Blue Car - Poesie des Sommers

Drama | USA 2002 | 84 Minuten

Regie: Karen Moncrieff

Eine sensible 18-Jährige muss sich um ihre verhaltensgestörte kleinere Schwester kümmern. Obwohl sie selbst unter der Trennung ihrer Eltern leidet, glaubt sie, in ihrem Englischlehrer einen Mentor gefunden zu haben, der ihre literarischen Fähigkeiten fördert, muss aber erkennen, dass dieser eher sinistere Absichten verfolgt. Einfühlsames, gefühlvoll gespieltes Drama um Adoleszenz, Einsamkeit und Selbstfindung, effektvoll inszeniert, mit gut entwickelten Charakteren. In der Hauptrolle eindringlich zwischen Hilflosigkeit und Verletzbarkeit gespielt. - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
BLUE CAR
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Peer Oppenheimer Prod.
Regie
Karen Moncrieff
Buch
Karen Moncrieff
Kamera
Rob Sweeney
Musik
Adam Gorgoni · Stuart Spencer-Nash
Schnitt
Toby Yates
Darsteller
David Strathairn (Tony Auster) · Agnes Bruckner (Megan Denning) · Margaret Colin (Diane) · Frances Fisher (Delia Auster) · A.J. Buckley (Pat)
Länge
84 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar der Regisseurin sowie ein Feature mit 13 nicht verwendeten Szenen, inklusive eines alternativen Filmanfangs.

Verleih DVD
Buena Vista (16:9, 1.85:1, DD2.0 engl., DD5.1 dt.)
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Diskussion
In ihrem auf 35mm gedrehten Spielfilmdebüt erzählt Karen Moncrieff einfühlsam die Geschichte einer Selbstfindung: Mehr und mehr vertraut sich die 18-jährige Megan ihrem Literaturlehrer an, dem ihre Gedichte gefallen und der ein offenes Ohr für ihre Lebensprobleme hat. Sie leidet darunter, dass der Vater die Familie verließ, die überarbeitete Mutter nur noch mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, und sie sich neben Schule und Job um ihre kleine Schwester kümmern muss, deren krankhaftes Verhalten sie überfordert. In dieser Situation wird der sensible Lehrer zum Vaterersatz, der ihr Geborgenheit schenkt, und als literarisches Vorbild Selbstachtung und Mut verleiht, an einem Lyrikwettbewerb teilzunehmen. Immer mehr sucht sie seine Nähe und Liebe, immer schwieriger wird es für den verheirateten Lehrer, die Distanz zu seiner begabten und schönen Schülerin zu wahren. Als sie sich vor dem finalen Lyrikwettbewerb in Florida wiedertreffen, und er die Gelegenheit nutzt, mit ihr zu schlafen, wird die Nähe zur beklemmenden Distanz, in der Megan erkennt, was für ein Mensch ihr Lehrer wirklich ist. Eine große, menschliche Enttäuschung, auf die die junge Frau in ihrer eigenen Weise reagiert. Am Wettbewerbstag trägt sie nicht ihr Poem „Blue Car“ vor, das ihre Sehnsucht nach Geborgenheit reflektiert, sondern entwickelt aus einer Rede ein neues Gedicht, das ihrer seelischen Verletzung in expressiven Metaphern einen ebenso ergreifenden wie wahrhaftigen Ausdruck verleiht. Da in dieser Szene die Quintessenz des Films liegt, muss sie hier verraten werden, zumal die verkürzte Beschreibung der Story eine klischeereiche Geschichte vermuten lässt. Mit geringem Budget inszenierte Karen Moncrieff ihr eigenes Drehbuch, für das sie 1998 mit einem Stipendium belohnt wurde. In ihrem Making-Off-Kommentar zum Film wird deutlich, dass einige Sequenzen nach dem Verkauf an Miramax nicht nur der Stärkung der Haupthandlung, sondern auch den Zwängen der Vermarktung geopfert wurden. Tatsächlich bleiben so manche Details der Geschichte undeutlich und erklären sich nur mit den auf der DVD mitgelieferten, herausgeschnittenen Sequenzen. Trotzdem kann das stille Drama einer Selbstfindung überzeugen. Viel dazu trägt die feinfühlige Kameraarbeit Rob Sweeneys bei, die es wie ein Porträtfotograf versteht, Gesichter sprechen zu lassen. Zudem fand die Regisseurin in der (während der Dreharbeiten im Jahr 2001) erst 16-jährigen Agnes Bruckner eine Idealbesetzung, die mal wie ein Kind, mal wie eine erwachsene Frau wirkt, deren Hilflosigkeit und Verletzbarkeit sie eindringlich darstellen kann. Moncrieffs Inszenierung konzentriert sich ganz auf die Darsteller, wodurch Räume – innen wie außen – allenfalls noch Beiwerk zur Charakterisierung sind, was durch die oft konventionellen filmischen Mittel, etwa den simplen Dialogschnitt, verstärkt wird. Dies ist schade, denn gerade die Sequenzen mit dem titelgebenden, blauen Auto zeigen, dass die Regisseurin in ganz einfache Motive viel Phantasie legen kann.
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