In der bunt zusammengewürfelten Familie von Neiges (Maïwenn) wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, und eine einzige schroffe Geste kann ein fürchterliches Chaos auslösen. Mütter und Töchter, Brüder und Schwestern, Cousins und Cousinen sind immer bereit, sich miteinander streiten. Alles in dieser Familie ist hochexplosiv. Nur am Krankenbett von Emir, dem Patriarchen, der als ehemaliger Kommunist aus Algerien emigriert ist und in einem Pflegeheim langsam sein Gedächtnis verliert, beruhigen sich die Gemüter. Dann freuen sie sich mit dem alten Mann über sein selbst verlegtes Buch, welches seine Lebensgeschichte erzählt, die auch die Geschichte Algeriens ist, des Krieges und der Unabhängigkeit.
Doch dann stirbt Emir, und einer nach dem anderen in der Familie rastet aus. Vor allem Neige, die Älteste von vier Kindern, muss Druck ablassen: Mal kann sie den Leichtsinn ihrer Schwester nicht ertragen, immer hat sie Angst vor ihrer Mutter Caroline (Fanny Ardant), und nur zu gerne hasst sie ihren Vater; lediglich bei ihrem Ex kommt sie zur Ruhe, dessen verlässlicher Humor sie immer wieder auffängt.
Neige klammert sich an jede Reliquie, nimmt die Graburne und die Pyjamas des Verstorbenen mit zu sich, vertieft sich in Geschichten aus Algerien und hat nur noch einen Gedanken im Kopf: zu diesem Land zu gehören, aus dem der Mann stammt, der bisher ihre Stütze im Leben war. Neige macht sogar einen Gentest und will die algerische Staatsangehörigkeit annehmen.
Das biografisch inspirierte Drama von Maïwenn kreist um Themen wie Familie und Herkunft und gewinnt dem Stoff durchaus auch komische Seiten ab. Mitunter kippt „DNA“ aber auch ins Pathos und entgeht auch nicht immer der Gefahr des Narzissmus. Ernsthaftigkeit und überzeugende Darsteller retten den Film aber vor allzu viel Ichbezogenheit, sodass die Widersprüche und Sehnsüchte in einer multikulturellen Familie glaubhaft bleiben. - Ab 14.