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Neuer Kinotipp: „Ich Capitano“ von Matteo Garrone

Das Flüchtlingsdrama „Ich Capitano“ ist neuer Kinotipp der Katholischen Filmkritik

Veröffentlicht am
15. April 2024
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Die Jury der Katholischen Filmkritik hat das italienische Flüchtlingsdrama „Ich Capitano“ von Matteo Garrone zum neuen Kinotipp gekürt. Der Film erzählt von zwei Teenagern aus dem Senegal, die mit großen Träumen ihre Flucht nach Europa angehen. Auf der Reise werden sie ausgenutzt, betrogen und misshandelt, finden aber auch Helfer und nicht zuletzt aneinander einen Halt.


Die Gefährlichkeit der Fluchtroute von Nordafrika über das Mittelmeer ist in den europäischen Medien allgegenwärtig. Erschöpfung, Hunger, Durst, Folter, Tod durch Ertrinken: die Leiden der Menschen, die vor unerträglichen Lebensbedingungen fliehen, verbergen sich oft hinter abstrakten Begriffen und Statistiken. Oder sie werden von rechtsgerichteten Politikern geleugnet und die Flüchtlinge als Gefahr dämonisiert, wie aktuell durch die italienische Regierung.

Der italienische Regisseur Matteo Garrone gibt der Flüchtlingskrise nun zwei Namen und zwei Gesichter. „Ich Capitano“ erzählt von den beiden Cousins Seydou (Seydou Sarr) und Moussa (Moustapha Fall) aus der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Wie viele ihrer Altersgenossen träumen die beiden Teenager von einem besseren Leben in Europa und schlagen die Warnungen der Erwachsenen in den Wind. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Ihre Route führt sie vom Senegal über Mali durch die Sahara bis nach Libyen, wo es dann mit dem Boot nach Italien gehen soll.

Doch die Reise erweist sich als gefährliche Odyssee. An ihre Gegner hat keiner von beiden gedacht: Schleuser, Rebellen, Soldaten, Folterer, Menschenhändler, Verbrecher. Die Jugendlichen werden getrennt und in einem libyschen Gefängnis gefoltert. Während Seydou dank eines mitfühlenden Leidensgenossen freikommt und es nach Tripolis schafft, wo er auf einer Baustelle arbeiten kann, hat Moussa bei einem unverhofften Wiedersehen jeder Mut verlassen. Trotzdem sucht und findet Seydou ein Schiff, mit dem sie die letzte Etappe auf dem Weg nach Europa bewältigen könnten. Doch ihr Leidensweg ist auch da noch keineswegs zu Ende.

Traumsequenzen spiegeln die Hoffnung der Figuren in „Ich Capitano“ (© Greta De Lazzaris / X Verleih AG)
Traumsequenzen spiegeln die Hoffnung der Figuren in „Ich Capitano“ (© Greta De Lazzaris/X Verleih)


Eine humanistische Perspektive

Für die Jury der katholischen Filmkritik ist „Ich Capitano“ ein überzeugender Film mit humanistischer Perspektive, der vor allem jugendliche Zuschauer zur Identifikation mit der Hauptfigur einlädt. Die Entscheidung, Seydous Schicksal anhand einer klassischen Heldenreise zu erzählen, macht den Zugang zu dem Film leicht und ermöglicht unmittelbare Empathie. Auch weil immer wieder gezeigt wird, wie Seydou selber Mitgefühl beweist, in der Sorge um seinen Cousin, in der Wüste bei einer zurückgefallenen Frau, auf dem Flüchtlingsboot im Einsatz für die anderen leidenden Menschen. Der anfangs naive junge Mann wandelt sich zum Überlebenskämpfer, der Verantwortung für andere übernimmt.

Die Jury merkte an, dass „Ich Capitano“ bewusst emotionalisieren und große Bilder bieten will. Dabei bleibt der Film aber nah an den Charakteren, die immer authentisch wirken. Den naturalistischen Szenen stellt die Regie surreale Momente in Traumsequenzen entgegen, welche die hoffnungsvolle Weltsicht des Helden widerspiegeln. Diese spielen genau wie die traditionelle Religion an entscheidenden Stellen eine wichtige Rolle und verdeutlichen, dass der Mensch immer auf Hilfe angewiesen bleibt. Zugleich wird die Verbundenheit mit Familie und Heimat durchgängig spürbar, trotz des Willens, in die Fremde zu gehen.

Die Jury hob auch hervor, dass es gerade ein italienischer Regisseur ist, dessen Film sich erfolgreich bemühe, der afrikanischen Perspektive gerecht zu werden. Die sonst oft wenig sichtbare Lebensgeschichte und Motivation von Geflüchteten erhält eindrücklich Kontur und umschifft naheliegende Klischees. „Ich Capitano“ berührt und ist politisch hochbrisant, gerade auch in den mitunter drastischen Bildern.

"Ich Captiano" läuft seit 4. April in den deutschen Kinos (X Verleih)
"Ich Captiano" läuft seit 4. April in den deutschen Kinos (© X Verleih)


Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.

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