In den
letzten Jahren läuft der 84-jährige italienische Regisseur Marco Bellocchio, der einst mit „Die Faust in der Tasche“ (1965)
bekannt wurde, zu neuer Hochform auf. Nach der Mafia-Geschichte „Il Traditore - Als Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“, dem sehr persönlichen
Dokumentarfilm „Marx Can Wait“, und der Fernsehserie „Und draußen die Nacht“ über die Entführung von Aldo Moro feierte in Cannes im
Frühling 2023 sein neuer Film „Die Bologna-Entführung - Geraubt im Namen des
Papstes“ Premiere. Auffallend in Bellocchios Lebenswerk sind wiederkehrende
Reflexionen zum Verhältnis zwischen Religion und Macht sowie der Bedeutung von
Träumen und Psychoanalyse. Auch in seinem jüngsten Film „Die Bologna-Entführung“
spielen diese Schwerpunkte eine Rolle.
„Die Bologna-Entführung“ rollt
das Schicksal eines Jungen auf, der im 19. Jahrhundert auf Geheiß von Papst
Pius IX. aus seiner jüdischen Familie in Bologna nach Rom entführt wurde, weil
das Kind einst christlich getauft worden war. Warum lag Ihnen dieser auf realen
Ereignissen beruhende Stoff am Herzen?