch keiner der Filme für einhellige Begeisterung gesorgt.
Rochus Wolff bringt
die Leistung der Reihe in seinem Überblickstext „Der
lange Atem zahlt sich aus“ auf den Punkt. Er
würdigt die Auswahl der jungen Nachwuchsdarsteller:innen – und dass die Filme
Anlass zum engagierten Streiten bieten, was der deutsche Kinderfilm ganz gut
gebrauchen kann, um sich weiterzuentwickeln. Informationen über die Geschichte
und die Arbeitsweise der Initiative hat Reinhard Kleber in „Was ist ,Der besondere Kinderfilm‘“ zusammengestellt.
Den Blick auf die Resonanz der
Initiative auf die gesamte deutsche Kinderfilmlandschaft nimmt die Projektleiterin
Margret Albers im Gespräch mit Barbara Felsmann in den Blick. In „Veränderungen
sind uns eingeschrieben“ skizziert sie nicht nur
Feinheiten des Auswahlprozesses und der inhaltlichen Ausrichtung, sondern
spricht auch über Modifikationen und Anpassungen sowie die Veränderung der
gesamten Kinderfilmlandschaft rund um den „besonderen Kinderfilm“. Auf
Chancen, aber auch auf mögliche Schattenseiten des Förderprozederes bei „Der
besondere Kinderfilm“ verweist der Produzent Philipp Budweg, mit dem sich
Thomas Hartmann unterhalten hat. In „Die
Initiative ist zu einem Nadelöhr für die Finanzierung eines Kinderfilms
geworden“ berichtet er über seine Erfahrungen
als Geschäftsführer der Produktionsfirma „Lieblingsfilm“.
Wer mehr in die Filme aus der Reihe eintauchen will, wird in
Texten von Stefan Stiletto fündig, der mit großer Leidenschaft „Magische
Momente“ aus den Filmen „Unheimlich
perfekte Freunde“ und „Invisible
Sue – Plötzlich unsichtbar“ ausgewählt hat und an ihnen beispielhaft sichtbar
macht, wie diese Filme einen eigenen Stil finden. Und Christian Exner
unterwirft in „Alles so schön bunt hier!“ die Schauplätze der „besonderen Kinderfilme“ einem
näheren Blick, die an Orten spielen, an den man noch nie oder zumindest lange
nicht mehr war. Denn statt all der leuchtend bunten, lebens- und farbenfrohen
Prospekte trifft man hier eher auf reale Orte und wirkliche Welten, in denen
nicht immer alles aufgeht, die dafür aber mehr vom wahren Leben erzählen. So
spielt „Mission Ulja Funk“ überall dort, wo man seine eigenen
Kinder nicht gerne sehen möchte. Der Film ist wild und ungestüm und zeigt,
welche Paletten im Kinderfilm möglich sind, wenn die reinen Farben des
Wohlfühlfilms einmal beherzt gemischt werden.