Horror | USA 2019 | 94 Minuten

Regie: Michael Chaves

Einen nach dem Leben kleiner Kinder dürstenden mexikanischen Geist verschlägt es ins Los Angeles der 1970er-Jahre, wo sich eine alleinerziehende Mutter als Mitarbeiterin des Jugendamts mit unerklärlichen Morden konfrontiert sieht. Erst als sich auch in ihrem eigenen Haus seltsame Vorkommnisse einstellen, bemüht die skeptische Frau den Beistand eines Exorzisten. Formelhafter, wenig subtiler Horrorfilm im Dunstkreis anderer Reihen um paranormale Erscheinungen. Die Anleihen bei mittelamerikanischer Geisterfolklore gibt er bald beliebigen und plumpen Schockelementen preis. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CURSE OF LA LLORONA
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Atomic Monster/New Line Cinema
Regie
Michael Chaves
Buch
Mikki Daughtry · Tobias Iaconis
Kamera
Michael Burgess
Musik
Joseph Bishara
Schnitt
Peter Gvozdas
Darsteller
Linda Cardellini (Anna Tate-Garcia) · Marisol Ramirez (La Llorona) · Raymond Cruz (Rafael Olvera) · Patricia Velasquez (Patricia Alvarez) · Sean Patrick Thomas (Detective Cooper)
Länge
94 Minuten
Kinostart
18.04.2019
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Horror
Externe Links
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Heimkino

Die Editionen enthalten eine Audiodeskription für Sehbehinderte (die BD sogar in englischer und deutscher Sprache). Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die umfangreichere BD enthält indes u.a. ein Feature mit sechs im Film nicht verwendeten Szenen (11 Min.) sowie ein Feature mit sieben animierten Storyboard-Sektionen (18 Min.).

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 2.35:1, dolby_ATMOS engl., DD5.1 dt.)
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Formelhafter, wenig subtiler Horrorfilm, der die mexikanische Legende des weiblichen Todesboten „La Llorona“ für ein paranormales Schreckensszenario nach Schema F ausbeutet.

Diskussion

Einst lebte im Süden eine fromme Mexikanerin. Sie war die schönste Jungfrau weit und breit und bekam denn auch einen angemessen stattlichen Rittmeister zum Mann. Doch Jahre später wurde ihr Leben im Kreise der Familie mit zwei jungen Kindern jäh getrübt, als sie ihren Mann in den Armen einer Jüngeren fand. Von allen guten Geistern verlassen nahm sie ihrem Mann das Liebste, was er sich vorstellen konnte, nämlich die Kinder, indem sie sie gnadenlos in einem nahen Fluss ertränkte. Als sie erkannte, was sie Schreckliches getan hatte, setzte sie im Wahn auch ihrem Leben ein Ende. Nun geistert ihre rastlose Seele als Fluch umher, immer auf der Suche nach kleinen Kindern, die sie mit in den feuchten Tod ziehen kann.

Wie es der Film „Lloronas Fluch“ will, wabert besagter Fluch aus dem 17. Jahrhundert in den 1970er-Jahren gen Norden und macht auch vor der US-amerikanischen Metropole Los Angeles nicht halt. Davon weiß indes Anna Tate-Garcia vom Jugendamt noch nichts, als sie zu einer bekannten Problemfamilie gerufen wird. Eine Mutter soll da ihren beiden Kindern Leid antun. Anna findet die beiden Jungen dann auch unter höchst mysteriösen Umständen in einem dunklen, mit unheimlichen Augensymbolen verzierten Kleiderschrank der kleinen Wohnung. Es sei nur zu deren Besten, wimmert die verzweifelte Mutter, als die vollkommen verstörten Kinder in ärztliche Obhut gegeben werden. Eine trügerische Obhut, denn mitten in der Nacht findet man die Kinder am Rand des kanalisierten Flusses. Anna steht vor einem Rätsel. Nur für Mutter Patricia steht fest: La Llorona hat die grausame Tat begangen!

Die skeptische, ihre zwei Kinder ebenfalls allein erziehende Beamtin wird bald erkennen müssen, dass es in dem Fall in der Tat nicht mit rechten Dingen zugeht. Schlimmer noch: Etwas Übersinnliches scheint auch schon Einlass in ihr eigenes Haus gefunden zu haben.

Zwischenschauder mit Gruselpuppe Annabelle

Folkloristische Geistergeschichten sind immer eine solide Grundlage für Hollywood-Horror, zumal sie sich so wunderbar mit Erfolgsfranchises wie dem schon abgeebbten „Paranormal Activity“ oder dem trefflich prosperierenden „Conjuring“-Universum verquicken lassen. Produzent James Wan (Insidious“, „The Conjuring“, „The Nun) lässt es sich daher auch nicht nehmen, für einen Zwischenschauder kurz mal auf seine Gruselpuppe Annabelle zu verweisen.

Muss man nicht, kann man aber machen, um einem eher mediokren Geisterfilm den Anschein zu geben, er sei Teil eines weltumspannendes Horrornetzwerks, in dem böse Nonnen, Puppen und Poltergeister, von Großbritannien über die USA bis nun hin nach Mexiko eine Corona des Unheils hinterlassen.

Nun also: Mexiko. Man hat zwangsläufig das ungute Gefühl, die Geografie sei hier nur aus dem einen Grund gewählt, um bei der lateinamerikanischen Community in den USA Kasse zu machen. Denn um ein ernsteres Abtauchen in „fremdländische“ (Geister-)Folklore geht es hier kaum.

Protagonisten aus Hollywoods Geisterfundus

Ist der erzählerische Grund erst einmal abgesteckt, wirken hier doch nur wieder alle formelhaften Protagonisten aus Hollywoods Geisterfundus: Ein Priester, der das Unheimliche mit der rationalen Welt verknüpft, ein schrulliges Exorzismus-Medium, das mit esoterischem Krimskrams dem Geist mehr den Weg bereitet, als ihn zu bannen, und schließlich eine Familie, die als Betroffene dann doch letztlich auf sich allein gestellt das Böse bannen muss, weil in der Hollywood-Denkungsart eben nur eine Familie den Nukleus des Guten darstellen kann. Lang, lang ist es her, dass Alan Parker in einem Meisterwerk wie Angel Heart so verstörend akribisch wie realistisch in die Hölle von Voodoo, Teufelskult und Südstaatenfolklore einführte.

In „Lloronas Fluch“ ist es letztendlich doch nur wieder ein austauschbarer Geist, der ob des billigen Effekts wegen nach Belieben und wenig subtil auf der Bildfläche erscheint, um für kaum originellen Geisterbahn-Grusel zu sorgen. Dabei hätte die Geschichte prinzipiell durchaus viel Potential. Doch die in Ansätzen aufgebaute Stimmung wird zusehends an bewährte Formelhaftigkeit verschenkt. Symptomatisch dafür ist das Finale, das sicher einmal anders geplant war. Denn dem Fluch um den Geist der kindermordenden Mutter sollte im Showdown offensichtlich zunächst mit „Liebe“ begegnet werden. Eine schöne Vorstellung. Doch auch eine unspektakuläre. Daher setzt man dann doch auf grafische Action. Pauken und Trompeten sind im Zweifel eben eingängiger als ein verhaltenes, emphatischeres Decrescendo. So bekommt die „Geisterbahnfahrt“ ihr explizites Finale und ein Film einen „unsinnlichen“ Schluss, auf dem sich im Zweifel trefflich neu aufbauen lässt. Alles wie gehabt.

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