Die schwungvoll-schwelgerischen Klänge aus Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ vom Vilja-Lied bis zum fidel-frivolen „Da geh’ ich zu Maxim“ sind Evergreens der Operette – kann man aus diesem Stoff tatsächlich einen Stummfilm machen? Ja, wenn man Erich von Strohheim heißt und den launig-komödiantischen, in einem fiktiven Balkanstaat spielenden Stoff so angeht, dass er sozusagen Zähne entwickelt und bissig-satirisch wird. Strohheims 1925 erschienen Version der Ereignisse rund um Liebeswirren zwischen einer reichen Witwe und einem Grafen ergänzt den Operettenstoff um seine Vorgeschichte und macht daraus eine Travestie um die Dekadenz der Oberschicht und die unselige Rolle, die Geld, Macht und Status im (sexuellen und sonstigen) Verhältnis von Männern und Frauen spielen.
Wie bei vielen Strohheim-Filmen war auch die Entstehung von „Die lustige Witwe“ nicht frei von Konflikten zwischen dem Regisseur und seinen Produzenten, weswegen er seine künstlerische Vision nicht in ganzer Radikalität umsetzen konnte. Nichtsdestotrotz ist „Die lustige Witwe“ nicht nur wegen der üppigen Ausstattung sehenswert, sondern auch wegen seiner satirischen Schärfe.